Verkehr:Nadelöhr bleibt noch ein Jahr

Verkehr: Eigentlich sollte die B 11 um eine Spur erweitert werden. Die Nachbarn forderten eine Lärmschutzwand. Die wurde abgelehnt, der Ausbau verschoben.

Eigentlich sollte die B 11 um eine Spur erweitert werden. Die Nachbarn forderten eine Lärmschutzwand. Die wurde abgelehnt, der Ausbau verschoben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die B11 sollte am Autobahnzubringer zwischen Wolfratshausen und Geretsried diesen Sommer erweitert werden. Daraus wird nun nichts: Anwohner haben den Bau mit einer - erfolglosen - Petition ausgebremst

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Wer im Internet das Video der Wolfratshauser "Interessengemeinschaft B 11" anklickt, der wird vermutlich gleich die Lautstärke herunterregeln. Denn die Anwohner-Initiative aus den Mehrfamilienhäusern zwischen Margeritenstraße und B 11 spart in dem vierminütigen Film selbst nicht mit Verkehrskrach: Damit fordern die Nachbarn eine Lärmschutzwand entlang der Bundesstraße. Anlass für die Forderung sind die Pläne, die nahe Einmündung des Autobahnzubringers um eine Spur auszubauen. Ihre mit 180 Unterschriften versehene Landtagspetition vom Mai hat nun bewirkt, dass die für den Sommer angekündigten Arbeiten ins kommende Jahr verschoben werden. Die Abgeordneten haben diese Petition nun allerdings abgewiesen.

Dass sich die lärmgeplagten und um den Wert ihres Eigentums besorgten Anwohner mit der Petition einen Gefallen getan haben, stieß im Wolfratshauser Rathaus ohnehin auf leise Zweifel, die im zuständigen Straßenbauamt Weilheim deutlicher formuliert werden. Denn nach Angaben von Behördenleiter Michael Kordon soll der Abschnitt mit dem Ausbau einen leiseren Fahrbahnbelag erhalten. Vor allem aber soll der Verkehr dadurch flüssiger und damit auch um Einiges leiser werden. Geplant ist ein zweiter Fahrstreifen, der von Wolfratshausen aus deutlich vor dem Zubringer beginnt. In Fahrtrichtung Geretsried sollen sich dann durchgängig zwei Fahrspuren über die Kreuzung ziehen; daneben entstünde wieder ein Rechtsabbieger-Streifen zum Zubringer. Eine Lärmschutzwand, wie sie die Anwohner fordern, sei bei all dem aber nicht geboten und dürfe daher auch nicht einfach nach Gutdünken mit Steuergeld gebaut werden, lautet die Rechtsmeinung des Straßenbauamts. Die Interessengemeinschaft hält den Eingriff hingegen für so erheblich, dass es ihrer Ansicht nach unbedingt einen Lärmschutz geben muss.

Für sein Vorhaben hatte das Straßenbauamt zu Beginn des Jahres schon einige Bäume fällen lassen. Doch die Arbeiter rückten nicht wie avisiert in den Sommerferien an, denn die Interessengemeinschaft durchkreuzte zumindest den Zeitplan mit ihrer Petition an den Landtag. "Wir nehmen so etwas natürlich schon ernst", sagt Kordon dazu. Das Straßenbauamt habe alle Planungen noch einmal hinterfragt und eine Stellungnahme ans Innenministerium geschickt, das wiederum dem Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Landtags berichtet hat. Nach Angaben der Landtagsverwaltung haben sich alle Beteiligten der Meinung des Straßenbauamts angeschlossen; speziell geht das Ministerium davon aus, dass der Verkehr an der Stelle nicht durch den Ausbau zunehmen wird, was ein Ansatzpunkt für Lärmschutz-Forderungen hätte sein können. Der Ausschuss hat die Petition vor einigen Tagen einstimmig für erledigt erklärt.

Die Sommerferien sind über all dem längst vergangen, aber die seien für solche Arbeiten wegen des vielen Verkehrs nun einmal die beste Zeit, sagt Michael Kordon. Denn dass an der Stelle viel Verkehr herrscht, bestreitet auch in Weilheim niemand. Gerade deshalb halte man das Vorhaben unverändert für "sinnvoll, richtig und auch notwendig" und wolle es nun vermutlich im kommenden Jahr umsetzen, sagt Kordon. Dass es dann dafür keinen Etat mehr geben könnte, befürchtet er nicht, denn finanziell falle der Umbau der Einmündung kaum ins Gewicht.

Für die Anwohner, deren Sprecherin derzeit nicht zu erreichen ist, könnte ihr Etappensieg trotzdem eine neue Chance eröffnen. Sie können ihr Anliegen nun in die städtische Lärmaktionsplanung einbringen, ohne dass vor ihren Balkonen schon Fakten geschaffen sind. Mit der Planung setzt die Stadt Vorgaben der Europäischen Union um. Nach Rathaus-Angaben soll der Entwurf im November den Stadträten vorgestellt werden. Danach muss die Stadt die Behörden und die Bürger hinzuziehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: