Wolfratshausen:Suffragetten an der Loisach

Wolfratshausen: In Erinnerung an Frauenrechtlerinnen wie die Suffragetten marschierten die Frauen in der Kleidung jener Zeit vom Rathaus zum Kino Wolfratshausen.

In Erinnerung an Frauenrechtlerinnen wie die Suffragetten marschierten die Frauen in der Kleidung jener Zeit vom Rathaus zum Kino Wolfratshausen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

40 Demonstrantinnen erinnern an ihre Vorkämpferinnen

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Klaus Heilinglechner wirkt ein bisschen verlegen: Nichts als Frauen um ihn herum. Und alle so kämpferisch gut gelaunt. Der Wolfratshauser Bürgermeister ist an diesem Dienstagabend einer von wenigen männlichen Begleitern einer Demo, wie sie in der Stadt nicht alle Tage vorkommt. Die vierzig Teilnehmerinnen auf dem Platz vor dem Rathaus erinnern am Internationalen Frauentag an ihre Vorkämpferinnen, die das Frauen-Wahlrecht erstritten haben: englische Suffragetten wie Christabel und Emmeline Pankhurst und deutsche Sozialistinnen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg. Viele solche Namen stehen auf Transparenten, welche die Frauen hochhalten. Der Historische Verein Wolfratshausen und der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) haben zu der Hommage an große Frauenrechtlerinnen eingeladen. Die Sprecherinnen, Sybille Krafft und Assunta Tammelleo, tragen Kostüme aus der Zeit der Suffragetten, viele andere haben sich diesem äußerlichen Bekenntnis zu den streitbaren Frauen angeschlossen. "Von meiner Urgroßmutter", sagt die eine mit Blick auf ihre Bluse, "aus dem Keller", die andere über ihren Hut.

Es herrscht prächtige Stimmung. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Karin Weiß, zeigt sich angetan davon, den Internationalen Frauentag einmal auf diese Weise zu begehen. Vertreterinnen des Frauenhauses verteilen Rosen, an die Flyer mit dem guten alten Spruch geheftet sind: "Auf die Dauer hilft nur Power."

Kommunalpolitikerinnen von der CSU bis zu den Grünen sind da, aus Wolfratshausen, der Nachbarstadt Geretsried und sogar aus Bad Tölz. "Wenn schon mal so was stattfindet!", sagt eine. Krafft gibt einen lokalen Geschichtsabriss. Wer die erste Mandatsträgerin in Wolfratshausen war, fragt sie in die Runde. Allgemeines Raten, dann die Antwort: Anna Floßmann, SPD, war 1919 die erste Frau im Marktgemeinderat. Es folgte eine lange Pause, erst 53 Jahre später die nächste Frau, wieder von der SPD, dann schon im Stadtrat: Christa Postler. Als Krafft den Namen ausgesprochen hat, dringt eine dünne Stimme durch den Pulk: "Und die ist da." Die 86-Jährige, am Arm von SPD-Stadträtin Roswitha Beyer, ist eigens zur Demo gekommen. Die Gruppe bewegt sich schließlich Richtung Kino. Denn das ist das Ziel der Aktion: Alle gemeinsam schauen sich "Suffragette" an.

Zur Situation heute wäre noch anzumerken: Als der Bürgermeister nach seiner Haltung zu Frauen in der Politik gefragt wird, sagt er, der ja gerade im Stadtrat ein bisschen gebeutelt ist: "Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich mit den Frauen die meisten Probleme habe."

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