Wolfratshausen:Strategien gegen den Lärm

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Mit roten Punkten markierten Bürger auf dem Wolfratshauser Stadtplan Stellen, wo die Stadt ihrer Ansicht nach für besseren Lärmschutz sorgen sollte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Tempo 30, Flüsterasphalt oder Radfahren - was hilft gegen den Lärm? Die Stadt Wolfratshausen entwickelt einen Aktionsplan für ihre Durchgangsstraßen und erhofft sich Argumente im Ringen mit den Behörden.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Einer hat das Wort "Entlastungsstraße" auf einen roten Zettel geschrieben und ihn an die Stellwand gepinnt. Auf anderen stehen Stichwörter wie Tempo 30, Flüsterasphalt oder Radfahren, und damit haben knapp 40 Wolfratshauser bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag schon viele Erwartungen und Möglichkeiten umrissen, die sich an die neue Lärmaktionsplanung knüpfen. Die Wortmeldungen konzentrierten sich auf die Durchgangsstraßen, wobei auch die Anwohner der Äußeren Beuerberger Straße berücksichtigt werden wollten. 116 Bewohner der großen Wohnhäuser an der Margeritenstraße verlangen als "Interessengemeinschaft B 11" besseren Lärmschutz mit dem Ausbau der Zubringer-Kreuzung.

Innerhalb von nur drei Wochen seien die 116 Unterschriften zusammengekommen, sagt die Juristin Anny Kautt, die per Vollmacht als Sprecherin der Hausbewohner auftritt. Diese sind über Eigentümerversammlungen und Beiräte gut organisiert und sorgen sich um die Lebensqualität in ihren Wohnungen und auch um deren Marktwert, wenn es auf der nahen B 11 bald zwei Spuren mehr gibt. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) mochte den Befürchtungen nicht ganz folgen, denn die zusätzlichen Spuren sollen den Abbiegern aus beiden Richtungen der B 11 in den Zubringer dienen und so die Rückstaus verhindern, die sich zu Stoßzeiten manchmal bis in die Stadt und bis zur Waldramer Ausfahrt bilden. Zudem sei der Lärmschutz beim B 11-Ausbau die Aufgabe des Straßenbauamts, sagte Heilinglechner und versicherte auf Kautts wiederholtes Drängen, nach Kräften mit der Weilheimer Behörde zusammenarbeiten zu wollen.

Die Anwohner betrachten den Ausbau der Kreuzung als so umfangreich, dass Lärmschutzmaßnahmen zwingend vorgeschrieben seien. Zudem verlangen sie eine Verkehrszählung vor ihren Häusern, denn nach den Daten von 2010, auf denen die derzeitigen Arbeitsgrundlagen für den Lärmaktionsplan beruhen, sind sie nicht im höchsten Maß vom Straßenlärm betroffen. Fahren aber, wie von ihnen vermutet, inzwischen sehr viel mehr Autos vorbei, ließe sich eine höhere Belastung errechnen und ein größerer Handlungsbedarf für Stadt und Behörden ableiten.

Welche Möglichkeiten die Stadt überhaupt hat, stellte die Stadtplanerin Antje Janßen vom Fachbüro LK Argus vor, das den Lärmaktionsplan erarbeiten soll. Demnach bringen etwa ein Halbieren der Verkehrsmenge, eine Temporeduktion von 50 auf 30 Stundenkilometer oder besonders leise Fahrbahnbeläge jeweils eine Lärmreduktion von einigen wenigen Dezibel. Für ein echtes Verringern des Straßenlärms werde wohl "ein Maßnahmenmix sinnvoll und auch notwendig" sein, sagte Janßen.

Anny Kautt fordert für sich und 115 ihrer Nachbarn, dass die Behörden beim geplanten Ausbau der Zubringer-Kreuzung auf die Anwohner-Interessen achten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Als mögliche Strategien nannte sie das Vermeiden von Autoverkehr etwa durch bessere Radwege und Buslinien, das Verlagern auf Umgehungsstraßen, das Vermindern der Emissionen durch neuen Asphalt und besseren Verkehrsfluss sowie das Reduzieren der Immissionen durch Schallschutzfenster und Ähnliches. Konkreter mochte sie ebenso wenig werden wie Bürgermeister Heilinglechner, denn bei der Auftaktveranstaltung wolle man zunächst erfahren, wo und wie die Bürger unter dem Straßenlärm litten. Wortmeldungen kamen vor allem aus der Königsdorfer und aus der Äußeren Beuerberger Straße, die in den bisherigen Lärmkarten nicht eigens aufgeführt war, sowie aus der Schießstättstraße, wo Stadt und Anwohner seit Jahren vergeblich versuchen, wenigstens für die Nachtstunden Tempo 30 durchzusetzen.

Dass sich dieses Anliegen oder gar der neu diskutierte Wunsch nach einer Umgehungsstraße mit einem Lärmaktionsplan umstandslos durchsetzen lassen, konnte Janßen nicht versprechen. Im besten Fall werde die Planung aber gute Argumente für das nötige Ringen mit den Behörden liefern. Heilinglechner erinnerte daran, dass die Stadt mögliche Maßnahmen am Ende auch bezahlen können müsse. Nun würden zunächst die Analysen vertieft und Strategien samt Prioritäten erarbeitet, dann soll es eine weitere Bürgerinformation und danach einen Ratsbeschluss geben.

Lärmkarten und weitere Informationen sind im Bürgerbüro oder über www.wolfratshausen.de einsehbar. Die Stadt erbittet Hinweise und Vorschläge bis 24. April per Formular ans Bürgerbüro oder per E-Mail an vorderobermeier@wolfratshausen.de

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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