Wolfratshausen:Ein lebendiges Museum

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Ausstellungen, Führungen, Vorträge, Workshops und Zeitzeugengespräche gehören zum Konzept des Badehaus-Vereins für das Dokumentationszentrum. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Wolfratshauser Badehaus-Verein stellt Details seines Nutzungskonzepts vor

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Das historische Badehaus als Dokumentations- und Begegnungsstätte sei "ein wichtiges Projekt, um die Zeitgeschichte an einem authentischen Ort darzustellen". Mit diesen Worten würdigt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) die Leistungen des Vereins "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald". Dieser will das Badehaus am Waldramer Kolpingplatz als Ort der Erinnerung an vier Phasen der Zeitgeschichte einrichten: die Nazi-Rüstungsarbeitersiedlung Föhrenwald; den Todesmarsch aus dem KZ Dachau zu Kriegsende; das jüdische Camp für Displaced Persons (DP) nach der Befreiung und die Heimatvertriebenen-Siedlung Waldram.

Der Verein ist bestrebt, Zeitzeugen in dem Haus Raum zu geben und junge Menschen anzusprechen. Das Projekt, so heißt es im zehnseitigen Nutzungskonzept, greife weit über den lokalen und regionalen Bezug hinaus. Es verweise auf die Historie des Landkreises, des Freistaats, der Bundesrepublik und aller europäischen Länder, aus denen einst Zwangsarbeiter, Holocaust-Überlebende und Heimatvertriebene nach Föhrenwald, später Waldram kamen. Das Badehaus soll "ein interessanter, lebendiger Lernort werden, der Menschen unterschiedlicher Generationen, Nationen und Religionen zusammenbringt".

Vorgesehen sind Dauer- und Wechselausstellungen, Führungen, Vorträge, Workshops und Zeitzeugengespräche. Das Badehaus soll auch ein Kommunikationsort für andere Einrichtungen sein: Schulen, Vereine, Organisationen, die sich geschichtlichen kulturellen und denkmalpflegerischen Aufgaben widmen.

Die dauerhaften Präsentationen zu den vier "Zeitschichten" werden im Erdgeschoss in vier zwölf bis 18 Quadratmeter großen Räumen zu sehen sein. Und zwar auf Foto- und Texttafeln, mit Computerinstallationen und wenigen Original-Exponaten in Vitrinen. Unterm Dach entsteht in einem work in progress ein symbolischer Wald der Biografien: Stammbäume einzelner Familien, an denen sich Geschichte erzählen lässt.

Zwei Wechselausstellungen sind bereits verfügbar: "Wir lebten in einer Oase des Friedens" - die Geschichte der jüdischen Mädchenschule in Wolfratshausen - und "Die Kinder vom Lager Föhrenwald".

Sybille Krafft, Vorsitzende des Badehaus-Vereins, sagte diese Woche in der Mitgliederversammlung, es sei geplant, "immer wieder neue Impuls reinzuholen", ein Museum müsse leben und immer wieder neue Anreize geben, es aufzusuchen. Dass das Thema junge Menschen fesselt, belegte die Waldramer Geschichtslehrerin Eva Greif. Sie erzählte von vielerlei Projekten über Föhrenwald und Waldram mit ihren Schülern, darunter eine Dokumentation von Zeitzeugengesprächen, die wiederum dem künftigen Badehaus zugute kommt.

www.badehauswaldram.de

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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