Wolfratshausen:Unrühmliches Kabinett

Posse um die Bahnhofstoilette: Ist ein verstopftes Klo ein Hygiene- oder ein bauliches Problem? Für die Sauberkeit fühlt sich derzeit zumindest keiner zuständig.

Wolfgang Schäl

Urinstein, der schwarzbraun aus der Tiefe der Toilettenschüssel emporwächst, daneben ein Pinkelbecken, das mit einer Plastiktüte zugeklebt ist, weil die Spülung nicht funktioniert, aufgeweichtes Klopapier am Boden, dazu stechender Uringeruch und verschmierte Wände - wer die Klos am Wolfratshauser Bahnhof betritt, möchte sich spontan am liebsten die Hände waschen, nur weil er die Klinke berührt hat.

Dazu bräuchte er allerdings Seife und ein Handtuch, beides gibt es in der bedrängenden Enge dieses unrühmlichen Kabinetts aber auch nicht. Da darf sich jemand noch glücklich schätzen, der die Toilette versperrt vorfindet, was allerdings auch sehr oft der Fall und für S-Bahnfahrer höchst verdrießlich ist. Es ist eine miserable Visitenkarte für die internationale Flößerstadt. Sie allerdings fühlt sich nicht zuständig für das stille Örtchen, das alle Bahnhofsklo-Klischees erfüllt.

Die vor fünf Jahren eröffnete Anlage sei im Besitz der Bahn, man habe darauf keinen Einfluss, sagt Bürgermeister Helmut Forster, der selber bisher noch keinen Blick hinter das WC-Türchen geworfen hat. "Wenn das wirklich nicht so toll ausschaut, dann werden wir da mal wen hinschicken", verspricht der Bürgermeister, in dessen Rathaus die öffentlichen Toiletten übrigens mustergültig gewartet sind. Notfalls werde man mit den Betreibern reden müssen.

Das wird aber nicht so einfach sein, denn das Gebäude gehört zwar der Bahn, die ist aber nur für den baulichen Unterhalt zuständig. Sauberhalten müsste die Klos das McDonalds-Restaurant. Nun müsste aber jemand feststellen, ob beispielsweise das zugedeckte Pissoir nur verstopft ist, was primär ein Hygieneproblem wäre und in die Zuständigkeit des Schnellrestaurants fiele, oder ob ein Spülventil streikt, wofür wiederum die Bahn verantwortlich zeichnen würde.

Ist aber ein verstopftes Klo, das nur durch den Einsatz eines Klempners wieder funktionstüchtig gemacht werden kann, schon ein Gebäudeschaden oder noch eine Service-Angelegenheit? Dieses Kompetenzproblem regelt die Bahn mit dem Hinweis, dass McDonald's als Mieter auf den Vermieter, also die Bahn, zugehen müsse.

Und ganz unschuldig fühlt sich McDonald's tatsächlich nicht. Man wolle keine Ausreden suchen, teilt das Unternehmen mit, aber es sei nicht ganz einfach, öffentliche Bahnhofstoiletten jederzeit sauber zu halten, "da besonders hier eine höhere Bereitschaft an Vandalismus und eingeschränkter Hygiene herrscht". Man werde die diesbezüglichen Bemühungen aber intensivieren und "den alten Zustand wiederherstellen". Dies bedeutet: Wer mal muss, muss sich den Schlüssel wieder an der Verkaufstheke abholen.

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