Wolfratshausen:Oberkante Unterlippe

Münsing macht mit

Münsing wird sich am Projekt des interkommunalen Hallenbads in Geretsried beteiligen. Dafür stimmten die Räte in ihrer Sitzung am Dienstag. So zahlt Münsing einmalig 21 600 Euro und beteiligt sich jährlich mit knapp 25 000 Euro an den Betriebskosten. Allerdings verlangten die Räte eine Zweckvereinbarung zur Kostensicherheit und knüpften die Billigung an die Bedingung, dass die Stadt Wolfratshausen und die Nachbarkommunen gleichlautende Beschlüsse fassten. Allein Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) entschied sich dagegen. Aus seiner Sicht sollten die Beteiligten überlegen, ob es eine dezentrale Lösung geben und damit etwa das Ascholdinger Bad erhalten werden könne.

Bürgermeister Michael Grasl (FW) stellte allerdings klar, dass er das Projekt des interkommunalen Hallenbades befürworte. "Alle anderen Lösungen können nur teurer werden." Er stimme dafür und verstehe dies als Zeichen für die jahrelangen Vorarbeiten. Münsing habe das längste Uferstück aller Kommunen um den Starnberger See. Die Rettungskräfte müssten trainieren könne. Ein zentraler Standort in Geretsried sei ideal. Allerdings müssten die Kosten für die Gemeinde Münsing noch zu leisten sein, was die Zweckvereinbarung garantieren solle.

Die Mehrzahl der Räte unterstützte Grasl. Sozialreferentin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) mahnte, dass es in der Region zu wenig Schwimmbäder gebe. Es sei aus sozialer Sicht gut, dass Kinder und Senioren das ganze Jahr über zum Schwimmen gehen könnten. Dritter Bürgermeister Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) war ebenfalls dafür. Springe noch eine Gemeinde ab, werde es aber schwer. Benjamin Engel

Der Wolfratshauser Stadtrat hat die Entscheidung zum Hallenbad noch einmal vertagt. Bürgervereinigung scheitert mit Antrag.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Bau eines interkommunalen Hallenbads in Geretsried steht weiterhin auf der Kippe. Anders als erwartet gab es am Dienstag im Wolfratshauser Stadtrat keinen Beschluss für oder gegen eine Beteiligung am Defizit der Betriebskosten. Abgestimmt wurde lediglich über einen Antrag der Bürgervereinigung (BVW) von Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der Nachbarstadt über zehn Jahre ein Kontingent von 139 Schulschwimmstunden pro Jahr zu garantieren. Statt 130 000 wären wohl nur 30 000 Euro im Jahr geflossen. Der Vorschlag hätte das Aus für das interkommunale Bad bedeuten können. Er fiel jedoch bei CSU, SPD und den Grünen durch, die ihn mit 14 gegen neun Stimmen der BVW ablehnten. Ob sich Wolfratshausen an den Betriebskosten beteiligt, wird der Stadtrat nun voraussichtlich im September beschließen. Bei einem Nein hat Geretsried angekündigt, ein kleines eigenes Bad zu bauen.

Den Antrag, den Ulrike Krischke vortrug, sieht die BVW als Erweiterung der 2013 und 2014 gefassten Beschlüsse, sich an den Investitionskosten des Bades zu beteiligen und kostendeckend ein Kontingent an Schwimmstunden für Schulklassen zuzusichern. Die Gruppierung berief sich auf den gültigen einstimmigen Beschluss des Wolfratshauser Stadtrats vom November 2014, darüberhinaus keine Betriebskosten zu tragen. Der fiel allerdings vor der Neuberechnung der Kosten unter dem Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU), der Grundlage des aktuellen Angebots ist, ein Drittel der Betriebskosten nach dem Königsteiner Schlüssel auf die beteiligten Kommunen umzulegen.

Müller hatte das Modell mit Landrat Josef Niedermaier (FW) im Mai im Wolfratshauser Stadtrat präsentiert. Aus Sicht der Bürgervereinigung habe sich seitdem "deutlich abgezeichnet", dass sich im Wolfratshauser Stadtrat "keine Mehrheit für eine Beteiligung am Betriebskostendefizit finden würde", erklärte Heilinglechner. Das sei auch bei einer Fraktionssprechersitzung am Montag, 4. Juli, deutlich geworden. Im Beschlussvorschlag der BVW war von den Betriebskosten keine Rede, wohl aber in der Begründung. Krischke verwies auf die Diskrepanzen: So habe Wolfratshausen 2011 einen jährlichen Defizitausgleich von 58 000 Euro abgelehnt, bei einem Gesamtdefizit von 925 000 Euro im Jahr. 2013 sei von einer Nutzungsgebühr die Rede gewesen, die eine Betriebskostenübernahme ersetze. Und nun solle man jährlich "das Doppelte des ursprünglich angesetzten Betrags" zahlen, bei nur mehr 750 000 Euro Gesamtdefizit. Der Landkreis werde nicht mit Betriebskosten belastet, sichere aber Schulstunden für zehn Jahre zu. Das Angebot, dasselbe zu tun, bewiese "dass wir bereit sind, uns deutlich zu engagieren", erklärte Krischke. Die BVW mache damit einen "Kompromissvorschlag", auf den Geretsried reagieren könne.

Der Antrag sei ein "Nein zum interkommunalen Hallenbad", fand hingegen die Sprecherin der Grünen, Annette Heinloth. Ein eigenes Bad könne Wolfratshausen nie realisieren, man habe Glück, dass "die Nachbarstadt, die 15 Minuten entfernt ist, das in die Hand nimmt". Es gebe keine alternative, sagte ihr Fraktionskollege Hans Schmidt und rechnete vor, dass Wolfratshausen für ein kommunales Hallenbad mindestens das Fünffache ausgeben müsse. Der Dritte Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) nannte den BVW-Vorschlag einen "Alibi-Antrag". Jeder wisse, dass ihn Geretsried nicht annehmen könne. "Dann kommen alle anderen Kommunen auch an, und wir müssen das Rad wieder zurückdrehen."

CSU-Sprecher Günther Eibl, der das von Geretsried angebotene Beteiligungsmodell im Vorfeld kritisiert hatte, hielt sich im Stadtrat diesbezüglich zurück. "Wir hätten erwartet, dass wir heute über die Betriebskostenaufteilung abstimmen", sagte er und machte vage Andeutungen von Gesprächen, die er mit Bürgern geführt habe - mit einer "interessanten Gemengelage", zu der er sich wegen der Tagesordnung aber nicht äußern könne. Der BVW-Antrag sei "recht nett", sagte Eibl. Die CSU könne dem Vorschlag aber nicht zustimmen. "Man will sich irgendwie die Bälle zuspielen, und keiner will schuld sein." Deutlicher wurde sein Fraktionskollege Manfred Fleischer: Es gebe einen rechtskräftigen Beschluss, keine Betriebskosten zu übernehmen, an den sich der Bürgermeister halten müsse. Der Weg sei erst frei, wenn man den Beschluss aufhebe. "Das sehe ich aber nicht". Die Fairness gebiete es, Geretsried ein klares Signal zu senden.

Der Verweis auf die bestehenden Beschlüsse sei richtig, sagte Schnaller. Die seien aber "Schnee von gestern". Nun gebe eine konkretes Angebot aus Geretsried, das gedeckelt sei. "Irgendwann müssen wir ja oder nein sagen". Die Vertagung der Gretchenfrage legt Landrat Niedermaier optimistisch aus: Der Stadtrat Wolfratshausen habe "noch keine abschließende Entscheidung über eine Beteiligung an einem Betriebskostendefizit für ein interkommunales Hallenbad getroffen", teilt er mit. "Insofern steht dessen Realisierung nach wie vor zur Debatte."

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