Wolfratshausen:Der Mann, der Tölz prägte

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Bildhauerin Birgit Niedernhuber hat Gabriel von Seidl in ihrer Bronzearbeit als entschlossenen Menschen dargestellt. (Foto: Manfred Neubauer)

Gabriel von Seidl blickt im Kurpark auf sein Werk

Von Sabine Näher

Hier kommt die Auflösung zum "Hingucker" aus der Ausgabe von Montag, 25. April:

Gesucht wurde die Bronzeplastik Gabriel von Seidls, die im Tölzer Kurpark zu finden ist. Geboren am 9. Dezember 1848 in München, verstorben am 27. April 1913 in seiner Geburtsstadt, war von Seidl ein Architekt, dessen Bauten bis heute das Gesicht der großen wie der kleinen Isar-Metropole prägen. So verdankt ihm nicht nur Tölz' Aushängeschild, die Marktstraße, ihr heutiges, beeindruckendes Erscheinungsbild. Er entwarf auch das 1914 fertig gestellte Kurhaus, dessen Bau sein Bruder Emanuel nach seinem Tod betreute, das Hotel Kolbergarten, das Prinzregent-Luitpold-Genesungsheim und einige Villen.

Als Sohn eines Bäckers und Enkel eines Bierbrauers studierte Seidl, der erst 1900 zum Ritter von Seidl ernannt wurde, zunächst Maschinenbau. Als Maschinentechniker in England entdeckte er dann allerdings seine Liebe zur Architektur und schloss ein entsprechendes Studium an der Münchner Akademie an. Seine Handschrift zeigen so bedeutende Bauten der Landeshauptstadt wie die Kaulbach-Villa, das Künstlerhaus am Lenbachplatz, das Bayerische Nationalmuseum, das Rondell am Stachus, die Kirche Sankt Anna im Lehel oder das Deutsche Museum.

In Tölz weilte Gabriel von Seidl gerne und häufig zur Sommerfrische; er soll die Schönheit des Isarwinkels geliebt haben. Um diese zu bewahren, initiierte er 1902 im Künstlerhaus am Lenbachplatz die Gründung des Vereins zur Erhaltung der landschaftlichen Schönheiten des Isartales, kurz Isartalverein genannt. Dieser gilt als eine der ersten Bürgerinitiativen zum Schutz der Umwelt in Deutschland. Im Jahre 2013 rief die Stadt Bad Tölz aus Anlass seines 100. Todestags ein Gabriel-von-Seidl-Jahr mit Gedenkveranstaltungen und einer Ausstellung im Stadtmuseum aus. Bei den Rosen- und Gartentagen im Mai 2013 wurde eine Rose nach ihm benannt.

Eine weitere Würdigung erfuhr der Architekt im darauf folgenden Jahr, als der Kurpark anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Kurhauses in Gabriel-von-Seidl-Kurpark umbenannt wurde. Außerdem wurde im Park eine Bronze-Plastik aufgestellt, welche die Reichersbeurer Bildhauerin Birgit Niedernhuber geschaffen hat. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich diesen Auftrag von der Stadt bekam, denn ich liebe es, Gesichter zu gestalten", sagt die Künstlerin. Um sich von Seidl anzunähern und seine Charaktereigenschaften zu ergründen, habe sie alles gelesen, was ihr über den Architekten in die Hände fiel. So kam sie zu der Erkenntnis, er müsse ein sehr entschlossener Mensch gewesen sein, der genau wusste, was er wollte, und seine Ziele tatkräftig verfolgte. "Und diese Eigenschaften habe ich versucht, in seinen Zügen zum Ausdruck zu bringen."

Niedernhuber zeigt den Geehrten als würdigen, elegant gekleideten Herrn, der das von ihm erschaffene Kurhaus unverwandt in den Blick nimmt und sich inmitten der grünen Oase sehr wohl zu fühlen scheint. Auch wenn er die geliebte Isar von diesem Standort aus leider nicht sehen kann.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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