Wolfratshausen:"Willkür - ja"

Die Kunstmeile vier hat ein merkwürdiges Nachspiel.

Von Wolfgang Schäl

Als Horst H. Vogt gemeinsam mit seiner Frau vor fünf Jahren nach Wolfratshausen kam, meinte er, den idealen Platz für sein Leben im Ruhestand gefunden zu haben. Er bezog eine schöne Wohnung, interessierte sich sehr für die hiesige Politik und für den lokalen Kunstbetrieb und trat mit eigenen Gestaltungsvorschlägen an die Öffentlichkeit. Damit ist es jetzt vorbei. Nach einer heftigen Kontroverse mit der Vereinigung Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) fühlt sich Vogt in der Stadt "geächtet", während der LAW-Vorsitzende Hans-Werner Kuhlmann über Vogt nur zwei eisige Worte über die Lippen bringt: "Kein Kommentar".

Es ist das Ende einer verbalen Eskalation, die bestes Anschauungsmaterial wäre für jedes Kommunikationsseminar. Begonnen hatte sie 2013 im Zusammenhang mit der Wolfratshauser "Kunstmeile Vier", als Vogt gemeinsam mit einem Künstler, dem Metallbildhauer Phillip Hönicke, Fotos im Schaufenster des Bekleidungshauses Boodevaar am Untermarkt ausstellen wollte. Hierbei fühlte sich die LAW als Organisatorin der Kunstmeile offenbar übergangen, obwohl Ines Boodevaar, die Inhaberin des Hauses, die Idee eigentlich für gut hielt. Was darauf einsetzte, war Boodevaar zufolge "ein ganz unglückseliger E-Mail-Verkehr", und dabei seien von beiden Seiten "böse und beleidigende Worte" gefallen. Da habe keine der beteiligten Parteien "eine weiße Weste".

Obwohl Vogt sein Angebot, bei Boodevaar auszustellen, zwischenzeitlich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, schwappte der Ärger bis ins Rathaus, weil die dortige Leiterin der Stabsstelle für Citymanagement, Wirtschaftsförderung und Tourismus, Gisela Gleißl, qua Amt dem Beirat der LAW angehört und in dieser Sache auch Bürgermeister Helmut Forster ansprach, zum Unwillen von Vogt. Er habe ihr nicht das Mandat gegeben, über den Vorgang mit dem Bürgermeister zu sprechen. Die übrigen Beiratsmitglieder der LAW, so Vogt, dürfe sie notfalls informieren, wiederum mit Ausnahme von Arnold Sedlmayr.

Vogt und Sedlmayr sind einander in besonderer Abneigung verbunden, nachdem Letzterer, im Einverständnis mit dem LAW-Vorsitzenden Kuhlmann, den missliebigen Horst Vogt aus der Datenbank des Web-Blogs "Kunstblog für Wolfratshausen" gelöscht hatte. Darin erkannte dieser "eine Diskreditierung vor der Künstler-Gemeinschaft", ja sogar "eine Beschädigung meiner Person im gesellschaftlichen Umfeld" und brandmarkte das Verhalten der LAW als einen "Akt der Willkür". Man habe es nicht einmal für nötig gehalten, ihn darüber zu informieren. Auf seinen Protest habe er dann von Sedlmayr die schlichte Antwort "Willkür - ja" erhalten, die Vogt nun vollends aus der Fassung brachte. Die Duldung eines solchen Willküraktes sei "eine Ungeheuerlichkeit", zumal die LAW schließlich von der Stadt gefördert werde - in den Jahren 2010 bis 2012 habe sie nach Auskunft der Wolfratshauser Kämmerei 10 000 Euro an Zuschüssen bekommen.

Als Ultima Ratio sah Vogt nur noch die Möglichkeit, im Vorfeld der nächsten LAW-Jahresversammlung am kommenden Montag an die Öffentlichkeit zu treten, um sich so Gehör zu verschaffen. Seine Hoffnungen wird Vogt indessen begraben müssen. Auf die Frage, ob man in der Versammlung denn über den Fall sprechen werde, antwortete Kuhlmann immerhin mit einem ganzen Satz: "Das wird kein Thema."

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