Wolfratshausen:Toll fürs Image, aber teuer

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Das Flussfestival bringt der Stadt fast 163 000 Euro Defizit ein. Der Minusbetrag wäre sogar deutlich höher ausgefallen, wenn nicht Sponsoren die Einnahmen aus den Ticketverkäufen aufgestockt hätten.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

"Es hat eine Menge Arbeit gemacht, und es ist sehr viel Herzblut geflossen" - Marion Klement, im Wolfratshauser Rathaus für die Kulturarbeit zuständig, hat Rückschau auf das Flussfestival 2015 gehalten. Es sei mit seinen 17 Veranstaltungen und 5000 Besuchern das größte Projekt seit 2013 gewesen, so ihre Bilanz vor den Stadträten im Kulturausschuss, und man habe durchwegs hochkarätige Events anbieten können. Rein wirtschaftlich betrachtet hat das Großereignis freilich weit weniger Strahlkraft. Den Ausgaben von rund 300 491 Euro standen Einnahmen von lediglich 137 640 Euro gegenüber, woraus sich ein nicht unerhebliches Defizit von 162 851 Euro für die Stadt errechnet. Der Minusbetrag wäre deutlich höher ausgefallen, wenn nicht 14 Sponsoren die knapp 91 000 Euro an Einnahmen aus den Ticketverkäufen aufgestockt hätten - sie steuerten 43 000 Euro bei, die den Sachaufwand von 219 000 Euro abmilderten, ebenso wie die 40 ehrenamtlichen Helfer.

Dass es an den Abendkassen nicht lauter klingelte, lag am Publikum, das nicht das erwartete Interesse zeigte: Nur sechs Veranstaltungen waren ausverkauft, die restlichen mäßig bis schlecht besucht, wie Klement einräumte. Sie hob allerdings besonders auf die hohen Sachkosten ab: So habe man wegen der Carmina Burana-Aufführung diesmal eine doppelt so große Flussbühne gebraucht. Bühne, Tribüne, Dächer, Technik, Bauhof, Werbung, Dokumentation, Gebühren, Wachdienst, Backstage und Personal, das koste alles viel Geld. Gagen, Feuerwerk und Nebenkosten etwa für Hotels verschlangen allein mehr als 80 000 Euro.

Um die Motivation der Sponsoren zu erhalten, überreichte Klement ihnen einen Hochglanzband mit stimmungsvollen Bildern vom Flussfestival, außerdem ließ sie eine DVD in drei unterschiedlich langen Versionen produzieren. Die Kosten dafür sind im Defizit schon enthalten. Eine kreative Idee hat sie für das nächste Festival: Aus den Werbebannern ließ sie bunte Plastiktaschen anfertigen, die dann verkauft werden sollen. Erste Exemplare konnte man im Sitzungssaal sehen.

Das Defizit nahmen die Stadträte schweigend hin, wenngleich Roswitha Beyer nicht müde wird, zur Sparsamkeit bei den Kulturausgaben zu mahnen. "Wir sollten Veranstaltungen auch mal ausfallen lassen, wir müssen unbedingt einen Deckel einziehen", hatte die SPD-Stadträtin bei der Beratung des Kulturbudgets gesagt. So habe man beispielsweise "noch keinen Cent" für die S-Bahnverlängerung zurückgelegt. Teure Events wie die Sportlergala könne man auch in längeren Abständen veranstalten, fand Beyer, deren Devise lautet: "Lieber mal bremsen."

Klement fühlte sich davon allerdings nicht angesprochen. Sie verwalte ihr Budget sehr vorsichtig und schöpfe es noch nicht einmal aus, ließ sie wissen. Kulturreferent Alfred Fraas setzt auf den nicht in Cent und Euro zu fassenden Erfolg des Flussfestivals: "Das ist einfach toll fürs Image."

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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