Asyl-Informationsabend:Bedenken, aber auch guter Wille

Asyl-Informationsabend: Voll besetzt: Die Loisachhalle beim Informationsabend über die Flüchtlinge, die nach Wolfratshausen kommen werden.

Voll besetzt: Die Loisachhalle beim Informationsabend über die Flüchtlinge, die nach Wolfratshausen kommen werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

450 Wolfratshauser kommen zur Veranstaltung über die Unterbringung von Flüchtlingen. Sie haben viele Fragen

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Gut 450 Wolfratshauser sind am Mittwoch in der Loisachhalle zusammengekommen, um sich in nüchterner Atmosphäre über das Thema Asyl zu informieren. Gut zwei Dutzend Wortmeldungen füllten den Abend, die meisten Redner nutzten die Gelegenheit, um ihre Bedenken und Befürchtungen zum Ausdruck zu bringen. Emotional wurde dabei jedoch fast niemand. Jaqueline Rupp und Andrea von Gleichenstein, Moderatorinnen von "Willkommen bei Freunden", einem Programm des Bundesfamilienministeriums, führten die Veranstaltung mit einer Mischung aus Witz und Strenge, indem sie das Publikum zu konkreten Fragen ermunterten und ausufernden, nicht zielführenden Beiträgen das Mikrofon entzogen.

Anlass dazu bot gleich der erste Beitrag. "Ich wünschte, es gäbe so ein Engagement auch für die Kinder unseres Landes", sagte ein Mann, "heute ist einer der schlimmsten Tage meines Lebens." Die Resonanz fiel deutlich ablehnend aus. Weil er keinen konkreten Beitrag zu leisten hatte, unterbrach Moderatorin Rupp ihn.

Kreishauptamtsleiter René Beysel war mit der Befürchtung zur Veranstaltung gekommen, dass sich Redner wie der erste zuhauf melden würden; doch er blieb ein Einzelfall. Häufig war dafür die Rede von Ängsten, vor allem unter Anliegern des alten Pfarrheims am Loisachbogen. Dort sollen im Frühjahr 2016 Flüchtlinge untergebracht werden. "Mir fehlt jede Information, wie mit den Asylbewerbern dort umgegangen wird", sagte ein Anwohner. "Wer kümmert sich um die?" Eine andere Anliegerin sagte, auch sie habe Angst; sie habe vor, mit den Flüchtlingen vielleicht Sport zu machen - doch zuvor wolle sie auf dem Laufenden gehalten werden, wer da komme, Familien, Frauen oder Männer.

Landrat Josef Niedermaier versicherte, dass die Unterkunft einen Sicherheitsdienst bekommen werde. Wer komme, liege aber nicht in der Hand des Kreises, sagte Beysel. Ines Lobenstein, Leiterin der Caritas-Obdachlosenbetreuung und Flüchtlingshelferin, regte ein Treffen zwischen Anwohnern und Helferkreis an. Sie zeigte Verständnis für Befürchtungen: "Ich hätte auch Angst, wenn plötzlich Flüchtlinge vor meiner Haustür stünden." Doch beim ersten Lächeln oder einer Tasse Tee verflögen Vorbehalte schnell. Viel mehr Angst machten ihr Menschen, die sagten, man solle die Flüchtlinge lieber ertrinken lassen.

Beysel, Niedermaier, Lobenstein und Bürgermeister Klaus Heilinglechner beantworteten Fragen zur Patenschaft unbegleiteter Minderjähriger (Interessierte sollen sich ans Jugendamt wenden), zum Arbeitsbeginn der neuen Integrationsbeauftragten ( 1. Januar 2016) und zur Belegung der Mehrzweckhalle in Farchet. Solange es genügend Unterkünfte gibt, wird die Halle nicht belegt; der Kreis hofft daher auf ein Angebot an Privatunterkünften). Ein Zuhörer wollte wissen, wie der Kreis Druck auf die Bundesbehörden ausüben könne, um die Entscheidung über Asylanträge zu beschleunigen. Landrat Niedermaier antwortete deutlich: "Gar nicht."

Den Altersdurchschnitt nach unten drückten drei Abiturienten der Tölzer Fachoberschule: Der 18-jährige Kajetan Reisner aus Wolfratshausen hatte zwei Mitschüler mitgebracht, da er fand, das Thema könnte für das Fachabitur interessant sein. Außerdem betreue seine Mutter eine Flüchtlingsfamilie, mit der er sich gut verstehe, sagte Reisner. In der Schule bekomme er jeden Tag viele Diskussionen, aber auch Hetze mit; dass es in der Loisachhalle so sachlich zugehen würde, habe er daher nicht vermutet.

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