Kinderbetreuung:Zahlen für die Zwischenlösung

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Die Stadt Wolfratshausen stellt sich selbst und den örtlichen Eltern die Frage nach dem nötigen Ausbau der Kinderbetreuung. Am 26. Januar soll eine Krippengruppe in der einstigen Landwirtschaftsschule in Betrieb gehen.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen sieht sich bei der Planung der Kindergarten- und Krippenplätze zunehmend unter Zeitdruck und appelliert an betroffene Eltern, ihren Bedarf für September jetzt anzumelden. Um zu eruieren, wie viele Plätze im Herbst gebraucht werden, hat die Stadtverwaltung an 600 Haushalte mit Klein- und Kindergartenkindern Fragebögen geschickt, die bis 31. Januar ausgefüllt und abgegeben sein sollen. Der Rücklauf lässt bisher allerdings noch zu wünschen übrig.

"Das erschlägt uns nicht gerade", sagt Rathaus-Geschäftsleiter Franz Gehring. Bis jetzt hätten sich erst an die 100 Eltern geäußert. So soll nicht nur angegeben werden, ob ein Kindergarten- oder ein Krippenplatz benötigt wird, sondern auch, ob für Kinder, die in die Schule kommen, ein Betreuungsplatz erforderlich ist, und falls ja, ob an einer kurzen oder langen Mittagsbetreuung Interesse besteht. "Die Eltern sollten sich bewusst sein, dass wir nur reagieren können, wenn wir konkrete Zahlen haben", appelliert Gehring an die Kooperationsbereitschaft der Wolfratshauser Väter und Mütter. "Die Fragebögen sind vor allem für sie wichtig."

Um den Bedarf abzudecken, bis ein neuer Kindergarten mit mehreren Gruppen bezugsfertig ist, muss sich die Stadt mit Provisorien behelfen. Diese Übergangszeit kann freilich mehrere Jahre dauern, denn für den geplanten neuen Kindergarten samt Krippe liegt noch nicht einmal eine Standortentscheidung des Stadtrats vor. Zu den Zwischenlösungen zählt das Gebäude der früheren Landwirtschaftsschule, wo nach deren Abzug eine Gruppe eingerichtet wird. Die Umbauarbeiten sind derzeit im Gange, wegen des Umzugs konnte mit den Arbeiten jedoch erst verspätet begonnen werden. Am 26. Januar soll dort eine eingruppige Einrichtung eröffnet werden, für mehr Kinder liegt derzeit keine Betriebserlaubnis vor. Die kurzfristig nötigen Umbauarbeiten hätten für die Stadt "einen Bauchaufschwung" bedeutet, sagt Gehring. Man hoffe, damit ein halbes Jahr überbrücken zu können. Eine Erweiterung dort hält er für grundsätzlich möglich.

Rathaus-Geschäftsleiter Franz Gehring würde sich von den Eltern mehr Angaben zu ihrem Bedarf an Betreuungsplätzen für die Kinder wünschen. (Foto: Pöstges)

Als Provisorium hat die Stadt auch die mobile Gebäudeanlage an der Königsdorfer Straße im Visier, die derzeit noch von der Freien Waldorfschule genutzt wird. Gerade hier sei es für die Stadt nötig, bald Klarheit vor allem über die Zahl der nötigen Krippenplätze zu bekommen, denn die müsse man mit wesentlich größerem Aufwand herrichten. Drei bis vier Gruppen könnten nach Gehrings Einschätzung dort Platz finden. Als weitere Option steht noch die Kindertagesstätte an der Badstraße im Raum, wo eine zusätzliche Krippengruppe geplant ist. Dies alles zusammen sollte bis zum Bau der geplanten neuen Kita dann vorläufig ausreichend sein - "sofern wir nicht völlig überrannt werden".

Dass die Zeit drängt, ist auch den politisch Verantwortlichen klar. Das Thema sei bei der letzten Klausurtagung besprochen worden, bestätigt der Zweite Bürgermeister und SPD-Stadtrat Fritz Schnaller, dabei sei es insbesondere um die Standortfrage für die neue Tagesstätte gegangen. Einschlägige Untersuchungen dazu beschäftigen sich Schnaller zufolge vor allem mit baurechtlichen Aspekten, alle Varianten seien mit Vor- und Nachteilen verbunden. Dass die Zeit drängt, sei allen Beteiligten klar: "Ein weiterer Aufschub ist nicht mehr erlaubt", sagt Schnaller, schließlich sei die Standortfrage für die neue Kita ein halbes Jahr zwischen den Fraktionen hin- und hergeschoben worden.

Er wolle Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) nicht vorgreifen, sagt Schnaller, aber er rechne damit, dass innerhalb der ersten drei Monate des neuen Jahres eine Entscheidung im Stadtrat fallen wird. Von dem ursprünglichen halben Dutzend Standortvorschlägen seien nur noch drei bis vier in der engeren Wahl. Unüberwindbare parteipolitische Klippen sieht Schnaller mittlerweile nicht mehr: "Das Arbeitsklima ist so, dass wir zwar manchmal kontrovers diskutieren, aber trotzdem in die gleiche Zielrichtung." Dies hält Schnaller gerade mit Blick auf die künftige Bedarfsentwicklung für nötig - bald müsse man womöglich nicht mehr nur von einer Abdeckung von 50-Prozent, sondern von zwei Dritteln ausgehen. Denn der Trend gehe dahin, dass immer mehr Eltern die gesetzlichen Ansprüche einfordern.

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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