Wolfratshausen:Vom Loisachufer zur Umgehungsstraße

Was die beiden Stichwahlkandidaten Klaus Heilinglechner und Fritz Meixner wollen - ein Vergleich.

Von Wolfgang Schäl

Wolfratshausen: Sie stehen sich am kommenden Sonntag als Bürgermeister-Kandidaten gegenüber: Fritz Meixner (rechts) und Klaus Heilinglechner.

Sie stehen sich am kommenden Sonntag als Bürgermeister-Kandidaten gegenüber: Fritz Meixner (rechts) und Klaus Heilinglechner.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Am kommenden Sonntag ist Stichwahl in Wolfratshausen, die Zahl der Bewerber um das Amt des Bürgermeisters hat sich auf Fritz Meixner (SPD-Liste) und Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) reduziert. Die SZ Wolfratshausen fasst wichtige Wahlaussagen im direkten Vergleich zusammen.

1. Wenn Sie heute eine Prioritätenliste für die kommenden sechs Jahre aufzustellen hätten, in welcher Reihenfolge würden Sie Ihre Schwerpunkte setzen?

Heilinglechner:Erstens am 25. Mai der Bürgerentscheid zum Archiv und die Lösung der Frage, wie es dann weitergeht. Bleibt der Standort oder müssen wir einen neuen suchen. Zweiter Schwerpunkt wäre ein Nahversorger in der Altstadt und die Gründung eines Bürgerladens. Drittens: Die Umgehungsstraßenvariante muss unbedingt im Stadtrat beraten werden. Viertens: Das Parkkonzept und das Parkdeck am Hatzplatz - insgesamt die Schaffung von Parkplätzen für die Altstadt. Denn wir brauchen Ersatz für die wegfallenden Parkplätze am Loisach-Westufer. Ein weiterer Schwerpunkt ist natürlich die Sanierung der Hammerschmied-Grundschule und der Weidacher Grundschule.

Meixner:Hohe Priorität besitzt die Innenstadtgestaltung. Dazu gehört das Loisachufer inklusive Hatzplatz, Marktstraße und Nahversorgung in der Altstadt. Das wäre bei mir gepaart mit einem hauptamtlichen Stadtmanager. Punkt zwei ist das Thema Verkehr, Punkt drei wäre eine neue stadtteilbezogene Sachthemenpolitik. Am Herzen liegt mir auch, dass wir im Bereich sozialer Infrastruktur für Kinder, Jugendliche und Familien den uns erarbeiteten hohen Standard weiter erhalten. Die Stadt ist bei Krippen, Hortplätzen und Kindergartenplätzen gut aufgestellt. Wenn das so bleiben soll, haben wir hier einen Handlungsbedarf. Bedarfe gibt es auch im Bereich der Bildung (VHS, Musikschule, Schule der Phantasie). Für diese wichtigen Bildungsträger brauchen wir ein Gesamtkonzept in Abstimmung auf Veränderungen bei städtischen Immobilien. Am Herzen liegen mir die älteren Mitbürger und ein langfristig angelegtes Finanzkonzept.

2. Ein zentrales Problem für Wolfratshausen ist das hohe Verkehrsaufkommen. Sehen Sie ein umfassendes und realisierbares Lösungskonzept unter Ausschluss der immer wieder geforderten Umgehungsstraße, von der jeder weiß, dass sie nicht kommen wird?

Heilinglechner:Ich sehe nicht, dass die Umgehungsstraße nicht kommt, wir können nur nicht damit rechnen, dass sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren realisiert wird. Wir müssen aber schauen, dass wir mit einer Variante in den Bundesverkehrswegeplan kommen, der 2015 neu aufgestellt wird. Da müssen wir uns im Stadtrat und mit den Bürgern für eine Trasse entscheiden. Ich sehe eine Ostwest-Tangente als durchaus realisierbar, weil in der Zwischenzeit sich ja auch die Gegebenheiten für eine Bundesfinanzierung geändert haben. Eine rein innerstädtische Verkehrsentlastung etwa über die Bahnhofstraße und den Floßkanal sehe ich derzeit nicht als realisierbar an. Bei einer Fußgängerzone in der Altstadt müsste der Bund einen Großteil der Kosten tragen, und der würde da nicht mitspielen. Da gebe ich der Stadt keine großen Chancen. Da gäbe es nur eine Umgehungsvariante über den Bergwald, und dafür würde der Bund die Mittel nicht bereitstellen.

Meixner:Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden, sagt Hermann Hesse. Das trifft auch auf die Umgehung zu. Trotzdem müssen wir das Thema Verkehr langfristig angehen und uns auf das Machbare konzentrieren und mit Einzelmaßnahmen Verbesserungen herbeiführen. Wichtig im Bereich Verkehr ist es mir auch, die Stadt besonders für Radfahrer verkehrsfreundlicher zu gestalten.

3. Wie stehen Sie generell zu Bürgerentscheiden - sind sie ein sinnvolles Instrument der Basisdemokratie oder geben die gewählten Mandatsträger damit ihre Verantwortung auf lange Sicht aus der Hand?

Heilinglechner:Bei großen Entscheidungen wie das Stadtarchiv und prägenden Entwicklungen bin ich der Meinung, dass der Bürger das Recht haben sollte mitzusprechen, wir hatten das schon bei der S-Bahn und jetzt auch beim Archiv. Andererseits kann ich den Bürger nicht bei jeder Entscheidung fragen, dafür bin ich ja gewählter Vertreter der Bürger im Stadtrat. Da muss sich der Stadtrat natürlich schon vorher mit den Bürgern auseinandersetzen. Er gibt uns seine Stimme, damit wir eine Entscheidung treffen, er überträgt uns ja das Mandat. Das entspricht dem demokratischen Willen.

Meixner:In Einzelfällen sind Bürgerentscheide durchaus sinnvoll. Bürgerbeteiligung ist aber mehr. Generell ist mein Ansatz das frühe Informieren, Mitnehmen und Beteiligen der Bürger an städtischen Entscheidungen.

4. Die Diskussion um die Gestaltung des westlichen Loisachufers kommt nicht zur Ruhe. Wenn Sie als Stadtplaner nach Belieben schalten und walten dürften: Wie würde dieser Bereich danach aussehen?

Heilinglechner:Mir gefällt der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs sehr gut. Er bildet Rückzugs- und Freizeiträume für die Bevölkerung, und von der Gestaltung her bindet er die Loisach besser ein ins Stadtbild, als dies bis jetzt der Fall ist. Was das Büro Adldinger geplant hat, ist sinnvoll. Es sind darin auch ein paar Parkplätze für die Anwohner vorgesehen. Mit dem jetzigen Hochufer wird die Loisach zu wenig wahrgenommen.

Meixner:Ich würde das westliche Loisachufer als einen zentralen innerstädtischen Naherholungsbereich mit hoher Aufenthaltsqualität für Bürger, Tagesgäste und Urlauber gestalten. Dazu gehören für mich ein multifunktioneller Platz im nördlichen Bereich, die Integration und Erreichbarkeit der Loisach und eine parkähnliche Gestaltung der Grünflächen zu Erholung, Rast und Spiel.

5. In der Wolfratshauser Marktstraße herrscht eine vergleichsweise hohe Fluktuation. Sehen Sie als neuer Bürgermeister Möglichkeiten, zu einem stabileren Geschäftsleben und zu einer besseren Einkaufsqualität für die Wolfratshauser beizutragen?

Heilinglechner:Das starke Wechseln werden wir in der Innenstadt immer haben. Wenn jemand nicht erfolgreich ist, dann findet sich aber immer wieder jemand mit einer anderen Geschäftsidee. Dazu bedarf es einfach einer größeren Anzahl an Parkplätzen, und die wollen wir am Hatzplatz ermöglichen. Wichtig für das Leben in der Innenstadt wäre mir auch, dass man die Jugendlichen mehr einbezieht. Gut wären Geschäftsideen, die junge Leute ansprechen, junge, moderne Läden, vielleicht auch mal eine Milchbar . Man muss mit den Jugendlichen Kontakt aufnehmen und sie fragen, was ihnen gefallen würde, und dann versuchen, so was in Wolfratshausen zu etablieren. Gerade die Jugendlichen bringen ja das Leben in die Altstadt.

Meixner:Ja, die Möglichkeit sehe ich, und zwar im Zusammenwirken mit Geschäftsinhabern, Hausbesitzern und einem städtischen, hauptamtlichen Stadtmanager, der auch speziell für den Marktbereich alle Möglichkeiten der Förderung für einen attraktiven Handel anzuzapfen weiß. Dazu gehört auch eine zeitgemäße Umgestaltung der Marktstraße.

6. Die Energiewende ist in aller Munde. Mit welchen Maßnahmen lassen sich kurzfristig am meisten Wirkung erzielen?

Heilinglechner:Kurzfristig wären das in erster Linie energetische Sanierungen, in diesem Fall zunächst bei den städtischen Gebäuden. Aber auch private Hausbesitzer sollten Beratungsmöglichkeiten der Energiewende Oberland nutzen. Ein Beitrag wäre ein weiterer Ausbau der LED-Straßenbeleuchtungen und mittelfristig der Bau eines Biomassekraftwerks mit dem Heizstoff Waldholz.

Meixner:Nachhaltige und verantwortbare Wirkung lässt sich nicht mit kurzfristigen Schnellschussmaßnahmen erzielen. Deswegen ist beim Thema Energiewende ein Masterplan unerlässlich. Die energieeffiziente Sanierung städtischer Liegenschaften ist fortzuführen. Gerade zu diesem Thema gibt es in unserer Stadt viel Expertenwissen bei Bürgern, das in diesen Prozess mit einfließen sollte.

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