Wolfratshausen:Wohnungen statt Denkmäler

Bei einer Podiumsdiskussion des Historischen Vereins lässt Bürgermeister Helmut Forster deutlich erkennen: Im Fall des Falles wäre er bereit, auf das alte Krankenhaus zu verzichten.

Von Barbara Szymanski

Wolfratshausen: Ein schmuckes Gebäude, aber nur aus der Vogelperspektive:Das denkmalgeschützte alte Krankenhaus müsste saniert werden, stattdessen steht ein Abbruchantrag im Raum. Das große Anwesen gilt als Filetstück, Bürgermeister Helmut Forster würde es gern für Wohnbebauung nutzen.

Ein schmuckes Gebäude, aber nur aus der Vogelperspektive:Das denkmalgeschützte alte Krankenhaus müsste saniert werden, stattdessen steht ein Abbruchantrag im Raum. Das große Anwesen gilt als Filetstück, Bürgermeister Helmut Forster würde es gern für Wohnbebauung nutzen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bürgermeister Helmut Forster bleibt dabei: Das denkmalgeschützte alte Krankenhaus an der Sauerlacher Straße muss irgendwann weichen für preiswerten Wohnraum. Das betonte er gleich zu Beginn der mit über 60 Zuhörern gut besuchten Podiumsdiskussion mit dem Titel "Denkmalschutz", zu der der Historische Verein in die evangelische Kirche eingeladen hatte. "Wir müssen die Wohnungsnot bekämpfen und für die Sicherheit unserer Bürger sorgen. Das ist wichtiger als Denkmalerhalt", stellte Forster fest. Die Kritik, dass die Stadt nicht auf den Denkmalschutz nicht achte, wies Forster gleichwohl zurück. Dies könne man beispielsweise am instandgesetzten Alten Vermessungsamt erkennen, für das man einen geeigneten Investor gefunden habe.

Was den Fall altes Krankenhaus betrifft, ließ sich Forster auch von Nikolaus Könner, dem Hauptkonservator beim Landesamt für Denkmalpflege, nicht überzeugen. Könner betonte, dass das im Jahr 1823 im Biedermeierstil erbaute Kranken- und Armenhaus "von herausragender Bedeutung für die Sozialgeschichte ist, und zwar weit über Wolfratshausen hinaus". Der Experte empfahl, sehr sorgfältig abzuwägen, ob Wolfratshausen darauf verzichten könne. Auf den Einwand von Forster, dass sich die Stadt den Erhalt des alten Krankenhauses gar nicht leisten könne, stellte Norbert Göttler, Bezirksheimatpfleger Oberbayern, fest, dass es für solche Fälle durchaus finanzielle Hilfe vom Bezirkstag geben könne. Der Bezirkshaushalt weise 2,5 Millionen Euro pro Jahr für Denkmalerhalt aus. Dieser Betrag sei bisher nie gekürzt, im Gegenteil sogar jährlich um zehn Prozent aufgestockt worden. "Wenn es eine Lösung gibt für den Erhalt, dann steht das alte Krankenhaus ganz oben auf der Liste", sagte Göttler. Auf die Frage von Moderatorin Sybille Krafft, ob nicht auch der Landkreis einen Scheck für den Krankenhauserhalt ausstellen könnte, hielt sich Landrat Josef Niedermaier bedeckt. Es sei allenfalls ein geringer Zuschuss möglich. Könner wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich gegebenenfalls auch der Entschädigungsfonds des Denkmalamtes sowie der Bayerischen Landesstiftung anzapfen ließen. Allerdings erst, wenn die herausragende Bedeutung und die Dringlichkeit geprüft seien und ein Konzept für eine sinnvolle Nutzung vorliege.

Bürgermeister Forster blieb dabei: "In unserer Stadt gibt es wichtigere Denkmäler. Die Altstadt ist sowieso ein einziges Denkmal. Was wir brauchen, sind Wohnungen." Welche wichtigeren Denkmäler als das alte Krankenhaus derzeit zu erhalten seien, sagte Forster nicht. Er beklagte sich stattdessen, dass sich das Denkmalamt nicht mit den Kommunen abspreche. "Da kommt eine Mitteilung und Ende."

Könner bemerkte, dass das alte Krankenhaus noch immer nicht im Bebauungsplan als Denkmal verzeichnet sei, und das, obwohl das Gebäude schon seit 1980 in den Denkmalschutzliste stehe. Dazu nahm Forster nicht Stellung.

Moderatorin Krafft versuchte, eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung ins Gespräch zu bringen. Der Umgriff um das Gebäude sei großzügig, da lasse sich das Denkmal mit einem Neubau doch gut verbinden. Könner zeigte sich gegenüber einer solchen Nutzung aufgeschlossen. "Denkmalpflege ist keine Käseglocke, wir sind zu Kompromissen bereit." Dem stimmte auch der Bezirksheimatpfleger zu: "Es lohnt sich, ein Denkmal zu erhalten und es dennoch nach zeitgemäßen Ansprüchen zu nutzen." Ursula Scriba vom Ostuferschutzverband schlug einen städtebaulichen Wettbewerb vor und erhielt dafür kräftigen Applaus vom Publikum.

Angesprochen bei der Diskussion wurde auch der genehmigte Abrissantrag. Landrat Niedermaier bestätigte, dass eine Abbruchgenehmigung vorliege, aber seines Wissens momentan nicht an einen Abbruch gedacht werde. Das bestätigte Forster. Das stehe derzeit nicht zur Diskussion. Schließlich sei das Gebäude ja noch bewohnt.

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