Wolfratshausen:Kreisklinik fürchtet Konkurrenz

Nicht nur neue Gesetze, Personalkosten und Fachkräftemangel setzen dem Krankenhaus zu. Strategische Allianzen mit anderen Häusern sollen jetzt weiterhelfen.

Klaus Schieder

Die Kreisklinik Wolfratshausen sieht sich einem steigenden Konkurrenzdruck ausgesetzt. Für Geschäftsführer Hubertus Hollmann war der Münchner Süden für Krankenhäuser bislang ein Wachstumsmarkt. "Aber nun kommen wir zunehmend in einen Verdrängungswettbewerb, das spüren wir sehr deutlich", sagte er am Mittwoch in seinem Geschäftsbericht vor dem Kreistag. Nach seinen Beobachtungen versucht momentan jedes Krankenhaus, für sich aufzurüsten. Nötig seien jedoch strategische Allianzen, sagte Hollmann: "Die Kliniken in der Region müssen zusammenarbeiten."

Wolfratshausen: Die Kreisklinik setzt auf strategische Allianzen, um dem steigenden Konkurrenzdruck gewachsen zu sein.

Die Kreisklinik setzt auf strategische Allianzen, um dem steigenden Konkurrenzdruck gewachsen zu sein.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In den vergangenen Jahren hat der Geschäftsführer vor allem an der Stellschraube der Fallzahlen gedreht, die anhand der Zu- und Abgänge von Patienten ermittelt werden. Er verbuchte einen Anstieg von fast 30 Prozent, "das ist schon ein Wort". Allein von 2009 bis 2011 kletterten die Fallzahlen von 7032 auf 7628. Eine weitere Steigerung auf 7800 hält Hollmann für notwendig, "um mit unserem Budget auszukommen". Allerdings könne man nicht jedes Jahr draufsatteln, sagte er. Die Umsatzrentabilität, sprich: der vom Umsatz verbleibende Gewinn, sank 2011 um 1,93 auf 1,50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Neben dem scharfen Wettbewerb machen dem Geschäftsführer eine Flut neuer Gesetze, steigende Personalkosten und der allmählich spürbare Mangel an Fachkräften zu schaffen. Als zentrales Problem sieht er jedoch die "starke Unterfinanzierung" der Krankenhäuser. "Den Kliniken werden Preissteigerungen immer öfter verweigert, die Budgets werden begrenzt", sagte er. Dies schränkt nach seiner Ansicht den Spielraum am Wolfratshauser Krankenhaus ein, gute Mitarbeiter zu halten. Das erschwert für ihn auch "den Spagat zwischen medizinischem Fortschritt, guten wirtschaftlichen Daten und guter Behandlungsqualität". Deshalb brauche die Kreisklinik den seit 2009 erwirtschafteten Gewinn von 1,6 Millionen Euro, um weiter investieren zu können, sagte Hollmann.

Geld soll in dem 170-Betten-Haus in Wolfratshausen heuer in den Ausbau der Gastroenterologie, Pneumologie und Palliativmedizin fließen. Bis 2015 sind zudem 6,5 Millionen Euro teure und mit maximal vier Millionen geförderte Strukturverbesserungen in der Intensivstation, im Aufwachraum und in der Endoskopie im Gange. In der Chirurgie wird im Oktober 2012 ein weiterer Oberarzt eingestellt. Überdies verwies Hollmann auf den Ausbau der Geburtshilfe mit fünf Beleg- und sieben Netzwerk-Hebammen: "Das ist für uns eine Chance, die wir nutzen wollen."

242 Mitarbeiter beschäftigt die Wolfratshauser Klinik derzeit, zwölf mehr als vor drei Jahren. Kreisrat Gerald Jeserer (Ausschussgemeinschaft) brachte dies nicht mit der Steigerung der Fallzahlen um knapp 30 Prozent zusammen. "Da wird mir angst und bange, wie wollen Sie die Behandlungsqualität sicherstellen?", fragte er. Hollmanns kurze Antwort: "Die Fallpauschalen sind gesetzlich so vorgegeben." Unzureichende Einnahmen aus der Wohnanlage der Kreisklinik bemängelte Kreisrat Klaus Koch (Grüne). Ob man die Mieten nicht anpassen könne, schlug er vor. Dieses Thema ist laut Landrat Josef Niedermaier (FW) zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Klinik sowie dem Rechnungsprüfungsausschuss des Landkreises umstritten. Biete man keine erschwinglichen Mietwohnungen an, bekomme man keine guten Mitarbeiter, erklärte er. "Im Süden von München definitiv nicht."

Dort befindet sich die Kreisklinik nach Niedermaiers Worten ohnehin in einem "Haifischbecken". Was strategische Allianzen mit anderen Krankenhäusern der Region anbelangt, werde man "alles in alle Richtungen analysieren", sagte er. Mit Starnberg gebe es schon eine gute Kooperation.

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