Fahrrad-Initiative:Im Weg sein

Radtour Grüne

16 Radfahrer haben im Wolfratshauser Stadtgebiet Gefahrenstellen aufgezeigt. Weitere Protest-Korsos folgen.

Wolfratshauser Grüne organisieren erste "Critical Mass"

Jetzt rollen sie auch durch Wolfratshausen: Eine große Gruppe von Radlern fährt am Samstagnachmittag beim Jugendhaus La Vida auf die Sauerlacher Straße. Erst einmal warten sie an der roten Ampel. Als sie umschaltet, biegen sie nach links in die Königsdorfer Straße ein und fahren langsam nach Norden. Schnell stauen sich die Autos hinter der Gruppe. Manche überholen. "Wir blockieren nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr", sagt die Grünen-Fraktionssprecherin im Wolfratshauser Stadtrat, Anette Heinloth. Radfahrer seien eben keine nur geduldete Randerscheinung auf den Straßen, sondern normale Verkehrsteilnehmer wie die Autofahrer auch. Die Radfahrer bräuchten in Wolfratshausen mehr Raum. Schließlich sei die Stadt Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK).

Die Radler-Gruppe fährt um kurz nach 15 Uhr im Pulk eine Runde durch wichtige Straßen in Wolfratshausen. Nach der Königsdorfer Straße biegt sie in die Schießstättstraße ein. Von dort geht es über die Sauerlacher Straße, die Bahnhofsstraße durch den Unter- und Obermarkt über die Johannisbrücke wieder zurück zur alten Floßlände. Möglich macht dies Paragraf 27 der Straßenverkehrsordnung. Falls sich 16 Radfahrer zu einer Gruppe zusammenschließen - und gerade so viele sind es in Wolfratshausen -, gelten sie als geschlossener Verbund. Demnach dürfen sie sogar zu zweit nebeneinander auf der Straße radeln. Ebenso dürfen die hinteren Teilnehmer ihren Vorderleuten auch dann noch folgen, wenn eine Ampel längst von Grün auf Rot umgeschaltet hat.

Grünen-Stadtrat Hans Schmidt sagt, dass es Ziel der Aktion sei, auf die Gefahren für Radler im Wolfratshauser Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Auf der Königsdorfer Straße würden die Radler von Lastwagen und Autos bedrängt. Deshalb bräuchte es markierte "Schutzstreifen" auf der Fahrbahn. Eine Lösung für die viel befahrene Bundesstraße hatten Landratsamt und Straßenbauamt mehrfach geprüft und ebenso oft zurückgewiesen. Für Schmidt liegt es aber auch am uneinigen Stadtrat, dass nichts geschehen sei. Denn würde sich das Gremium geschlossen für "Schutzstreifen" einsetzen, würde auch etwas vorangehen, sagt er.

Heinz Wensauer beklagt die um mehrere Zentimeter unter Straßenniveau verlegten Gullydeckel. Das sei für Radfahrer gefährlich. Gleiches gelte für die etwa vier Zentimeter tiefen Rillen im Asphalt an der Kreuzung Floßkanal/Sauerlacher Straße. Wollten dort Radfahrer abbiegen, wenn es nass sei, könnten sie wegrutschen und gefährlich stürzen.

Entstanden sind Protest-Korsos wie in Wolfratshausen erstmals 1992 im kalifornischen San Francisco. Mittlerweile hat sich das Phänomen in vielen europäischen Städten verbreitet. Für die erste derartige Aktion in Wolfratshausen will sich jedoch keiner der Beteiligten als Initiator oder Organisator bezeichnen. Denn die sogenannte Critical Mass soll ausdrücklich keine Demonstration sein. Denn dann bräuchte die Aktion einen fest Start- und Endpunkt und müsste zahlreiche weitere Auflagen der Behörden erfüllen. Eine einmalige Aktion solle es aber nicht bleiben, sagt Schmidt. Für den letzten Freitag im September sei ein neuer Protest-Korso angedacht. Dann womöglich im morgendlichen Berufsverkehr, was zu deutlich mehr Behinderungen für die Autofahrer führen könnte.

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