Wolfratshausen/Bad Tölz:Rektoren am Limit

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Die Leiter von Grund- und Mittelschulen schultern mehr und mehr Aufgaben. Und sie klagen über fehlendes Verwaltungspersonal.

Bernhard Lohr

Sie führen eine Klasse, halten das Sekretariat am Laufen und sind zuständig für alles und jeden: Schulleiter an Grund- und Mittelschulen im Landkreis sehen sich wachsenden Anforderungen gegenüber, und viele fühlen sich dabei im Stich gelassen. Die Schuld geben sie vor allem der Kultusbürokratie in München, die neue Konzepte entwickelt, aber die Schulen personell knapp hält. Die Rektorin der Geretsrieder Mittelschule hat mit einer Überlastungsanzeige ans Schulamt in Bad Tölz klar gemacht, dass für sie eine Grenze erreicht ist. Sie steht damit im Landkreis nicht alleine.

Die Lage an der Geretsrieder Mittelschule mit ihren beiden Schulhäusern ist auf den ersten Blick nicht mit der an anderen Schulen vergleichbar. Schließlich leitet die Rektorin eine Brennpunktschule, mit vielen Kindern auch aus sozial schwierigen Verhältnissen, und das an zwei Standorten. Doch tatsächlich treten dort mit unbesetzten Sekretariaten und einer Flut zu bewältigender Aufgaben Probleme nur deutlicher zu Tage, die es anderswo in verschiedenen Abstufungen seit vielen Jahren auch gibt. Christian Müller, Rektor der Mittelschule in Bad Tölz, sagt, die Aufgaben hätten sich stark vermehrt. "Irgendwann müsste man schauen, dass man wieder Freiräume schafft." Mehr Verwaltungspersonal wäre absolut hilfreich.

An der Grundschule in Wackersberg finanzieren Eltern über einen Förderverein drei Sekretariatsstunden in der Woche, und schaffen es heuer, weil 2011/2012 eine Kombiklasse weggefallen ist, doch nur, dass das Büro statt an zwei Tagen nur an einem verwaist ist. An der wie in Geretsried in zwei Gebäude aufgeteilten Grundschule Eurasburg-Beuerberg ist das Sekretariat im Beuerberger Gebäude an vier Tagen bis 11.30 Uhr besetzt.

Schulleiter Frank Schwesig muss es darüberhinaus heuer noch verkraften, dass er eine Klasse führt. Weil die Schülerzahl unter 180 gefallen ist, muss er nach seiner Darstellung die Schule in zwei Gebäuden ohne ordentlich - mit entsprechender Bezahlung und Stundenzahl - zugewiesenem Konrektor leiten. Schwesig bereitet den Unterricht vor, führt Elterngespräche, organisiert Informationsabende und bewertet mittlerweile, was früher das Schulamt machte, die Lehrer in seinem Kollegium. "Das passt hinten und vorne nicht mehr zusammen." Er habe das Gefühl, den Kindern nicht mehr gerecht zu werden, sagt er, und gesteht: Das sei "frustrierend".

Engagierte Schulleiter sehen, was an ihrer Schule zu tun ist oder noch zu tun wäre, und stoßen an die Grenzen dessen, was machbar ist. Dabei ist die Problemlage überall etwas anders. Die Geretsrieder Rektorin Eva-Maria Hörmann sagt, die Gesellschaft habe sich massiv verändert. Ihre Stadtschule müsse heute das Elternhaus ersetzen. "Es gibt so viele, viele Sachen, die man machen müsste." Die zwei Schulsozialarbeiter an ihrer Schule hält sie für unverzichtbar. Wie die Mittelschule die jetzt politisch geforderte und im Grundsatz von ihr unterstützte Inklusion von Kindern mit Behinderung umsetzen soll, ist ihr bei der aktuellen Personalausstattung ein Rätsel.

Brigitte Leick von der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried hat Sozialarbeit beantragt, sie will Ganztagesangebote schaffen und integriert bereits jetzt 24 Kinder mit verschiedensten Behinderungen in ihren Regelklassen. Dafür kommt für einige Stunden eine Sozialpädagogin ins Haus. Sie leistet Inklusion, ohne eine Inklusionsschule zu sein. Wie das ohne mehr Personal ausgebaut werden soll, weiß sie nicht. "Eine Lösung von Problemen zum Nulltarif, das geht nicht." Leick hat wie Hörmann eine Überlastungsanzeige gestellt, um arbeitsrechtlich auf der sicheren Seite zu sein, sollten Fehler unterlaufen. Die Anzeige wird laut Schulamt an das Ministerium weitergeleitet. (Kommentar)

© SZ vom 13.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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