Kinderchor Wolfratshausen:Hand in Hand auf den ersten Platz beim Festival

Kinderchor Wolfratshausen: Fähnchen und Freude: Die Jugendlichen aus Wolfratshausen sind begeistert vom Treffen mit Sängern aus aller Welt.

Fähnchen und Freude: Die Jugendlichen aus Wolfratshausen sind begeistert vom Treffen mit Sängern aus aller Welt.

(Foto: Gregor Miklik /oh)

Die 33 jungen Sänger räumen beim Europäischen Musikfestival im belgischen Neerpelt ab. Leiter Yoshi Kinoshita verrät das Geheimnis des Erfolgs.

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Zwei spannende Tage in Belgien, viele neue internationale Bekanntschaften und dann auch noch ein erster Platz beim Europäischen Musikfestival der Jugend: Hinter dem Kinderchor Wolfratshausen liegt ein lebhaftes Wochenende. Gut 3000 Menschen haben sich von Freitag, 29. April, bis Montag, 2. Mai, in der belgischen Stadt Neerpelt getroffen, junge und erwachsene Sänger aus 24 Ländern wie Finnland, Island, Ungarn, Afrika und dem Rest der Welt. "Und am Ende", erinnert sich die 15-jährige Sophie Abrahams, "hat die ganze Halle 'Let it go' gesungen. Das war so toll!" Die Begeisterung, das ist spürbar, wirkt noch nach.

Die 33 Jugendlichen waren am Freitagmorgen um 7 Uhr mit dem Bus nach Westen aufgebrochen, gegen 18 Uhr abends erreichten sie ihren Zielort in Belgien. Dort bezogen sie einen Bungalow-Park, in dem sie etwa mit serbischen Jugendlichen zusammenwohnten. Der Kontakt war schnell hergestellt, man brachte sich gegenseitig Worte bei. "Die konnten vorher nur 'Ich liebe dich' sagen", erzählt die 13-jährige Sophia Jellema.

Internationale Kontakte auch beim Workshop am Samstag: Ungarn, Österreicher und Deutsche saßen alle durcheinander, "wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen", sagt die 15-jährige Laura Winklmeier. Zusammen sangen sie Lieder auf Niederländisch. Mindestens eines davon war "total cool", sagt Laura: Das wolle der Chor irgendwann einmal nachsingen. Auch die spanischen und afrikanischen Chöre begeisterten die Sänger. So ganz anders sei deren Art zu Singen und auch die Stimmung im Chor gewesen. Eine Gruppe vom Südkap in Afrika habe beim Singen sogar einen Bauchtanz eingelegt.

Genau dazu war das Festival gedacht, so erklären sich die Organisatoren auf ihrer Internetseite: um Austausch, Frieden und Verbrüderung zu fördern. Das Europäische Musikfestival gibt es seit 60 Jahren, sein Motto lautet: "Alle Menschen werden Brüder". Die ganze knapp 17 000 Einwohner zählende Gemeinde steht einmal im Jahr im Zeichen des Festivals: Überall habe das Logo - zwei turtelnde Festival-Vögel - gehangen und eine Schule habe sie sogar figürlich nachgebastelt, erzählt Laura, auch hätten die Einwohner nach den Chören auf der Straße Ausschau gehalten und ihnen gewunken. Neben all diesen schönen Erlebnissen sei der Wettbewerb selbst völlig zur Nebensache geraten, sagen die Mädchen.

Dabei können sie wirklich stolz auf sich sein, sagt Chorleiter Yoshi Kinoshita, denn den ersten Platz holten sie sich in der Kategorie D, die besonders anspruchsvoll gewesen sei. Um sich für die Teilnahme in einer Kategorie zu qualifizieren, müsse ein Chor etwas nachweisen können, ansonsten werde er gar nicht zugelassen. Im Wettbewerb maßen sich die Jugendlichen aus Wolfratshausen mit Chören, in denen die Mitglieder nach Können ausgesiebt würden. Eine solche Auslese gebe es in Wolfratshausen nicht, sagt Kinoshita: Jeder könne mitsingen, auch wenn er den Ton nicht treffe. Aber wieso ist der Chor dann so erfolgreich? "Das liegt am Zusammenhalt in der Gruppe", sagt Kinoshita. Die stimmsicheren Kinder nähmen die weniger stimmsicheren Kinder an der Hand, stellten sie neben sich, übten mit ihnen. Und die weniger begabten Sänger strengten sich besonders an, um nicht aus der Gruppe zu fallen. Hinzu kommen die häufigen Chorfahrten, wie die fünf Tage nach Brixen in den Herbstferien, und das kontinuierliche und häufige Üben.

Kinoshitas Chor kommt gut herum und ist dadurch bereits reiseerprobt; 33 Kinder nach Belgien zu fahren und wieder zurück, das sei daher schon fast Routine. Eine größere Herausforderung sei es dagegen, ihnen klar zu machen, dass so ein Wettbewerb kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander sei. "Nicht das Vergleichende, sondern das Inspirieren lassen. Die Wertschätzung entwickeln für die, die mit uns singen", sagt Kinoshita. "Und genau das ist passiert." Die Jugendlichen hätten viel Herzblut an den Tag gelegt, "und das war für mich das Schönste".

Konkrete und vage Pläne für die Zukunft gebe es auch schon. So tritt der Kinderchor am 17. Juli beim Isartaler Konzertverein auf, um mit ihm seinen 25. Geburtstag zu feiern. Auch kommendes Jahr soll es auf jeden Fall wieder eine Reise oder ein Festival geben, sagt Kinoshita. Möglicherweise sogar in sein Heimatland Japan.

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