Wolfratshausen:Ein Haus zum Leben und Forschen

Die Landwirtschaftsschule ist fertig, Stadtarchiv und Mieter können einziehen. Der Altbau musste für die tonnenschweren Akten besonders verstärkt werden - trotzdem ist die Sanierung billiger als geplant.

Von Barbara Briessmann

"Das Gebäude ist ortsprägend, deswegen haben wir versucht, den Charakter zu erhalten", sagt Thomas Wenig vom städtischen Bauamt. Als Projektleiter ist er zuständig für den Umbau der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Bahnhofstraße in Wolfratshausen. Nach einem Jahr Bauzeit ist das Haus fast bezugsfertig. Dort findet nicht nur das Stadtarchiv viel Platz. Auch Schulungsräume, Büros und Wohnungen können gemietet werden. Im Keller ist ein Vereinsraum für die Turner des TSV eingerichtet. Außerdem sind im Dach Nischen für Fledermäuse und Mauersegler vorgesehen. Die Kosten liegen mit 2,3 Millionen Euro sogar unter den geplanten 2,6 Millionen. Schon am 16. März steht die Brandschutzabnahme an. Danach kann in dem Gebäude gearbeitet, geforscht und gelebt werden.

1908 wurde das Schulgebäude an der Bahnhofstraße errichtet. Seit April 2016 wurde es außen und innen saniert, renoviert und umgebaut. Im Ostflügel des Hauses wird das Stadtarchiv einziehen, das noch unter dem Dach des Pumpenhäuschens am Loisachufer 1 sein Dasein fristet. Die neuen Räume sind voll und ganz auf die tonnenschweren Archivalien ausgerichtet. Projektleiter Wenig zeigt Unterzüge im zukünftigen Lesesaal, wo auch Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge und Empfänge stattfinden sollen. Dieser Bereich im Erdgeschoss steht der Öffentlichkeit offen. Im Raum darüber warten schon die Rollregale auf die Unterlagen zur Stadtgeschichte. "Dort kommen 1000 Kilogramm Gewicht auf einen Quadratmeter", erklärt Wenig. "Das macht insgesamt rund 56 Tonnen." Nach diesen Gewichtsvorgaben wurde die Tragfähigkeit des Bodens verstärkt.

Damit die wertvollen Unterlagen weder schimmeln noch zerfallen sollen permanent zwischen 14 bis 18 Grad und 40 bis 50 Prozent Luftfeuchtigkeit in dem Magazinraum herrschen. Dafür sorgt eine leistungsstarke Kühl- und Lüftungsanlage. Für das Fotoarchiv muss es noch kälter sein: acht Grad Celsius, "sonst gehen die Dias kaputt". Der Raum sei rundum mit einer Innendämmung versehen worden, selbst die Tür schließe dicht ab. Im bisherigen Stadtarchiv gebe es das alles nicht, "es funktioniert aber irgendwie", so Wenig.

"Der größte Umbau war das Dachgeschoss", zeigt Wenig ein Stockwerk höher. Dort wurde eine Treppe entfernt. Metallene Stufen führen jetzt nach oben vorbei an Betonwänden. "Wir haben das bewusst so gehalten, damit man deutlich sieht, dass es neu ist." Die gesamte Dachkonstruktion sei aufgeschnitten worden, der Bereich komplett ausgeräumt - bis auf die Dachbalken. Ein wunderbarer Raum, aber es gibt keinen Rettungsweg, darum kann er nicht öffentlich genutzt werden. Dort sollen in Regalen auch Archivalien Platz finden, wenn es im ersten Stock zu eng wird.

Unter dem Dach ist auch der Werkstatt- und Quarantäneraum untergebracht. Dort werden neue Archivalien gelagert und wieder hergerichtet, "damit die alten Bestände nicht mit irgendwelchen Viecherln oder Schimmel angesteckt werden." Zwei offene Abseiten gibt es auch. "Für Fledermäuse und Mauersegler. Das haben wir in Absprache mit dem Landesbund für Vogelschutz gemacht", erzählt der Projektleiter. "Mal sehen, ob es auch bewohnt wird." Über zwei kleine Fenster können die Nistplätze eingesehen und bei Bedarf gereinigt werden. Im Giebel sind noch Technik- und Serverraum untergebracht.

Über einen separaten Eingang geht es in einen Büro- und Schulungsbereich der noch vermietet wird. Den zweiten Schulungsraum hat bereits die Schule für Heilerziehungspflege (HEP) für sich reklamiert. Getrennt vom Archiv sind die drei zum Teil originellen Dienstwohnungen erreichbar. Zwei davon haben bereits Mieter gefunden. "Im Grunde sind wir mit allem fertig", erklärt Thomas Wenig. Die Landwirtschaftsschule sei schon beziehbar. Allerdings fehle noch die Abnahme für den Aufzug und den Brandschutz. Letzterer sei überarbeitet worden. "Die neue Brandmeldeanlage wäre gar nicht notwendig", so Wenig. Auch eine Alarmanlage gebe es und einen Rettungsweg, der direkt aus dem Lesesaal ins Freie führt. Die Außenanlagen werden laut Projektleiter erst 2019 neu gestaltet, wenn direkt neben dem neuen Stadtarchiv der neue Kindergarten steht.

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