Isar-Loisach-Kraftwerk:Stadt will Natur und Flößer schützen

Isar-Loisach-Kraftwerk: Am Loisach-Isar-Kanal soll ein Wasserkraftwerk errichtet werden.

Am Loisach-Isar-Kanal soll ein Wasserkraftwerk errichtet werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Bauausschuss diskutiert über das geplante Wasserkraftwerk am Loisach-Isar-Kanal. das Gremium befürchtet Eingriffe in das Fauna-Flora-Habitat und Auswirkungen auf den Wasserpegel.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Welche Auswirkungen wird das Wasserkraftwerk, das am Loisach-Isar-Kanal zwischen den Ortsteilen Farchet und Weidach entstehen soll, auf das angrenzende FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) und auf die Wasserführung der Loisach haben? Mit dieser Frage hat sich der Bauausschuss des Wolfratshauser Stadtrats beschäftigt, der im wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren zur Stellungnahme aufgefordert war. Die Wasserkraftwerk Farchet GmbH plant dort die Installation einer sogenannten Kaplanturbine, das ist ein Generator, der über ein verstellbares vertikales Laufrad verfügt.

Die Einrichtung soll nach ihrer Fertigstellung, die innerhalb von etwa zehn Monaten möglich ist, eine Leistung von 6500 Megawattstunden erzielen. Notwendig ist dafür eine Fallhöhe von 4,50 Meter, wozu der Kanal entsprechend vertieft werden müsste.

Flößer befürchten Auswirkungen auf den Pegel der Loisach

Ein wichtiger Aspekt ist die Zufahrt zur Baustelle, die den aktuellen Plänen zufolge über die Mehrzweckhalle Farchet und den anschließenden Rad- und Fußweg erfolgen soll. Die Stadt Wolfratshausen würde dagegen eine Zufahrt über den südlich des Kanals verlaufenden Rad- und Fußweg bevorzugen mit der Begründung, dass dort ein wesentlich geringerer Eingriff in die Natur notwendig wäre und weniger Bäume gefällt werden müssten. Der Stadt wäre eine Zufahrt über die Bundesstraße 11 bis zur Brücke und zur Grubigsteinstraße und von dort über den Fuß- und Radweg bis zur Baustelle lieber. Einen weiteren Vorteil sieht die Verwaltung bei einem solchen Prozedere für die Fußgänger, da der stark frequentierte nördliche Rad- und Fußweg nicht vollständig gesperrt werden müsste.

Bedenken gegen die aktuelle Planung hegt die Stadt schließlich im Zusammenhang mit der Wasserführung - durch die Baumaßnahme könne zu bestimmten Zeiten auch der Pegel der Loisach betroffen sein und damit die Flößerei. Als "Internationale Flößerstadt" müsse Wolfratshausen aber darauf bedacht sein, dass in der Saison von Mai bis September die Weidacher Flößereibetriebe über genügend Wasser verfügen, um vom Ufer ablegen zu können. Hier sei der Bestandsschutz zu gewährleisten. Dies wurde auch in der Ausschuss-Debatte hervorgehoben: Das Kastenmühlwehr müsse mit der nötigen Mindestwassermenge bedient werden, betonte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung). Man dürfe "der Flößerei nicht das Wasser abgraben". Im Zusammenhang mit der Frage, ob wertvolle Biotopflächen austrocknen könnten, verwies der Bürgermeister auf die Kompetenz des Wasserwirtschaftsamts, mit dem man im Gespräch sei.

Das Wasserwerk soll Strom für 1200 Haushalte liefern

Hans Schmidt (Grüne) sorgte sich wegen der die ökologischen Folgen des Projekts. Er stellte drei Anträge, die alle einhellig vom Bauausschuss angenommen wurden. Demnach muss die Mindestwassermenge der Loisach so groß sein, dass Flora und Fauna des FFH-Gebiets nicht geschädigt werden. Die Menge müsse durch ein Gutachten bestimmt und regelmäßig messtechnisch überwacht werden. Die ermittelten Werte sind Schmidts Antrag zufolge zu protokollieren und sollen im Internet öffentlich zugänglich sein. Auch der Eingriff in das FFH-Gebiet, so Schmidts dritte Forderung, müsse "detailliert beschrieben und dargestellt werden".

Bedenken machte Josef Praller geltend: Er stellte die Frage, "warum wir an dieser sensiblen Schnittstelle zum FFH-Gebiet eingreifen". Besorgt ist der BVW-Stadtrat vor allem wegen eines vorgesehenen Baustellen-Zwischenlagers, das einen Erdaushub von 4000 Kubikmetern nötig mache. Die Vorteile des Projekts, das 1200 Haushalte versorgen könne, seien andererseits nicht von der Hand zu weisen. Es sei "ein Abwägungsprozess" zwischen Ökologie und Ökonomie.

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