Wolfratshausen:Gefahr am Gleis

Lesezeit: 2 min

Zwischen Gipsenweg und Mühlpointweg sind die S-Bahn-Gleise nicht durch einen Zaun gesichert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Mühlpointweg gibt es keine Absicherung zur Trasse der S-Bahn. Die Deutsche Bahn hält sich für nicht zuständig.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die S-Bahn-Schiene entlang des Neubaugebiets am Mühlpointweg in Wolfratshausen ist dem Stadtrat Peter Plößl (CSU) seit Längerem ein Dorn im Auge. Schließlich gibt es dort keine Absicherung zum benachbarten Wohngebiet. Mehrere Bürgern hätten ihm erzählt, dass immer wieder Kinder über die Gleise liefen, sagt Plößl. "Das ist eigentlich skandalös", findet er, "eine wahnsinnig gefährliche Stelle". Von der berichtete Plößl auch seinem Parteifreund, dem Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, als dieser im vergangenen Sommer auf einer "After Work Party" der CSU in Wolfratshausen zu Gast war. Dobrindt versprach, sich die Stelle noch bei seiner Heimreise selbst anzusehen.

Ob er das wirklich getan hat, bleibt offen. Plößl hat das Thema jedenfalls auch im Bauausschuss angesprochen, worauf sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner der Sache angenommen und bei der Bahn nachgefragt hat, der das Gelände einschließlich des Mühlpointwegs gehört. Die Antwort: Das unbefugte Betreten von Bahnanlagen sei gesetzlich verboten, eine bauliche Absicherung könne daher nicht verlangt werden. Wie Heilinglechner am Mittwoch im Bauausschuss mitteilte, würde die Bahn allerdings gestatten, dass die Stadt auf dem Gelände einen Zaun errichtet - sofern sie selbst die Kosten für Bau und Unterhalt übernehme. Dann aber müsse man sich an die technischen Vorgaben der Deutschen Bahn als Grundeigentümerin halten. Dazu gehöre etwa, dass der Zaun geerdet werde, um bei eventueller Überspannung der Oberleitung über den S-Bahn-Gleisen den Starkstrom gefahrlos abzuleiten. Das würde dem Bürgermeister zufolge aber wiederum die Kosten für das Bauwerk "enorm erhöhen".

Auch den Bundesverkehrsminister hat Heilinglechner hat nach Plößls Intervention angeschrieben, um den Sachverhalt noch einmal aus Sicht der Stadt darzulegen. Inzwischen habe er auch eine Antwort seiner Parlamentarischen Staatssekretärin erhalten, sagte Heilinglechner. Die enthalte aber "im Ergebnis keine andere Auskunft". Allerdings weise Dobrindts Mitarbeiterin darauf hin, dass der gefährliche Gleisbereich bei der geplanten Verlängerung der S-Bahnstrecke nach Geretsried tiefer gelegt werden soll. Während der Bauzeit für Trog und Tunnel müsse ein Zaun entlang der Gleise also wieder rückgebaut werden. Plößl fand den Hinweis indes wenig hilfreich. Schließlich müsse man die Stelle so schnell wie möglich entschärfen. "Bis der S-Bahn-Tunnel kommt, sind die Kinder, die dort jetzt spielen, universitätsreif", prognostizierte der Lateinlehrer.

Als Stadtrat ist Plößl für seine Beharrlichkeit bekannt. Als Dobrindt vor wenigen Tagen in Geretsried zu Besuch war, so erzählte er am Mittwoch, habe er ihn noch einmal an die Gefahrenstelle am Mühlpointweg erinnert. Der Minister habe ihn daraufhin gebeten, das Schreiben der Staatssekretärin doch noch einmal an seine persönliche Assistentin zu senden. Heilinglechner will es nun Plößl schicken, damit der es an Dobrindt weiterleiten kann.

Zudem soll die Stadt noch einmal prüfen, inwieweit man die Sache selbst in die Hand nehmen kann. Ein Bürger hatte diesbezüglich an Schäftlarn verwiesen, wo die Gemeinde ebenfalls einen Zaun an der S-Bahn-Strecke errichtet hat - allerdings auf eigenem Grund. Bauamtsleiter Dieter Lejko will sich dort nun nach den Kosten erkundigen.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: