Wolfratshausen:Protest gegen Klinikreform

Wolfratshausen: Luftballons gegen Klinikreform: Mit Infokarten, die in den Himmel stiegen, machten Mitarbeiter der Wolfratshauser Kreisklinik ihrem Ärger Luft.

Luftballons gegen Klinikreform: Mit Infokarten, die in den Himmel stiegen, machten Mitarbeiter der Wolfratshauser Kreisklinik ihrem Ärger Luft.

(Foto: Pöstges)

Mitarbeiter der Wolfratshauser Kreisklinik schließen sich dem bundesweiten Widerstand an. Denn statt Entlastung gehe es um Kürzungen, die gerade kleinere Kliniken an den Rand der Existenz brächten

Von Julia Schneidawind, Wolfratshausen

"So nicht!" Mit diesem Ausruf hat sich die Kreisklinik Wolfratshausen am Mittwoch der bundesweiten Protestaktion gegen die geplante Krankenhausreform angeschlossen. Die Aktion fand in Form einer "aktiven Mittagspause" statt. Der Geschäftsführer der Klinik, Hubertus Hollmann, begrüßte die Klinikmitarbeiter mit den Worten: "Ich weiß, dass Sie jeden Tag helfen, und zwar rund um die Uhr. Aber jetzt muss auch mal uns geholfen werden".

Die Wolfratshauser Klinik, die 165 Patienten stationär aufnehmen kann, steckt seit 2013 in den roten Zahlen. Geschäftsführer Hollmann rechnet damit, dass sich die Situation noch deutlich verschlimmern könnte. Sollte die Reform kommen, die in einem Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgelegt wurde, bedeute dies für die Kreisklinik eine deutliche Verschlechterung in einer schon prekären Lage, warnte Hollmann: "Wir haben große Hoffnungen in diese Klinikreform gesetzt, aber wir sind bitter enttäuscht worden. Es geht darin weniger um Entlastung als um Kürzungen." Die Schuld für die finanzielle Misere sei nicht in der Leitung der Klinik oder den Mitarbeitern zu suchen ist, sondern im System. Gerade die kleineren Kliniken seien Opfer einer unzureichenden Gesundheitspolitik. Dies dürfe man sich nicht mehr gefallen lassen: "Die Probleme sind bekannt, aber letztendlich werden wir im Stich gelassen", so der Geschäftsführer. Die Protestaktion findet statt, um die Politiker aufzurütteln. "Mit dieser Reform werden wir nichts gewinnen." Es komme nicht von ungefähr, dass sich in Bayern derzeit mehr als die Hälfte der Kliniken im Defizit befinde.

Am Ende der Protestaktion ließen die Klinikmitarbeiter grüne Ballons in den Himmel steigen, an denen Zettel mit der Aufschrift "So nicht!" befestigt waren, um die Bürger über die geplante Reform aufklären sollen. Genau wie bei einem Ballon sei auch bei den Mitarbeitern der Klinik unter den gegenwärtigen Umständen langsam die Luft raus, erklärte Geschäftsführer Hollmann. Vom Landkreises sieht er sich jedoch gut unterstützt, er dankte auch den Kreisräten für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung. Es sei der Klinik ein Anliegen, die Defizite möglichst schnell auszugleichen, sagte er. Dies sei allerdings nur mit Änderungen in der Gesundheitspolitik möglich.

Auch Stefan Schmidbauer, Chefarzt der Chirurgie, ist ein strikter Gegner der Reform. Der enorme Druck, der bereits jetzt durch eine umfangreiche Dokumentationspflicht bestehe, würde gravierend zunehmen, betonte er. Der Vorsitzende des Klinik-Fördervereins, Gerhard Hasreiter, sprach dem Krankenhaus sein uneingeschränktes Vertrauen aus und sicherte weitere Unterstützung zu. Bei den neuen Problemen, die durch die Neuerungen entstünden, sei jedoch vor allem die Politik gefragt. Zusätzlich wies Hasreiter darauf hin, dass die Wolfratshauser Klinik auch von Spenden abhängig sei. Der Verein leite sämtliche Gelder an das Krankenhaus weiter, teilte er mit.

Auch Hans Gärtner von der Wolfratshauser SPD zeigte sich solidarisch mit den Mitarbeitern der Klinik. Er selbst habe bisher dort nur sehr gute Erfahrungen gesammelt, sagte er. Außerdem forderte er ein besseres Krankenhausfinanzierungsgesetz und ermunterte die Klinikleitung, nicht davor zurückzuschrecken, sich auch direkt an Bundestagsabgeordnete zu wenden, um in der Sache den nötigen Druck aufzubauen.

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