Wolfratshausen:Im Namen der Nummerntafeln

Lesezeit: 2 min

Die Autoschilder in Wolfratshausen beginnen zwar mit "TÖL". Die Kfz-Zulassungsstelle will die CSU aber trotzdem in der Stadt halten - und startet nun erneut eine Unterschriftenaktion.

K. Kaip und S. Bucher-Pinell

Viel ist der ehemaligen Kreisstadt Wolfratshausen nach der Gebietsreform 1972 nicht geblieben. Wenn die Landwirtschaftsschule demnächst nach Miesbach ausgelagert wird, bleibt nur noch die Kfz-Zulassungsstelle als übergeordnete Einrichtung übrig.

Wieder diskutiert der Kreisausschuss über die Kfz-Zulassungsstelle der Kreisstadt Wolfratshausen. Und der CSU-Ortsverband kündigt wieder eine Unterschriftenaktion an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Doch auch die steht nun wieder zur Disposition: Klaus Koch (Grüne) und Landrat Josef Niedermeier (Freie Wähler) hatten kürzlich im Kreisausschuss erwogen, eine der beiden Zulassungsstellen im Landkreis zu schließen, um die Ausgaben im Kreishaushalt zu senken. Dies stößt bei der CSU auf heftige Kritik. Der Wolfratshauser Ortsverband will von der kommenden Woche an Unterschriften für den Erhalt der Wolfratshauser Zulassungsstelle sammeln.

Für den Wolfratshauser Kreisrat und CSU-Fraktionsvorsitzenden Manfred Fleischer kommt eine Schließung der Wolfratshauser Zweigstelle auf keinen Fall in Frage. "Die meisten Autofahrer wohnen im Nordlandkreis", sagt er auf Anfrage. "Auch die meisten Autohäuser gibt es dort." Das Thema sei deshalb parteiübergreifend und betreffe alle Gemeinden im Norden.

Die "funktionierende dezentrale Struktur" mit den Zulassungsstellen in Bad Tölz und Wolfratshausen müsse erhalten bleiben. Wenn der "Löwenanteil" der Autobesitzer aus den nördlichen Gemeinden einen Weg von 50 Kilometern zur Zulassungsstelle und zurück auf sich nehmen müsse, dann sei das auch "ökologisch bedenklich".

Fleischer hat daher eine Unterschriftenaktion angekündigt, wie sie die Wolfratshauser CSU schon im Jahr 2004 organisiert hatte. Damals sammelten die Christsozialen mehr als 500 Unterschriften für den Erhalt der Wolfratshauser Zulassungsstelle, Landrat Manfred Nagler rückte schließlich von Plänen zu deren Schließung ab. Fleischer erwartet nun erneut ein deutliches Signal. "Wir wollen uns rühren und sind sicher, dass auch andere Gemeinden mitziehen werden."

Eine Schließung der Einrichtung in der Nachbarstadt will auch die Geretsrieder CSU nicht hinnehmen. Beim Stammtisch des Ortsverbands im Gasthof Geiger rechnete Gerhard Hasreiter vor, dass Autofahrer 750 000 Kilometer zusätzlich fahren müssten, wenn sie die Formalie künftig in Tölz zu erledigen hätten. Dafür würden sie 50 000 Liter Kraftstoff verbrauchen, was 125 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß bedeute. Ganz zu schweigen von der Zeit, die zusätzlich notwendig sei.

Jugendliche, die zur Abholung ihres ersten Führerscheins mit dem Bus nach Tölz und zurück fahren müssten, seien einen halben Tag unterwegs. Bestimmt sei die Miete der Zulassungsstelle in Wolfratshausen auch günstiger als in Tölz. Gerhard Knill, CSU-Kreisrat aus Königsdorf, gab außerdem zu bedenken, dass die Auswirkungen einer Schließung der Wolfratshauser Stelle wegen Fristen in Arbeits- und Mietverträgen nicht schon im nächsten Haushalt wirksam werden könnten.

Unklar ist, welches Einsparpotenzial die Schließung einer Zulassungsstelle überhaupt hätte. "Damit wird der Landkreishaushalt sicher nicht auf neue Füße gestellt", glaubt Fleischer. Nach einer Anfrage der Ickinger Bürgermeisterin und Kreisrätin Margit Menrad (FW) ermittelt das Landratsamt derzeit, wie viel Personal- und Mietkosten mit dem Verzicht auf eine Filiale gespart werden könnten. Zuletzt war dies 2004 unter Landrat Nagler geschehen. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Abschaffung der Wolfratshauser Zulassungsstelle spare lediglich eine halbe Stelle ein, hieß es.

© SZ vom 04.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: