Wolfratshausen:Dirndl statt Kimono

Eine Delegation aus Iruma besucht die Partnerstadt Wolfratshausen - und testet die bayerische Tracht

Von Hannah Fischer, Wolfratshausen

Kichernd stehen die Japaner im Trachtengeschäft Fischer & Pflügl in Wolfratshausen. Trachten anprobieren wollen nicht alle, ein paar schwingen sich dann aber doch in Lederhosen und Dirndl. Yukiko Nishizawa ist begeistert von dem blauen Dirndl, das sie angezogen hat. Es sei sehr schön und süß, übersetzt Dolmetscher Takama Ippei aus Lenggries. Doch müsse sie erst ihren Mann zum Kauf überreden.

Eine 15-köpfige Delegation aus dem japanischen Iruma ist in dieser Woche in der Partnerstadt Wolfratshausen zu Gast. Am Montagabend sollte es auf die "Oide Wiesn" gehen. Dazu fehlte nur noch die Tracht: Stefan Fischer vom Trachtengeschäft freut sich über den Besuch der Japaner. Häufig machten sie nur Fotos von der Tracht, sagt er. "Ab und zu wird aber auch das ein oder andere gekauft." Yukiko Nishizawa ist glücklich mit ihrem Dirndl. Ob sie es nun tatsächlich kauft, liegt an ihrem Mann. Aber die Tracht ist nicht das Einzige, das der 30-Jährigen gefällt: Es ist ihr erster Besuch in Deutschland. Toll findet sie das Bier. In Japan trinke man immer nur ein Bier, dann gehe man gleich zum Schnaps über, erklärt sie. Das sei hier anders. Das Essen findet sie auch super. Am Sonntag habe sie ein Schnitzel gegessen, das sei sehr lecker gewesen. Die bayerische Wurst müsse sie erst noch probieren. Aber sie habe nur Gutes darüber gehört.

Koji Shibata, Übersetzer der Gruppe, bewundert den Humor und die nette und offene Art der Wolfratshauser. "Ich bin schon zum zweiten Mal in Wolfratshausen", sagt er. Eigenartig finde er aber immer noch, dass Deutsche so viel gestikulieren. Eine Tracht besitzt er schon, allerdings aus der Gegend um Trier. Er freut sich auf die Wiesn und die Ausflüge in den kommenden Tagen. Am Mittwoch geht es zum Beispiel noch nach München auf den Viktualienmarkt und am Donnerstag zu einer Whiskey-Brennerei am Schliersee.

Ein Teil der Delegation, nämlich zwei Gärtner, bleiben aber in den nächsten Tagen in Wolfratshausen. Beide sollen den Japanischen Garten so herrichten, dass er wieder richtig japanisch aussieht. "Mal schauen, wie das mit dem Schneiden der Bäume klappt nach ein paar Maß auf der Wiesn. Vielleicht wird ja alles krumm und schief", sagt Claudia Holzer vom Rathaus lachend. Vorsitzende Dietlind Diepen vom Partnerschaftsverein Iruma will sich einige Tipps von den zwei Gärtnern holen, damit der japanische Flair im Wolfratshauser "Yuko Nihon Teien" noch stärker erlebbar wird.

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