Wolfratshausen:Akademische Grad-Wanderung

Der stellvertretende CSU-Chef Dominic Stoiber kämpft um seinen Doktortitel, schweigt dazu aber beharrlich

Felicitas Amler

Wolfratshausen: "Dr. Sohn" titelte der "Spiegel": Dominic Stoiber mit Mutter Karin Stoiber bei der CSU Wolfratshausen.

"Dr. Sohn" titelte der "Spiegel": Dominic Stoiber mit Mutter Karin Stoiber bei der CSU Wolfratshausen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Er sagt es nicht. Dominic Stoiber lässt sich auf Fragen nach seinem Doktortitel einfach nicht ein. Und er kann sich das erlauben. Denn er ist in der glücklichen Situation, an einer österreichischen Universität promoviert zu haben. Die dürfen, so erklärt es ein Sprecher der Uni Innsbruck ein ums andere Mal, zu derartigen Vorgängen keine detaillierten öffentlichen Auskünfte geben.

Sicher und unbestritten ist freilich, dass die Doktorarbeit von Dominic Stoiber über die bundesdeutsche Föderalismusreform - also ausgerechnet das politische Steckenpferd seines Vaters - wegen Plagiatsverdachts geprüft wurde. Der 32-jährige Stoiber ist nicht nur der Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, sondern selbst politisch aktiv: als CSU-Bezirksrat im Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen und als stellvertretender Wolfratshauser CSU-Vorsitzender. In diesem Amt wurde er gerade erst bestätigt. Ein schöner Anlass, ihn mal wieder nach seinem akademischen Grad zu fragen. Doch auch am Donnerstagabend im Wolfratshauser Gasthaus Löwenbräu schweigt Dominic Stoiber hartnäckig. Man schlussfolgert laut: Wenn er den Titel noch hätte, würde er das doch freimütig, ja geradezu gern äußern. Auch auf diese implizite Frage: keine Antwort. Ob er es nicht unfair findet, dass er sich im Gegensatz zu Personen des öffentlichen Lebens, die ihren Doktor in Deutschland gemacht haben, hinter österreichisch-amtlicher Geheimniskrämerei verschanzen kann? Antwort: Er sage gar nichts, das habe er von Anbeginn an gesagt.

Dieser Anbeginn liegt nun auch schon wieder eine beträchtliche Weile zurück. Im Juni 2011 hatte die Universität Innsbruck mit der Überprüfung begonnen. Der Betroffene erklärte ein Dreivierteljahr später, er werde erst öffentlich Stellung nehmen, wenn das Ergebnis vorliege. Das hat er freilich nicht getan. Vielmehr ist Stoiber nach der Entscheidung der Uni Innsbruck in Berufung gegangen, hat einen Rechtsanwalt mit der Causa beauftragt. Doch auch dazu gibt es von ihm kein offenes Wort. Und aus der Universität nur verklausulierte Bestätigungen: Die Sache liege derzeit noch beim Senat des Hauses.

In deutschen Medien ist die Stoibersche Titelfrage immer wieder Thema gewesen. Von der Abendzeitung über Spiegel und taz bis zur Bunten: Der Plagiatsverdacht ist für Zeitungen und Magazine umso interessanter, als ja schon Edmund Stoibers Tochter Veronika Saß der Doktortitel aberkannt wurde.

Dagegen taucht der Name Dominic Stoiber in keinem überregionalen Medium in Verbindung mit politischer Aktivität, parteipolitischen Erklärungen oder Initiativen auf. Dazu gäbe es auch wenig Anlass. Denn weder als Bezirksrat noch als stellvertretender Wolfratshauser CSU-Chef macht der Mann von sich reden. Nicht einmal im Lokalen. So blieb es auch am Donnerstagsabend im "Löwenbräu" bei einem einzigen Satz, der öffentlich von Dominic Stoiber zu hören war, nämlich nach seiner Wiederwahl zum stellvertretenden CSU-Ortsvorsitzenden. Die Frage, ob er diese Wahl annehme, die wenigstens mochte er beantworten. Mit Ja natürlich.

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