Wolfratshausen sagt Nein:Das große, gemeinsame Hallenbad in Geretsried ist Geschichte

Es war die alles entscheidende Sitzung im Rathaus der Flößerstadt - mit einem äußerst knappen Ergebnis.

Von Konstantin Kaip und Lea Utz

Das große, gemeinsame Hallenbad in Geretsried ist Geschichte: Im Wolfratshauser Stadtrat gab es keine Mehrheit für die Beteiligung am Projekt der sieben Nordlandkreis-Kommunen. Das Votum fiel denkbar knapp aus - mit einem Patt von zwölf zu zwölf Stimmen. Damit gilt das Projekt als abgelehnt.

Mit Nein votierten die komplette Bürgervereinigung inklusive Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Teile der CSU. Ein Ja gab es nur wie angekündigt von SPD, Grünen und den übrigen Räten der CSU. Nach fünf Jahren Planungszeit hatte Geretsried der Nachbarstadt ein Ultimatum gestellt - bei einer Ablehnung würde das Projekt platzen. Alle anderen beteiligten Kommunen haben sich bereits entschieden.

In der mehr als einstündigen Debatte richteten Befürworter und Gegner Appelle an die jeweils andere Seite. CSU-Fraktionssprecher und Befürworter Günther Eibl etwa sagte: "In den nächsten zehn, zwanzig Jahren wird sich Wolfratshausen kein Schwimmbad leisten können." Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) fürchtete um das Ansehen der Flößerstadt: "Wir entscheiden auch, wie unsere städtische Reputation im Nordlandkreis aussieht."

Für die Gegner bei der Bürgervereinigung erwiderte Stadträtin Ulrike Krischke, die Entscheidung sei eine finanzielle, keine idelle: "Geretsried trifft alle Entscheidungen ganz allein." Dann solle die Stadt auch die kompletten Kosten tragen.

Der Bau wird unter dem Namen "Interkommunales Hallenbad" seit 2011 diskutiert. Geretsried hat bereits rund 1,2 Millionen Euro an Planungskosten investiert - vergeblich, wie sich nun herausstellt.

Sowohl bei den Baukosten von zwölf Millionen Euro wie auch den jährlichen Betriebskosten von 750.000 Euro hätte die Stadt den allergrößten Teil selbst übernommen. Der Rest hätte auf die beteiligten Kommunen aufgeteilt werden sollen: Geretsried hätte zum Beispiel eine halbe Million Euro pro Jahr in die Schwimmhalle gesteckt, Wolfratshausen wäre mit 105.000 Euro dabei gewesen - aber das war einer Mehrheit zu teuer.

Womöglich bald kein Hallenbad weit und breit

Mittelfristig droht der Nordlandkreis damit komplett ohne Hallenbad dazustehen: Seit Jahren ist klar, dass die kleine, alte Geretsrieder Schwimmhalle ersetzt werden muss. Dietramszell hangelt sich mit dem maroden Ascholdinger Bau von Saison zu Saison. Steht hier eine größere Reparatur an, wird er zugesperrt. Und das kleine Becken im Wolfratshauser Stadtteil Weidach ist derzeit wegen gravierender Mängel ohnehin geschlossen.

Der Geretsrieder Stadtrat hat zwar angekündigt, ein eigenes, kleines Hallenbad zu bauen, auch wenn Wolfratshausen Nein sagt und die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen im Nordlandkreis baden geht. Dieses dürfte jedoch wesentlich bescheidener ausfallen als das bislang geplante, damit die Stadt es sich allein leisten kann. Damit wird es wohl auch nicht den Bedarf des gesamten Nordlandkreises decken können - insbesondere beim Schwimmunterricht der Schulen und den Trainingszeiten der Vereine.

Zudem müsste Geretsried mit dem Planen formal bei Null anfangen. Zwar kann die Stadt auf Erfahrungen aus früheren Varianten zurückgreifen. Eine Realisierung dürfte jedoch um Jahre länger dauern.

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