Internet-Betrüger:Filmreife Festnahme

In Wolfratshausen umstellt die Polizei ein Hotel und fasst einen gesuchten Gefängnisausbrecher. Doch der wehrt sich.

Von Ingrid Hügenell, Wolfratshausen

Der Polizeibericht vom Montag erinnert an die beliebte ARD-Serie "Hubert und Staller": Ein Serienbetrüger, der schon seit Jahren auf der Flucht war, ist am vorigen Donnerstag in Wolfratshausen festgenommen worden. Wie die Polizei mitteilt, war der 32-Jährige aus Nordrhein-Westfalen schon einmal im Gefängnis gesessen, ist aber 2013 geflüchtet und abgetaucht. Am Donnerstag wurde er nach langer Fahndung in Wolfratshausen aufgestöbert. Eine Dienststelle aus Norddeutschland informierte die Wolfratshauser Kollegen, die sich sofort auf den Weg machten.

Der gesuchte Betrüger war in einem Hotel an der Sauerlacher Straße abgestiegen. Es wurde befürchtet, er wolle wieder abreisen, weshalb die Polizei das Hotel ihrem Bericht zufolge weiträumig mit mehreren Streifen umstellte. Dann betraten einige Beamte das Hotel. Den Gesuchten trafen sie gleich in der Lobby an. Der wollte sich aber nicht einfach wieder einsperren lassen und wehrte sich heftig. Er habe bei der Festnahme erheblichen Widerstand geleistet, heißt es im Polizeibericht, weshalb er unter Anwendung von körperlicher Gewalt habe gefesselt werden müssen. Ein Polizist sei dabei leicht verletzt worden.

Doch auch dem 32-Jährigen ging es anschließend schlecht. Er wurde zunächst in die Haftzelle der Wolfratshauser Polizeiinspektion gebracht, wo er plötzlich über Herzschmerzen klagte. Mit dem Notarzt wurde der Mann daraufhin in die Intensivstation der Wolfratshauser Kreisklinik gebracht. Zwei Polizeibeamte bewachten ihn dort - er war ja schließlich schon einmal ausgebüxt.

Um 18.30 Uhr bescheinigte das Krankenhaus dann aber die Haftfähigkeit. Es ging zurück zur Wolfratshauser Polizei, wo der Betrüger die Nacht in der Haftzelle verbrachte. Am Freitag wurde er schließlich in München dem Haftrichter vorgeführt, von dort wurde er ins Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim gebracht. Der Polizei zufolge hat er eine mehrjährige Haftstrafe abzusitzen.

Der 32-Jährige hatte sich laut Polizei über Jahre einen luxuriösen Lebenswandel durch den betrügerischen Verkauf von hochwertigen Gegenständen auf Internet-Plattformen finanziert. Im Klartext: Er hatte beispielsweise teure Uhren über das Internet verkauft, aber die Ware nie geliefert - weil er sie gar nicht hatte. Eine mehrjährige Haftstrafe hatte er dafür erhalten, die er aber in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne nur teilweise absaß. Nun muss er nach Auskunft der Polizei mindestens die restlichen sechs Jahre in den Strafvollzug. Zudem soll er während seiner Flucht erneut Betrügereien im Internet begangen haben, weshalb nun wieder gegen ihn ermittelt wird.

Die Flucht aus dem Vollzug hingegen ist nicht strafbar, wie der Wolfratshauser Polizeihauptkommissar Christian Neubert erläutert. Denn man gehe davon aus, dass der Mensch über einen ausgeprägten Freiheitsdrang verfüge.

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