Wolfratshausen:Auf der Suche nach dem "Wow"-Effekt

Bürgervereinigung diskutiert über fehlende Cafés, den Einzelhandel und die Kritik in sozialen Netzwerken

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

"Was wir brauchen, ist eine Stadt mit Wow" - mit diesen Worten hat die Wolfratshauserin Andrea Kämmer beim Monatstreffen der Bürgervereinigung (BVW) eine Diskussion über den Grünen Markt und die Gestaltung der Innenstadt in Gang gesetzt, die man so bislang noch kaum erlebt hat. Kämmer, die nicht der Rathausgruppierung angehört, sondern als Gast zu der Versammlung gekommen war, schilderte ihre Erfahrungen in der Innenstadt so: "Man würde abends gern mal ins Café gehen, aber das ist einfach nicht möglich. Das geht einem ab."

Dicht neben dem durchfließenden Verkehr zu sitzen, neben vorbeifahrenden Lastwagen, das sei einfach zu stressig. Was die vielen schließenden Geschäfte betrifft, stellte sich Kämmer die Frage: "Wie geht das denn?" Dass die Stadt den Verkehr auf eine Einbahnregelung reduziert habe, mache es nicht besser. Kämmer berief sich auf Zahlen, denen zufolge bis zum Jahr 2020 bis zu 70 Prozent des Einzelhandels wegbrechen, ein Problem, das nicht Wolfratshausen allein betreffe, aber eben auch hier gelöst werden müsse. Das Fazit: "Die Stadt muss sich neu erfinden." Und dies sei nur mit einem völlig anderen, neuen Konzept möglich.

Er stimme Kämmer "zu 90 Prozent zu", versicherte Bürgermeister Klaus Heilinglechner, neu erfinden müsse sich vor allem der Einzelhandel. Freilich werde es nicht möglich sein, "die Innenstadt von heute auf morgen neu zu beleben" - es werde aller Voraussicht nach Jahre dauern, bis eine solche Umstrukturierung abgeschlossen sein werde, zumal ein schwerwiegender Faktor berücksichtigt werden müsse: "Der ewige Leerstand des Isar-Kaufhauses."

Hoffnungen, Wolfratshausen könne von heute auf morgen zu einer großen Einkaufsmeile umgestaltet werden, machte Heilinglechner den Versammelten nicht, dafür sei einfach die Straße zu eng. Wohlwollend sprach sich der Bürgermeister aber über den Grünen Markt aus, auch wenn er dafür "eine Menge Prügel" einstecken müsse. Nicht eingehen mochte er auf das Argument, dass Wolfratshausen im sozialen Netzwerk so schlecht wegkomme, wie ein Diskussionsteilnehmer anmerkte. Er machte geltend, dass die Wolfratshauser Facebook-Beiträge im Schnitt von 1500 Nutzern gelesen würden, eine Zahl, die man nicht ignorieren dürfe. "Facebook interessiert mich nicht", ließ Heilinglechner wissen. Er nehme diese Form von Dauerkritik nicht wahr. Was die Stadt brauche, seien konstruktive Vorschläge.

Ähnlich sah es Helmut Forster. Der Wirtschaftsreferent und vormalige Bürgermeister ärgerte sich über "die Handvoll Leute, die alles kaputt machen". Er sei jedenfalls selber von Leuten angesprochen worden, "die den Grünen Markt toll finden". BVW-Stadträtin Ulrike Krischke stellte sich "ein, zwei Leuchtturmprojekte" vor und wünschte sich, "dass das Leben in der Stadt entschleunigt wird".

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