Wolfratshausen:Die Kreisklinik soll systemrelevant werden

Am Montag geht es im Ministerium um ein Gesundheitszentrum am Wolfratshauser Moosbauerweg. Landrat Niedermaier und Geschäftsführer Hollmann geben keine Auskunft über Details

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Vom Münchner Gesundheitsministerium hat Landrat Josef Niedermaier (FW) schon vor Jahren gehört, dass die Wolfratshauser Kreisklinik am Moosbauerweg "nicht systemrelevant" sei. Schon das klang nach Krise, und 2013 rutschte die Klinik mit einem Defizit von 1,3 Millionen Euro erstmals ins Minus; 2014 folgten Verluste von etwas unter einer Million. Wenn nun am Montag im Gesundheitsministerium eine neue psychiatrische Tagesklinik auf dem Krankenhaus-Gelände besprochen wird, dann gehe es um den gesamten Gesundheitsstandort Wolfratshausen, sagt Klinik-Geschäftsführer Hubertus Hollmann. Doch an der erhofften Symbiose von Kreis- und Tagesklinik ist vieles unklar.

Der Bezirk Oberbayern, dem der staatliche Krankenhausplanungsausschuss am Montag die Tagesklinik mit 15 Plätzen in der Psychiatrie und fünf in der Psychosomatik genehmigen soll, legt großen Wert auf die Anbindung an ein Akutkrankenhaus, wie es man es auch in Agatharied, Garmisch oder Landsberg praktiziere. Gerade für die Psychosomatik brauche es etwa Internisten und die vollen diagnostischen Möglichkeiten eines Krankenhauses. Die Vorteile für den Bezirk als Träger der Tagesklinik lägen aber auch im Organisatorischen bis hin zu Essen und Reinigungsdienst. Welche Vorteile die Kreisklinik aus der Zusammenarbeit ziehe, müsse diese aber selbst beantworten.

Wolfratshausen: Am Montag geht es im Gesundheitsministerium, ob bei der Wolfratshauser Kreisklinik ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden soll.

Am Montag geht es im Gesundheitsministerium, ob bei der Wolfratshauser Kreisklinik ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden soll.

Dem Landrat ist diese Antwort bisher schwer gefallen - auch gegenüber dem Kreistag, der ihm im Oktober trotzdem das Mandat erteilt hat, mit der privaten Münchner Schütz-Gruppe einen Erbpacht-Vertrag zum Bau des nötigen Hauses im Klinik-Park abzuschließen. Die beiden Kliniken blieben wirtschaftlich voneinander unabhängig, räumen Niedermaier und Hollmann ein. Dennoch sei der wegen des Eingriffs in den Park heftig kritisierte Neubau unerlässlich, um die Kreisklinik zukunftsfest zu machen. Hollmann will diese Aussage nicht nur auf die Tagesklinik und auf einige Arztpraxen bezogen wissen, die sich dort ebenfalls einmieten sollen. Die betreffenden Ärzte seien zwar wichtig, aber bereits in Wolfratshausen niedergelassen und auch jetzt schon Partner der Klinik. Statt anfangs "Ärztehaus" oder zuletzt "Tagesklinik" bevorzugt Hollmann inzwischen ohnehin die Sprechregelung "Gesundheitszentrum". Und dieses werde auch Mieter haben, von denen sehr wohl größere Synergieeffekte mit der Klinik zu erwarten seien - nur könne er keine Details nennen, ehe die Verträge unterschrieben sind. Befürwortet der Krankenhausplanungsausschuss am Montag erwartungsgemäß die psychiatrische Tagesklinik, dann können zunächst die Schütz-Gruppe und der Bezirk als ihr Schlüssel-Mieter unterschreiben und danach Schütz und Niedermaier den Erbpacht-Vertrag für das Gelände.

Aus dem hauptsächlich mit Kreisräten besetzten Aufsichtsrat der Klinik dringt an all dem keine Kritik. So stellt sich etwa Gerhard Hasreiter (CSU), der auch dem Verein der Freunde der Klinik vorsitzt, vehement hinter die Pläne, die seit Jahren gründlich bedacht worden seien. "Es gibt schon Synergie-Effekte, das stärkt einfach den Standort", bekräftigt Hasreiter - auch er unter Verweis auf Planungen, die bis zur Unterschrift intern bleiben sollen.

Wolfratshausen: Dem Neubau würde eine uralte Haselnuss zum Opfer fallen. Wie schwer der Verlust an Parkfläche wiegt, ist umstritten.

Dem Neubau würde eine uralte Haselnuss zum Opfer fallen. Wie schwer der Verlust an Parkfläche wiegt, ist umstritten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Kritiker wie die 820 Menschen, die ihrerseits per Unterschrift gegen die Pläne und für den Erhalt des Parks kämpfen, haben sich so bisher nicht überzeugen lassen. Hermann Böcking, Initiator der Unterschriftensammlung, kritisiert die Argumentation als "Wunschdenken". Ähnlich äußert sich der 2007 im Konflikt mit Hollmann entlassene Chefarzt Matthias Richter-Turtur, der seit 2008 Kreisrat der Freien Unabhängigen Wähler (FUW) ist. Der kostbare Krankenhauspark werde "ohne nachvollziehbaren Grund dem Profit einer privaten Baugesellschaft geopfert", sagt Richter-Turtur. Das Totschlagargument, wonach die Zukunft der Klinik auf dem Spiel stehe, solle nur über Hollmanns und Niedermaiers Konzeptlosigkeit hinwegtäuschen, und der Aufsichtsrat lasse sich mangels Kompetenz unkritisch über den Tisch ziehen, sagt der Ex-Chefarzt. Für die psychiatrischen Patienten, die in aller Regel körperlich gesund seien, böte sich aus seiner Sicht eine Tagesklinik in existierenden, aber schlecht ausgelasteten Räumen des Krankenhauses an. Nur damit sei der Kreisklinik wirklich gedient.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: