Solarenergie:Sonniges Potenzial

Auf vielen Dächern in der Stadt könnte noch Solarenergie produziert werden.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Forderung stand schon seit längerer Zeit im Raum, nun ist sie innerhalb weniger Wochen umgesetzt worden: Die Stadt Wolfratshausen verfügt über ein allgemein zugängliches Solarenergie-Kataster, das ist eine Stadtkarte, die präzise darstellt, welches Haus in welchem Umfang für die Nutzung von Sonnenenergie geeignet ist. Das Kataster wurde von der Dortmunder Firma Tetraeder-Solar erarbeitet, deren Geschäftsführer Stephan Wilfarth jetzt präsentierte. Die 8309 Gebäude in der Stadt sind auf der Karte je nach Eignung in Farben von grün bis rot markiert. Die vorgelegte "Solarpotenzialanalyse" für Wolfratshausen besagt, dass 51,5 Prozent der Gebäude unter die Rubrik "Gut geeignet" fallen, "nicht geeignet" sind 39,15 Prozent. Der Rest liegt dazwischen. Wilfarth zufolge könnten in Wolfratshausen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 73 000 kWp (Kilowatt-Peak) installiert werden, real würden aber erst 3000 kWp mit Hilfe von Solarenergie erzeugt. Es bestehe also noch ein sehr großes Ausbaupotenzial. Jeder könne auf diese Weise dezentral seinen Beitrag zur Energiewende leisten, sagte der Ingenieur, und es entstünde durch die anfallenden Installationsarbeiten eine beträchtliche Wertschöpfung in der ganzen Region.

Die Erhebung des Dortmunder Unternehmens ermöglicht Nutzern der Karte sogar individuelle Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die durch Links auf der Homepage der Stadt ermittelt werden können. Für diese Zwecke muss der Nutzer sein Haus auf dem Kataster anklicken, er wird dann durch ein Fragemenü geführt und erhält die Möglichkeit, anhand eines "Energierechners" verschiedene Varianten durchzuspielen. Dies sei auch für Laien in weniger als einer halben Stunde leicht möglich, versichert Wilfarth, die Anonymität werde mit einem Kennwort gewährleistet.

Das Verfahren, das dem Kataster zugrunde liegt, ist technisch anspruchsvoll und nach Wilfarths Worten sehr genau. Ermittelt wurden die Daten bei einer Überfliegung des Stadtgebiets mit Hilfe eines Laserscanners. Aus den gewonnen Informationen wurde ein vereinfachtes Modell der Häuser und Objekte erstellt, es wurden die Dachflächen erkannt und die Einstrahlung, respektive die Verschattung berechnet. Aus alledem lässt sich schließlich die Menge der gewonnenen Energie und unterm Strich sogar der finanzielle Ertrag berechnen.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) äußerte sich erfreut über das "tolle Programm", das es den Wolfratshausern möglich mache, sich zu orientieren. Angesichts der aktuellen Zinslage biete sich hier auch die Chance, Renditen zu erwirtschaften, die sonst kaum noch irgendwo zu erzielen wären. Dafür biete die Stadt die nötige Plattform. Vor allem aber fühle sich die Stadt der Umwelt verpflichtet. Das jetzt ermittelte Kataster sei ein Schritt in diese Richtung und "der Teil, den die Stadt dazu leisten kann". Eva Vorderobermeier ist Ansprechpartnerin im Rathaus für konkrete Fragen zu diesem Thema.

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