Wolfratshausen:Liebes Christkind

Die Ausstellung "Was sich Kinder früher zu Weihnachten wünschten" zeigt im Heimatmuseum nostalgische Spielsachen der Wolfratshauser

Von Barbara Briessmann, Wolfratshausen

Die Püppchen sitzen auf dem Kanapee im Salon, der genau so aussieht wie in der Welt der Erwachsenen. Die Sofakissen sind aufgeschüttelt, Teetassen und Kanne stehen bereit. Fehlt nur noch die kleine Puppenmutter aus Wolfratshausen, die um das Jahr 1900 herum dieses seinerzeit wertvolle Spielzeug geschenkt bekam. Über hundert Jahre später ist die Puppenstube im Heimatmuseum aufgebaut. "Was sich Kinder früher zu Weihnachten wünschten" - so heißt die Sonderausstellung, die am Freitag eröffnet wurde. Zu sehen gibt es Spielsachen aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Exponate sind im Bürgerzimmer des Museums rund um einen Christbaum arrangiert. Die Ausstellung läuft bis Anfang Februar.

"Wir hatten nur zwei Monate Zeit für die Vorbereitung", sagt Annekatrin Schulz, die seit Oktober für die Sonderausstellungen im Heimatmuseum zuständig ist. Die Kunsthistorikern hat sich durch die Bestände des Museums auf der Suche nach Spielzeug gearbeitet. Sie wurde fündig, haben doch viele Wolfratshauser in den letzten Jahrzehnten auch Spielzeug an die Stadt vermacht. Leider fehlen die Geschichten zu Exponaten. Gerne wüsste der Betrachter, wer einst die Sachen geschenkt bekam und zu welchem Anlass.

Wolfratshausen: Die Welt in Miniatur - vor rund hundert Jahren: Eine Puppenstube aus dem späten 19. Jahrhundert ist im Heimatmuseum auch zu sehen.

Die Welt in Miniatur - vor rund hundert Jahren: Eine Puppenstube aus dem späten 19. Jahrhundert ist im Heimatmuseum auch zu sehen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Groß ist die Ausstellung nicht gerade, aber rund 50 Objekte sind schon zusammengekommen", sagt Annekatrin Schulz. Sie hat ihre Entdeckungen sortiert nach Metallspielzeug, Puppen, Spiele, Baukästen und Fahrbares wie Schlitten und Puppenwagen. Besonders auffällig ist das rote Fahrrad, das um 1950 von "Ferbedo" hergestellt wurde. Die Fürther Firma, die 1898 von Ferdinand Bethäuser gegründet wurde, stellte im 20. Jahrhundert extravagante Kinderfahrzeuge her, wie etwa den "Holländer", den Vorläufer des Go-Carts. Das rote Fahrrad im Heimatmuseum erinnert stark an ein Moped.

Sehr viel älter ist das Puppenzimmer aus der Gründerzeit, das sicherlich viele Besucher verzückt. "Mädchen sollten spielerisch an ihre späteren Aufgaben herangeführt werden", sagt Schulz und verweist auf eine Puppenküche, die voll ausgestattet ist. Die Mini-Nähmaschinen der Sonderausstellung funktionieren sogar heute noch.

Voll funktionstüchtig sind auch die Dampfmaschinen im Heimatmuseum, die bei Betrachtern die Herzen höher schlagen lassen. Herrlich nostalgisch sind aber auch die selbst gemachten Spielzeuge aus früherer Zeit. Begeistert reagiert jeder auf den Lastwagen aus Holz, den ein Wolfratshauser für seine Kinder gebaut hat. "Von wann er ist, kann ich leider nicht sagen", räumt Schulz ein. Allerdings ist der Spielzeugwagen perfekt erhalten und funktionsfähig.

Wolfratshausen: Das Fahrrad von "Ferbedo" stand Mitte der 1950er Jahre ganz weit oben auf dem Wunschzettel.

Das Fahrrad von "Ferbedo" stand Mitte der 1950er Jahre ganz weit oben auf dem Wunschzettel.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Sogar die Türen lassen sich noch öffnen und schließen. An Weihnachten wurden in früheren Zeiten oft Bastelarbeiten verschenkt. Im Heimatmuseum gibt es dafür einige Beispiele wie einen Bauernhof, einen Baukasten aus Steinen oder laubgesägte Zootiere.

Dass auch Kriegsspielzeug ausgestellt ist, rechtfertigt Annekatrin Schulz damit, dass "die Kinder damit früher gespielt haben". In einer Vitrine sind Zinnsoldaten ausgestellt, das Spiel "Schiffe versenken" aus Holz und eine Pickelhaube für Buben. "Für sie war es damals ein Spiel", so Schulz. Aber natürlich hätten die Kinder damit auf eine mögliche Rolle als Soldaten vorbereitet werden sollen. Im Heimatmuseum überwiegen jedoch die Exponate, mit denen Kinder früher richtig Spaß gehabt haben dürften.

Nostalgisch wird einem beim Blick auf die alten Spielsachen zumute. Bei dem ein oder anderen Exponat haben sicher auch Kinder ihre Freude, obwohl sie sich 2015 auf ganz andere Geschenke unter dem Christbaum freuen. Was sich die Mädchen und Buben von heute zu Weihnachten wünschen, können sie im Heimatmuseum aufschreiben, in der Wunschzettel-Werkstatt.

Die Ausstellung im Untermarkt 10 ist samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. An den ersten drei Adventssamstagen bekommen Kinder jeweils um 15 Uhr Weihnachtsgeschichten vorgelesen.

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