Wolfratshausen:Befreiungsschlag per Ökologie

Betreiber Hingerl lädt auf den Golfplatz Bergkramerhof ein

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Für die Golfanlage Bergkramerhof und ihren Betreiber Josef Hingerl soll das Konzept eine Art Befreiungsschlag aus dem Rough, dem hohen Gras abseits der Spielbahn, werden: Notgedrungen hat Hingerl den Bergkramerhof im vorigen Sommer zum ersten ökologischen Golfplatz Deutschlands ausgerufen, nachdem dort mehrmals Keime und Pflanzenschutzmittel gefunden worden waren - mitten im Wolfratshauser Wasserschutzgebiet, das seit 2008 weite Teile der damals schon bestehenden Golfanlage oberhalb des Bergwalds umfasst. Nun erläutert Hingerl mit zwei öffentlichen Platzführungen an diesem und am darauf folgenden Donnerstag sein ökologisches Pflegekonzept. Doch für dieses Konzept fehlen aus Sicht der Behörden immer noch die nötigen Genehmigungen.

Statt weiter auf Kunstdünger und Fungizide aus der Chemiefabrik zu setzen, will Hingerl das Gras mit Algen, Urgesteinsmehl und Zuckerverbindungen zum Wachsen bringen und die Pilze mit UV-Strahlung bekämpfen. So hat er es im September vorgestellt, und das Wasserwirtschaftsamt in Weilheim zeigte sich damit bald einverstanden. Doch die eigentliche Genehmigungsbehörde ist das Tölzer Landratsamt, und dessen Abteilung Humanmedizin und ihr streitbarer Leiter Franz Hartmann sind auch mit dem neuen Öko-Konzept nicht zufrieden. Hartmann hat schon nach den ersten Keimfunden Anfang 2013 wissen lassen, dass er eine Golfanlage grundsätzlich für unvereinbar mit einem Wasserschutzgebiet hält. Nun soll die Regierung von Oberbayern zwischen den beiden Behördenmeinungen abwägen, doch auf ihre Entscheidung wartet das Landratsamt seit Monaten vergebens. Zudem sei für jeglichen Pflanzenschutz die Landesanstalt für Landwirtschaft zuständig, innerhalb derer man sich aber auch nicht auf eine Haltung zu Hingerls Öko-Konzept einigen könne, heißt es aus Tölz. Fest stehe aber wohl, dass auch für noch so ökologische Mittel grundsätzlich Genehmigungen erforderlich seien. Pauschal für Wasserschutzgebiete zugelassene Algenpräparate und dergleichen mehr gebe es derzeit aber nicht.

Hingerl bekräftigt stets, dass am Golfplatz auf die ganze Fläche gerechnet viel weniger gespritzt werde, als dies für die Landwirtschaft auch im Schutzgebiet erlaubt und üblich wäre. Er sei lediglich gehalten, sich mit dem Wasserwirtschaftsamt abzustimmen, was mit dem Plazet aus Weilheim erledigt sei.

Ökologischer Golfplatz Bergkramerhof. Einstündiger Spaziergang mit Josef Hingerl über die Anlage und das Wasserschutzgebiet. 9. und 16. Juli, jeweils 18 Uhr. Anmeldung unter Telefon 08171/41910.

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