Wolfratshausen:Bäckerei Streicher bleibt geschlossen

Wolfratshausen: Rita Streicher backt weiter Semmeln, aber nun in der Backstube des Rathauscafés. Brot gibt es dort nur auf Vorbestellung.

Rita Streicher backt weiter Semmeln, aber nun in der Backstube des Rathauscafés. Brot gibt es dort nur auf Vorbestellung.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Inhaberin findet kein Personal. Haus in der Beuerberger Straße soll abgerissen werden

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Bäckerei Streicher in der Beuerberger Straße 10 hat ihre Türen bereits seit geraumer Zeit geschlossen - und wird sie auch nicht wieder öffnen. "Leider kann ich meine Bäckerei nicht weiterführen", teilt die Meisterin Rita Streicher ihren Kunden auf einem Zettel an der Tür mit. Ihr Bäckerteam sei "unerwartet abgesprungen", ist dort noch zu lesen, Ersatz sei nicht in Sicht. "Zu meinem Bedauern finde ich auch für den Verkauf niemanden, dass wenigstens der Lagerverkauf weitergehen könnte", informiert die Bäckerin. "Ich danke Ihnen von Herzen für die Treue während der vergangenen zehn Jahre."

Auf ihre Semmeln verzichten muss man deshalb aber nicht. Streicher backt sie nun in der Backstube des Rathauscafés, das sie seit eineinhalb Jahren betreibt. Mit ihren drei Konditoren plus Azubi biete sie das gleiche Sortiment an Semmeln und Brezen an wie zuvor in der Beuerberger Straße, nach wie vor handgemacht - "aber eben in kleinerer Menge", wie sie sagt. "Bei uns wird jede Semmel dreimal angefasst", sagt Streicher. "Wir haben keine Maschinen." Dort gibt es auch Brot - allerdings nur auf Vorbestellung. "Die Nachfrage ist hier nicht mehr so groß", sagt Streicher am Tresen des Rathauscafés. Ein paar Kunden von früher kämen nun zum Semmelholen in das Café am Loisach-Ufer, aber weniger als zuvor. Schließlich mache das Café erst um 9 Uhr auf, die Bäckerei habe von 6 Uhr an geöffnet gehabt.

Dass sie ihren Laden an der Beuerberger Straße nach zehn Jahren schließen musste, bedauert Streicher sehr. Allerdings sei es nicht anders möglich: Der Pachtvertrag laufe Ende des Jahres ab, und das Haus werde abgerissen, sagt sie. "Es wurde verkauft, und der neue Besitzer reißt es ab." Zwar habe der ihr angeboten, bis Februar 2017 weiterzumachen, so lange wie die Wohnungen im Obergeschoss an Asylbewerber vermietet seien. "Das war auch mein Plan." Doch ihr Bäcker, der seit drei Jahren für sei arbeitete und die Backstube mit seiner Lebensgefährtin und seiner Schwester eigenständig unter Streichers Leitung von Anfang September an weiterführen wollte, sei kurz vorher abgesprungen.

Weil sie deswegen bereits dem gesamten Personal gekündigt hatte, fand Streicher auf die Schnelle keinen Ersatz. "Ich hätte zumindest gerne den Verkauf dort weitergeführt", sagt sie. Aber auch Verkäuferinnen fanden sich kurzfristig nicht. Sie habe aber auch "nicht groß annonciert", räumt sie ein. Es sei eben schwierig, jemanden für sechs Monate einzustellen, mit ungewisser Zukunft. Ihre beiden Kinder, 24 und 17 Jahre alt, sind nicht in ihre Fußstapfen getreten und machen etwas anderes. "Die haben kein Interesse", sagt Streicher.

Die Wolfratshauserin trauert ihrer Bäckerei in der Beuerberger Straße nach - und ist damit nicht allein. Zahlreiche Kunden hätten ihr Bedauern ausgedrückt, erzählt Streicher. "Es ist einfach total schade, weil der Laden wahnsinnig wichtig war für dieses Gebiet." Schließlich sei die Lage ideal gewesen, nicht nur für die zahlreichen älteren Anwohner, sondern auch für Kunden, die die Parkplätze direkt vorm Haus genutzt hätten. "Sämtliche Arbeiter, Polizisten, Sanitäter kamen zu uns. Nicht nur wegen der wunderbaren Semmeln." Der Ort, sagt Streicher über die Umgebung ihres ehemaligen Ladens in der Beuerberger Straße, wäre eigentlich ideal für einen Bürgerladen.

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