Wolfratshausen:Starkbierfest ohne Singspiel

Wolfratshausen: Im Singspiel 2016 nahm die Bauernbühne den Streit um Hallenbad und Isarkaufhaus aufs Korn. Heuer wird Ludwig Gollwitzer (r.) allein auftreten.

Im Singspiel 2016 nahm die Bauernbühne den Streit um Hallenbad und Isarkaufhaus aufs Korn. Heuer wird Ludwig Gollwitzer (r.) allein auftreten.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Loisachtaler Bauernbühne sagt das Spektakel ab, weil sie mit den Proben für den "Brandner Kasper" ausgelastet ist. Ludwig Gollwitzer wird den Politikern dennoch die Leviten lesen - als Engel Aloisius.

Von Konstantin Kaip

Die fünfte Jahreszeit ist in Wolfratshausen seit Jahrzehnten eng mit der "Loisachtaler Bauernbühne" verbunden. Schließlich ist das Singspiel des Laientheaters unangefochtener Höhepunkt des Starkbierfestes in der Loisachhalle. Das szenische Derblecken, in dem die Darsteller als Lokalpolitiker die Absurditäten der aktuellen Politik genussvoll überdrehen, bringt nicht nur das gewöhnliche Publikum zum Lachen. Auch die aufs Korn genommenen Volksvertreter freuen sich darauf, ihre Doubles auf der Bühne zu sehen. In diesem Jahr fällt das rund einstündige Singspiel à la Nockherberg allerdings aus. Grund dafür sind die zeitaufwendigen Proben für das Theaterstück, das die Bauernbühne auf dem Flussfestival im Sommer an der Floßlände zeigt.

Dort wird das Laientheater zweimal das Stück "Der Brandner Kaspar und das ewige Leben" spielen. Zusammen mit dem eigenen Stück, das die Bauernbühne wie gewohnt im Herbst aufführen will, sei das genug Arbeit. Die Darsteller müssten ja noch einem Beruf nachgehen, sagt Ludwig Gollwitzer, Vorsitzender der "Loisachtaler Bauernbühne". In den vergangenen drei Jahren hätten sie den Text des Singspiels nicht mehr abgelesen, sondern auswendig gelernt. "Das schaffen wir einfach nicht." Und auch der Bühnenbildner Max Prestel, der stets "wahnsinnig viel Zeit und Liebe" in die Szenerie des Derbleckens gesteckt habe, sei mit der Arbeit am Bühnenbild für den "Brandner Kaspar" ausgelastet, sagt Gollwitzer. Er habe deshalb schon im Herbst die städtische Kulturmanagerin Marion Klement darüber informiert, dass es beim Starkbierfest am 17. März kein Singspiel geben werde, sagt Gollwitzer.

Zwar bedauere sie die Absage, sagt Klement. Das Singspiel gehöre schließlich "zur Wolfratshauser Starkbiertradition". Und es sei "in den letzten Jahren immer besser geworden - richtig bissig, so wie es sein sollte". Angesichts der Proben für das Flussfestival habe sie aber Verständnis für die Absage, sagt Klement.

Angst, das Starkbierfest könne heuer gänzlich ohne Derblecken über die Bühne gehen, müssen die Wolfratshauser aber nicht haben. Denn Gollwitzer wird nun als Engel Aloisius den Lokalpolitikern in der Loisachhalle die Leviten lesen. Erst habe Klement vorgeschlagen, den Bruder Barnabas zu machen, sagt Gollwitzer. "Aber wir können auf keinen Fall das gleiche machen wie die Geretsrieder." Dann kam die Eingebung mit dem Engel Aloisius, den er ja immer wieder mal verkörpere. "Und das passt." Schließlich müsse der ja die göttliche Eingebung auf die Erde herunterbringen. "Und ich denke, dass der Stadtrat die schon nötig hat." Stoff für die Rede, die ein Team verfassen werde, gebe es jedenfalls genug, sagt Gollwitzer - und schweigt zu den Autoren ebenso wie zum Inhalt der Predigt, die aktuell ausfallen soll.

Der Vorverkauf für das Starkbierfest beginnt am 13. Februar im Bürgerbüro des Rathauses. Dass die Karten dann weniger gefragt sein könnten als in den Vorjahren, glaubt Klement nicht. Schließlich erfreue sich nicht nur die Loisachtaler Bauernbühne, sondern auch ihr Vorsitzender "großer Beliebtheit", sagt sie. "Ich glaube, dass jeder den Wiggerl gern als Aloisius sieht."

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