Wolfratshausen: Es muss nicht immer Alkohol sein

Suchtprävention, die schmeckt: Sie heißen Mocktails und verzichten auf Rum oder Likör. Das Saftbar-Team des Gartenbauvereins Münsing schenkt die Getränke an Jugendliche aus und wurde dafür ausgezeichnet.

Manche Mocktails werden ganz einfach aus drei Zutaten gemixt, etwa der Melonen-Lassi. Andere erfordern mehr Zutaten, und die müssen auch noch genau abgemessen werden, wie der Greeny, in den Mandelsirup, Orangen- und Zitronensaft, Ginger Ale, Blue Curaçao ohne Alkohol und ein Minzzweig gehören. Allen gemeinsam ist, dass sie bei der Zielgruppe, Kindern und Jugendlichen, gut ankommen. Das Saftbar-Team des Gartenbauvereins Münsing bietet die alkoholfreien Cocktails seit acht Jahren an, oft unter dem Namen "Mocktail Lounge" - und betreibt damit Suchtprävention. Dafür kam der Verein beim Wettbewerb des "HaLT-Projekts" im Landkreis auf den ersten Platz und erhielt ein Preisgeld von 300 Euro.

Ins Leben gerufen wurde die Saftbar 2008 von der jetzigen Vorsitzenden des Gartenbauvereins, Regina Reitenhardt - für einen Gesundheitstag an der Grundschule Münsing. Etwa gleichzeitig wurde das HaLT-Projekt zur Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen auch im Landkreis eingeführt. Caritas, Kreisjugendring, Amt für Jugend und Familie und das Gesundheitsamt arbeiten hier zusammen. Die Abkürzung des bundesweiten Projekts steht für "Hart am Limit". Es wurden Mappen mit Informationen und Tipps für Gemeinden und Vereine entwickelt, in denen es darum ging, wie man bei Festen, gerade auch im Bierzelt, auf den Alkoholkonsum der jungen Leute achten kann.

Die Saftbar des Münsinger Gartenbauvereins ist im gesamten Landkreis unterwegs. Initiiert hat sie Regina Reitenhardt (rechts).

(Foto: privat/oh)

Durch Reitenhardt, die sich, wie sie selbst sagt, ohnehin für Suchtprävention einsetzte, fand in Münsing beides zusammen. Als Gemeinderätin stellte sie die HaLT-Mappen in einer Sitzung des Gremiums vor. Mit der Saftbar dockte der Gartenbauverein am Projekt an und ist seither im Landkreis bei unterschiedlichsten Veranstaltungen im Einsatz. Auch in vielen Schulen war das Team schon, um zu zeigen, wie gut alkoholfreie Alternativen schmecken können. 2012 erhielt die "Mocktail-Lounge" den deutschen Bürgerpreis in der Kategorie "Alltagshelden". Die Mocktails seien "einfach zu machen, schön gestaltet, mit gutem Geschmack", sagt Reitenhardt, die auch Sozialreferentin der Gemeinde Münsing ist. "Ah, das schmeckt ja gar nicht schlecht", sei meist die Reaktion der Jugendlichen, wenn sie einen Mocktail probierten. Insgesamt sei die Resonanz "absolut positiv, sonst würden wir es nicht mehr machen".

Denn die Aktiven aus dem Saftbar-Team verwenden viel Zeit auf die Aktionen, nehmen dafür zuweilen sogar Urlaub. Nur die Jüngeren bekämen eine Aufwandsentschädigung, die Älteren arbeiteten rein ehrenamtlich, sagt Reitenhardt. Die komplette Barausstattung mit Mixer, Shaker, Krügen und Gläsern habe der Gartenbauverein bezahlt, die Getränke und Zutaten für die Mocktails bekomme die Saftbar bei HaLT-Einsätzen vom Projekt ersetzt.

Natürlich wird bei großen Festen immer noch viel Bier getrunken, aber Reitenhardt beobachtet doch ein verändertes Trinkverhalten. Nach ihrem Eindruck sei das extreme Komasaufen zurückgegangen. Und bei Disco-Besuchen oder Festen gelte: "Die Leute, die Autofahren müssen, trinken gar keinen Alkohol." Das sei in ihrer Jugend noch anders gewesen, da habe man geglaubt, zwei oder drei Bier machten nichts aus.

Rezepte

Melonen-Lassi:

150 Gramm Wassermelone, 100 Gramm Naturjoghurt und 50 Milliliter Mineralwasser mixen, mit einem Fruchtspieß garnieren. Nach Geschmack mit Honig süßen.

Greeny:

20 Milliliter Mandelsirup, 40 Milliliter Orangensaft, Saft einer halben Zitrone, 100 Milliliter Ginger Ale, ein Teelöffel Curaçao blue ohne Alkohol, ein Minzzweig. Mandelsirup, Orangensaft und Zitronensaft im Shaker schütteln, in ein mit Crash-Eis gefülltes Glas gießen und mit Ginger Ale auffüllen. Curaçao blue vorsichtig eingießen und mit dem Minzzweig garnieren.

Mehr Mocktail-Rezepte gibt es im Internet unter www.wordpress.gbv-muensing.de/saftbar-rezepte/ oder auf den Flyern, die der Gartenbauverein Münsing verteilt. ihr

Bei der Verleihung der Preise sagte Landrat Josef Niedermaier: "Die Zahlen der Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landen, sind rückläufig. Dazu hat sicherlich auch das HaLT-Projekt beigetragen."

Ebenfalls auf den ersten Platz kam die Evangelische Jugend im Dekanat Bad Tölz, die 2012 Leitlinien zum Umgang mit Alkohol in der Kinder- und Jugendarbeit aufgestellt hat. Den dritten Platz belegte der Tennisclub Geretsried, der eine eigene Getränkepreisliste für Jugendliche hat. Die bezahlen für Getränke ohne Alkohol weniger als für solche mit. "Ein geringer Aufwand mit großer Wirkung", befand die Jury. Für die beiden ersten Plätze gab es je 300 Euro, für den dritten 150. Die Evangelische Jugend kaufte davon zehn Liegestühle. Der Gartenbauverein schaffte einen Akku und ein Ladegerät für einen Freischneider an, und der Tennisclub nimmt das Geld her, um eine Tischtennisplatte zu kaufen.