Wolfratshausen:Helfer brauchen Hilfe

Der Tierschutzverein klagt, dass die Gemeinden die Fundhunde-Aufnahme nicht ausreichend unterstützen

Von Johann Fährmannund Felicitas Amler, Wolfratshausen

Immer wieder stehen Infostände in den Fußgängerzonen, die für Tierliebe werben und um Spenden bitten. Dahinter stünden nicht immer Initiativen, die sich tatsächlich dem Wohl der Tiere verschrieben hätten, sagte Manfred Fleischer, Vorsitzender des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und Umgebung. "Das sind oft Organisationen, die selbst keine Tierheime unterhalten. Bei diesen Drückerkolonnen kommt das Geld aus den Mitgliedsbeiträgen oft nicht den Tieren zugute", erklärte Fleischer in der Jahreshauptversammlung. Sein Appell: "Es ist wichtig, in erster Linie die Tierschutzvereine vor Ort zu unterstützen."

Die Kernarbeit solcher Vereine ist es, Tiere zu betreuen, zu pflegen und weiter zu vermitteln. Dies geschieht seit 20 Jahren im Josefa-Burger-Tierheim in Gelting. Im vergangenen Jahr versorgte der Verein dort 188 Tiere, die ausgesetzt, vorübergehend oder dauerhaft abgegeben wurden oder zugelaufen waren. "Das Heim ist nicht alleine mit Mitgliedsbeiträgen am Leben zu halten", sagte Fleischer. Das bestätigte Schatzmeister Wolfgang Fröhlich. Er sagte: "Wir arbeiten immer defizitär. Ohne eine tolle Erbschaft ab und zu wäre das gar nicht möglich."

Wolfratshausen: Tierpflegerin Rabea Dib ist bisher die einzige, zu der die kleine Toy-Pudel-Dame im Geltinger Tierheim wenigstens ein bisschen Zutrauen gefasst hat.

Tierpflegerin Rabea Dib ist bisher die einzige, zu der die kleine Toy-Pudel-Dame im Geltinger Tierheim wenigstens ein bisschen Zutrauen gefasst hat.

(Foto: Tierschutzverein/oh)

Da Mitgliedsbeiträge und Spenden nicht ausreichten, komme es zu einer Unterdeckung von 35 000 Euro. Dieser Betrag entspreche der Summe dessen, was für Fundtiere ausgegeben werde. "Es steht uns zu, dass die Kommunen uns dieses Geld zahlen", sagte Vereinsmitglied Bernhard Wahler. Der Tierschutzverein übernehme schließlich Pflichtaufgaben der Gemeinden, bekräftigte Fleischer. Im Jahr 2013 habe der Verein 8400 Euro von den Kommunen im Norden des Landkreises bekommen. "Das ist etwa ein Viertel von dem, was uns zusteht", sagte Wahler. Dass dieses Geld nicht gezahlt werde, sei eine bayerische Eigenheit, sagte der neue Schriftführer Dirk Schuhmann. In allen anderen Bundesländern bekämen die Tierheime Geld vom Land. Mit mehr Geld könnte man auch in Pensionsplätze investieren. Diese seien die einzige Einnahmequelle, die ein Tierheim habe.

Besonders über Königsdorf regte sich Wahler auf: Anders als in den anderen Nord-Kommunen werden dort Fundtiere nicht ins Tierheim nach Gelting gebracht, sondern von einem Tierarzt am Ort versorgt. "Wenn einer ein Tier sucht, dann fragt der doch nicht bei der Gemeinde Königsdorf nach, sondern sucht im Tierheim." Bürgermeister Anton Demmel sagt dazu auf Anfrage der SZ: "Wir haben jetzt diese Lösung und das funktioniert gut. Ich bin aber offen und gehe positiv in neue Gespräche mit dem Verein."

Wolfratshausen: Gunhild Muntau-Leitner ist die Tierärztin des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und dessen Zweite Vorsitzende.

Gunhild Muntau-Leitner ist die Tierärztin des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und dessen Zweite Vorsitzende.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In die Satzung des Vereins wurde aufgenommen, dass Jugendgruppen künftig Teil des Vereinslebens sein sollen. "Kinder haben eine Liebe zu Tieren. In dieser natürlichen Entwicklung wollen wir sie fördern, damit das ins Erwachsenenalter hinübergeführt wird", sagte Fleischer. Schließlich seien auch hier auf dem Land erhebliche Veränderungen festzustellen: "Es gibt immer weniger Vieher auf der Woad'."

Wie wichtig das Tierheim tatsächlich als Anlaufstelle ist, zeigte sich schon bald nach der Versammlung wieder einmal. Ein Autofahrer entdeckte am Dienstag gegen 11 Uhr an der Autobahnausfahrt Seeshaupt einen kleinen Hund. Dieser drehte sich dem Bericht nach winselnd im Kreis und war völlig verstört. Der Autofahrer handelte richtig, erklären die Verantwortlichen des Tierschutzvereins, indem er den Hund zu sich ins Auto nahm und dann ins Tierheim Gelting brachte.

Dort wurde festgestellt, dass es sich um einen weiblichen Toy-Pudel polnischer Abstammung handelt. Darauf weist die Tätowierung des kleinen Tieres hin. Warum allerdings ein Hund aus Polen bei Seeshaupt aufgefunden wurde, ist völlig ungeklärt. Der Hund wurde als Fundtier im Geltinger Tierheim aufgenommen und der zuständigen Gemeinde gemeldet. Er wird tierärztlich untersucht und gegebenenfalls versorgt. Das Tierheim-Team kümmert sich intensiv um die Pudel-Dame, die sehr verschreckt ist und einen wirren Eindruck macht. Tierschutzvereinssprecher Wahler berichtet, sie habe bisher nur zu einer der Betreuerinnen, der Tierpflegerin Rabea Dib, Zutrauen gefasst. Nach dem ersten Gassi-Gehen außerhalb habe sie allerdings erleichtert gewirkt, wieder im Tierheim zu sein.

Der Verein bittet eventuelle Zeugen um Hilfe. Wer an dem Autobahn-Parkplatz etwas beobachtet hat, was zur Klärung beitragen könnte, wird gebeten, sich beim Tierheim Gelting zu melden, Telefon 08171/278 18, Mail info@tierheim-gelting.de

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