Wolfratshausen:Sozial sein macht Freude

Wolfratshauser Realschüler berichten über ihre Projekte

Von Sonja Seidl, Wolfratshausen

Melanie Metschls Großmutter hat Demenz. Deswegen hat die Realschülerin ein Praktikum im Seniorenwohnpark gemacht. Dort leben Senioren, von denen viele auch an Demenz erkrankt sind. "Ich wollte lernen, wie ich mit meiner Oma besser umgehen kann", erklärte die 14-jährige ihre Beweggründe. Da traf es sich gut, dass die Wolfratshauser Realschule ein Sozialprojekt anbot, bei dem die Achtklässler Praktika in sozialen Einrichtungen absolvieren durften.

Es ist keine leichte Aufgabe, mit hilfsbedürftigen Senioren zu arbeiten, aber auch Grundschüler und Kindergartenkinder können ganz schön anstrengend werden. Trotzdem hatten sich 94 Achtklässler freiwillig für ein Praktikum im sozialen Bereich gemeldet. "Da waren wir aber ganz schön überrascht", sagte die evangelische Religionslehrerin Monika Hörr-Merten der SZ bei einer kleinen Abschlussfeier in der Schulaula. Marion Münsterer, Referentin für schulbezogene Jugendarbeit des Evangelischen Dekanats Bad Tölz, erzählte: "Wir hatten erst gehofft, dass sich wenigstens 15 Schüler dafür melden."

Hörr-Merten hatte das Sozialprojekt gemeinsam mit der Fachschaft Religion/Ethik und dem Dekanat initiiert. Vier Einrichtungen boten Praktikumsplätze an: der Hort des Kinder- und Jugendfördervereins in Weidach und Waldram, der evangelische Kindergarten in der Kräuterstraße, das AWO-Seniorenzentrum und der Seniorenwohnpark Isar-Loisach. Die Schüler suchten sich eine aus und wurden mit Übungen und Rollenspielen darauf vorbereitet. Das Praktikum fand zwischen den Oster- und Pfingstferien an drei Nachmittagen statt.

Wolfratshausen: Monika Hörr-Merten (am Mikro) hatte das Sozialprojekt mit der Fachschaft Religion/Ethik initiiert.

Monika Hörr-Merten (am Mikro) hatte das Sozialprojekt mit der Fachschaft Religion/Ethik initiiert.

(Foto: Pöstges)

Was genau sie von den drei Tagen für sich mitgenommen haben, darüber sprachen acht Schüler bei der Abschlussfeier. Melanie Metschl und ihre Mitschülerin Kathrin Huber erzählten am Mikrofon von ihrer Zeit im Seniorenpark. Dort habe jedes Stockwerk eine andere Farbe, sagte die 14-jährige Kathrin Huber. "Daran können sich die Bewohner orientieren."

Sie und ihre Mitschülern gestalteten gemeinsam mit den Senioren Bilder und gingen mit ihnen nach draußen. "Es war ein schönes Gefühl zu sehen, wie sich die Senioren darüber gefreut haben", sagte Melanie Metschl. Ganz leicht sei es nicht gewesen für die beiden. Man müsse laut und deutlich mit den alten Menschen reden, manche hätten sich anfangs geweigert mitzumachen.

Andreas Meinert wiederum hat sich als Hausaufgabenhilfe in der Mittagsbetreuung des Waldramer Kinderhortes versucht. "Und wenn wir damit fertig waren, haben wir natürlich Fußball gespielt", berichtete der 15-Jährige. Er habe sich für den Kinderhort entschieden, weil er selbst eine kleine Schwester hat. "Mit Kindern spielen und ihnen Dinge erklären, das macht mir einfach Spaß", sagte der Realschüler.

Für den Großteil der Achtklässler war es das erste Praktikum. Andreas Meinert möchte später beruflich "etwas mit Menschen" machen. Melanie Metschl dagegen hat noch keine Idee. Kathrin Huber überlegt, Elektrikerin zu werden - auch wenn ihr die Zeit im Seniorenpark gefallen hat. Das Praktikum soll durchaus Lust auf soziale Berufe machen, im Vordergrund aber steht, dass die Schüler Sozialkompetenzen lernen und anwenden. "Sie sollen Empathie entwickeln, Verantwortung für sich und andere übernehmen", betonte Schulleiterin Hermine Merkl, die ihnen die Zertifikate aushändigte. Auch im nächsten Schuljahr wird das Sozialprojekt stattfinden, dann mit der neuen Sozialpädagogin Iris Diehl.

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