Wolfratshausen:Ein dicker Ordner in der Waagschale

Die Initiatoren des Hallenbad-Bürgerbegehrens hoffen, dass sich die Stadt von der Unterschriftenliste beeindrucken lässt. Bürgermeister Helmut Forster führt den Erfolg auf einen Mangel an Information zurück.

Matthias Köpf

Die Initiatoren des Wolfratshauser Bürgerbegehrens für eine Beteiligung am geplanten Nordlandkreis-Hallenbad in Geretsried hoffen auf ein Umdenken der Stadträte. Die könnten den Willen der Wolfratshauser nun nicht mehr ignorieren, betonen Stephanie Hanna-Necker, Terke Stapf und Fried-Thorsten Jantzen. Sie hatten Bürgermeister Helmut Forster (BVW) am Donnerstagabend nach eigener Zählung 2763 Unterschriften von Wolfratshauser Stimmberechtigten übergeben. Dies entspricht etwa 20 Prozent der Stimmberechtigten, für einen formellen Erfolg wären nur neun Prozent nötig gewesen.

Die drei Initiatoren bewerten die Zahl der Unterschriften jedoch nicht nur als formalen Erfolg, der einen Bürgerentscheid nach sich zöge, wenn sich der Stadtrat der seit dem Sommer 2011 debattierten Hallenbad-Beteiligung weiterhin verweigert. Sie sehen das Ergebnis ihrer sechswöchigen Sammlung vor allem als politisches Zeichen an die Stadt- und Kreisräte, dem Hallenbad in der Anfang des Monats vorgestellten Form zuzustimmen.

Die Stadt Geretsried will vom Landkreis und von ihren Nachbarkommunen keinen Anteil an den laufenden Betriebskosten mehr verlangen, den viele Partner als schwer kalkulierbare Belastung auf Jahrzehnte hinaus interpretiert hatten. Stattdessen erwartet Geretsried nur noch eine Gebühr für die tatsächlich Nutzung durch die jeweiligen Schulen, also vom Landkreis im Wesentlichen für die Gymnasien und Realschulen und von den Kommunen für die Grund- und Mittelschulen. Terke Stapf, die auch Schwimmtrainerin im WSV 72 Geretsried ist, rechnet nach eigene Angaben fest damit, dass auch die bisher widerstrebenden Wolfratshauser Schulen das Hallenbad nutzen werden, wenn es erst einmal steht.

Für den Bau des Bades wünscht Geretsried von den möglichen Partnern einen einmaligen Anteil an den Investitionskosten, der im Fall Wolfratshausens mit knapp 190 000 Euro kalkuliert ist. Umgerechnet auf jeden Wolfratshauser Bürger wären dies 33 Cent pro Jahr, rechnet Fried-Thorsten Jantzen vor. Bürgermeister Helmut Forster, der dem Nordbad wie seine Bürgervereinigung und die örtliche CSU bisher sehr kritisch gegenüber gestanden war und vor unabsehbaren, langfristigen Folgebelastungen gewarnt hatte, nannte die neuen Kalkulationen aus Geretsried am Donnerstag "interessant".

Von der Zahl der Unterschriften, die ihm das Initiatoren Trio in einem dicken Ordner überreichte, zeigte sich Forster zur sanften Enttäuschung seiner Besucher allerdings vollkommen unbeeindruckt. Er habe mit dieser Größenordnung gerechnet, sagte Forster und deutete an, dass dieses Ergebnis aus seiner Sicht durch einen mangelhaften Informationsstand bei den meisten Unterzeichnern zustande gekommen sei. Wie viele gültige Unterschriften es am Ende genau sind, wird die Stadt nach Angaben von Amtsleiter Franz Gehring nicht überprüfen. Aus Gründen der Effizienz werden man im Rathaus zu zählen aufhören, wenn die Neun-Prozent-Hürde sicher überschritten ist.

Als nächstes muss der Stadtrat formell die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens bestätigen und den Inhalt diskutieren. Dies kann laut Forster in derselben Sitzung geschehen, wegen der nötigen Prüfungen aber sicher noch nicht am 19. Februar. Am 6. März soll in einer Sondersitzung des Kreistags eine Entscheidung über die Beteiligung des Landkreises fallen, die zentraler Baustein der Nordbad-Kalkulation ist. Für den folgenden Tag hat Forster eine Sondersitzung des Stadtrats angesetzt. Folgt dieser dem Bürgebegehren nicht, muss es innerhalb von drei Monaten zu einem Bürgerentscheid kommen. Wenn ihnen dieser Entscheid etwa wegen einer Absage des Kreises oder anderer Entwicklungen hinfällig erscheine, so werden die Initiatoren des Bürgerbegehrens laut Jantzen über die Möglichkeit beraten, das Bürgerbegehren einvernehmlich zurückzuziehen.

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