Wolfratshausen:Die gefälschte Luxustasche des Verehrers

55-Jährige soll das vermeintliche Nobelteil zum Verkauf weitergegeben haben. Die Käuferin fordert ihr Geld zurück

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Der Verkauf einer gefälschten Louis-Vuitton-Tasche kommt einer 55-Jährige aus dem Nordlandkreis teuer zu stehen: Die Frau soll das Modell im Dezember 2014 an die Freundin ihres Sohnes zum Weiterverkauf übergeben haben. Schließlich erwarb eine heute 22-jährige Bekannte aus München die Tasche von der Freundin für 850 Euro. Erst später kam die Fälschung in einer Filiale des französischen Luxusherstellers in der Maximilianstraße ans Licht. Sie zeigte den Betrug an.

Die Angeklagte erklärte am Montag vor dem Amtsgericht, das Modell der Freundin ihres Sohnes geschenkt und für ein Original gehalten zu haben und bei der Übergabe von Geld und Tasche nicht dabei gewesen zu sein. Doch sie war bereit, den Schaden wiedergutzumachen. Sie verpflichtete sich, 850 Euro an die Taschenkäuferin und weitere 800 Euro an die Lebenshilfe im Landkreis zu zahlen - das Verfahren wurde eingestellt.

Ein Verehrer soll der Angeklagten die Tasche im Oktober vor zwei Jahren geschenkt haben. "Er hatte persönliches Interesse an mir. Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht", erzählte die Frau. Sie sei davon ausgegangen, dass das Modell echt sei. Doch der Kontakt zu ihrem Verehrer sei abgebrochen. "Ich wollte die Tasche nicht mehr." Deshalb schenkte sie das Modell der Freundin ihres Sohnes. Die sei wie eine Tochter für sie gewesen, sie ließ sie sogar bei sich im Haus wohnen. Hätte sie eine Fälschung vermutet, hätte sie die Tasche niemals weitergegeben.

Die junge Frau habe ihr jedoch angekündigt, die Tasche verkaufen zu wollen, weil sie zu groß sei. Ihre Bekannte kam schließlich im Dezember 2014 zum Haus, um die Tasche abzuholen und zu bezahlen. Die Angeklagte 55-Jährige erklärte jedoch mit den Hunden während der Übergabe außer Haus gewesen zu sein. Als sie zurückgekommen sei, sei die Bekannte schon wieder weg gewesen. Die Freundin ihres Sohnes habe ihr schließlich 400 Euro aus dem Kauf übergeben.

Seit fünf bis sechs Jahren kannte die Käuferin der gefälschten Louis-Vuitton-Tasche die Freundin des Sohnes der Angeklagten. Sie begegneten sich öfter beim Ausgehen in München. Schließlich bot die Freundin über Instagram die Tasche zum Verkauf an. Über Whatsapp vereinbarten sie einen Kaufpreis. "Die Tasche kostet 1300 Euro normal. Da dachte ich mir, für 850 Euro kann ich mir nicht vorstellen, dass sie gefälscht ist." Ende Dezember fuhr die damalige Auszubildende zum Haus, um die Tasche abzuholen. Sogar ein Zertifikat sei in der Tasche gewesen. "Das sah echt aus. Die Tasche sah echt super aus." Die junge Frau widersprach der Darstellung der Angeklagten, während der Übergabe von Geld und Tasche außer Haus gewesen zu sein. Die sei im Gegenteil immer dabei gewesen, erklärte sie. Zu Dritt seien sie sogar in den Keller gegangen, wo ihr zusätzlich Jacken zum Verkauf angeboten worden seien.

Weil der Käuferin Zweifel kamen und sie ihre Initialen in die Tasche eingravieren lassen wollte, suchte sie wenige Woche später das Geschäft des französischen Luxusherstellers in der Münchner Maximilianstraße auf. Dort entdeckten Mitarbeiter, dass es sich um eine Fälschung handelte. Denn die Seriennummer fehlte. "Die haben mir gesagt, dass sie noch nie eine so gut gefälschte Tasche gesehen haben." Mit diesen Erkenntnissen konfrontierte sie die Angeklagte. Doch als sie ihr Geld nicht wiederbekam, erstattete sie Anzeige bei der Polizei.

Seine Mandantin meine zwar, ihr sei Unrecht geschehen, sagte deren Verteidiger. Doch sie wolle dazu beitragen, die Angelegenheit geradezubiegen und wolle den Schaden erstatten.

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