Wolfratshausen:Eselflüsterer gesucht

Wolfratshausen: Carlo und Fritzi wollen nicht aus ihrem Gehege, da kann Heimleiter Dieter Käufer sie noch so locken.

Carlo und Fritzi wollen nicht aus ihrem Gehege, da kann Heimleiter Dieter Käufer sie noch so locken.

(Foto: AWO/oh)

Die beiden Tiere im Demenz-Zentrum der Arbeiterwohlfahrt in Wolfratshausen trauen sich nicht aus ihrem Gehege. Dabei wäre Auslauf für sie wichtig - und auch für die Bewohner gut.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Carlo und Fritzi leben seit bald einem Jahr im Demenz-Zentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Wolfratshausen. Ihre anfängliche Scheu haben sie überwunden, nicht aber die Sturheit, mit der sie das Gelände einfach nicht verlassen wollen. Deswegen suchen Heimleiter Dieter Käufer und die Leiterin des Sozialdienstes, Sozialpädagogin Gabi Strauhal, Hilfe von außen: jemanden, der den beiden Zwergeseln Beine macht.

Tiere gehören schon lange zum Demenz-Zentrum: Ziegen, Enten, Hühner, ein Hahn sind seit mehr als zwanzig Jahren wichtige Begleiter im Alltag der Bewohner. Sie haben eine beruhigende, womöglich auch heilende Wirkung. Und das gilt ganz besonders für die Zwergesel. "Man spricht ja vom störrischen Esel", sagt Strauhal, das bedeute aber eigentlich, dass diese Tiere in sich ruhten: "Sie strahlen eine stoische Ruhe aus, das überträgt sich." Gerade Menschen mit demenziellen Erkrankungen seien ja oft getrieben von den Gefühlen, auf der Suche zu sein oder nach Hause zu müssen. "Die Esel erden die Menschen ein Stück."

Das klappe also schon sehr gut, berichtet die Sozialpädagogin. Die Bewohner gingen gern in den Garten, nähmen Kontakt mit den Tieren auf, streichelten sie. Allein das sei schon ein großer Fortschritt, denn Carlo und Fritzi stammten aus einer großen Herde in der Bretagne, waren also Kontakt zu Menschen gar nicht so gewöhnt. Inzwischen ließen sie sich auch Halfter anlegen: "Aber sie verlassen das Gehege nicht." Genau das aber sollen sie tun, einmal, damit die Bewohner mit ihnen umhergehen können, aber vor allem auch, damit sie selbst den dringend nötigen Auslauf bekommen. Das rate auch die Esel-Nothilfe, mit der das Demenz-Zentrum von Anfang an in Kontakt ist.

Die Einrichtung sucht nun eine Person, die offen für die Bewohner des Hauses ist, sich gern mit Tieren beschäftigt und möglichst mit Eseln so umgehen kann, dass sie regelmäßig herauskommen. "Wie bekommt man sie handzahm und leinenführig", das seien die entscheidenden Fragen, sagt Strauhal. Die einzige Voraussetzung sei im Übrigen Zeit - "der Hauptfaktor". Wann und wie oft der oder die neue Ehrenamtliche sich um Carlo und Fritzi kümmert, sei offen: "Wir sind total flexibel."

"Unsere Bewohnerinnen und Bewohnen sollen gemeinsam mit den Eseln etwas erleben. Leider fehlt uns die Weisheit, mit den Eseln dieses Ziel zu erreichen", sagt Käufer. Wie gut sich die Esel auf den Menschen auswirken, das kann er hingegen ganz präzise erklären: Das Zusammensein mit Eseln senke den Spiegel des Stresshormons Cortisol. Gleichzeitig werde das Beziehungshormon Oxytocin frei. Das bewirke Muskelentspannungen, einen niedrigeren Blutdruck und reduziere zudem das Schmerzempfinden. So gesehen könnten Carlo und Fritzi vielleicht auch jener Person gut tun, die sie künftig auf Trab bringen möchte.

AWO-Demenz-Zentrum, Gabi Strauhal, Telefon 08171/4325-23

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