Wolfratshausen:Adventsstimmung ohne Schnaps

Wolfratshausen erwägt ein Verbot von Hochprozentigem. Auch andere Kommunen griffen bereits auf Alkoholverbote zurück.

Bernhard Lohr

Das Wolfratshauser Rathaus zieht Konsequenzen aus den Alkohol-Exzessen auf dem Weihnachtsmarkt. Künftig soll es keinen Schnaps mehr an den Ständen geben. Außerdem hat Bürgermeister Helmut Forster ein Verbot für Bier ins Gespräch gebracht. Als nächstes soll geklärt werden, ob die Marktordnung angepasst werden muss oder ob die Stadt das über eine Einzelfallregelung durchsetzen kann.

Christkindlmarkt Weihnachtsmarkt

Die Alkohol-Exzesse auf dem Wolfratshauser Weihnachtsmarkt haben jetzt Folgen. Die Stadt kündigt ein Schnapsverbot an.

(Foto: Manfred Neubauer)

Hauptamtsleiter Franz Gehring hält es für gut möglich, dass das Schnapsverbot auch auf andere Feste angewandt wird. In Geretsried verlief der Weihnachtsmarkt vorige Woche ruhig und in Bad Tölz wurden bis jetzt keine übermäßig betrunkenen Besucher beobachtet.

Auch wenn am Abend selbst kaum jemand etwas beobachtet haben will: Was in Wolfratshausen am Freitag vor zwei Wochen, gleich beim Auftakt des Marktes los war, war selbst am nächsten Tag nur mit Mühe zu ignorieren. Es roch an vielen Ecken der Budenstraße nach Urin und unverkennbar hatte sich der eine oder andere nach einem tiefen Blick ins Glas übergeben.

Bürgermeister Forster räumte auch schnell ein, dass an besagtem Freitag einiges geschehen sei, "was einem Christkindlmarkt nicht entspricht". Und er kündigte Folgen an, sollte ein Standlbetreiber etwa den Ausschankschluss um 21 Uhr ignoriert haben. Ein Schuldiger war am Ende nicht auszumachen. Mittlerweile heißt es, dass viele Jugendliche sich ihren Alkohol anderswo besorgt hätten und bereits betrunken zum Markt gekommen seien.

Dennoch reagiert die Stadt. Gehring sagte am Freitag, Forster habe sich mit dem städtischen Marktleiter Peter Steinberger darauf geeinigt, bei Hochprozentigem den Riegel vorzuschieben. "Das ist das, was wir tun können." Die Stadt wolle Vorgänge wie zuletzt nicht auf die leichte Schulter nehmen. Allerdings sei das Schnapsverbot nicht ganz neu. Auf dem Wolfratshauser Volksfest sei, mit Ausnahmen, ebenfalls der Ausschank verboten gewesen. Ob man damit das Problem generell löse, ist aus Gehrings Sicht ohnehin fraglich.

Geretsried hat in der Sache seine eigenen leidigen Erfahrungen gemacht und deshalb 2005 ein Verbot - das es in Wolfratshausen und Bad Tölz in ähnlicher Form gibt - erlassen, auf öffentlichen Plätzen Alkohol zu konsumieren. Auf dem seit 34 Jahren existierenden Weihnachtsmarkt gilt das natürlich nicht. Dennoch gab es laut Bürgeramtsleiter Günter Stowasser nie Probleme, die ein Eingreifen nötig gemacht hätten. Schnaps ist in Geretsried am Weihnachtsmarkt erlaubt, dafür Bier verboten. Er wolle dem Imker nicht untersagen, Met anzubieten, sagt Stowasser. Aber Bier, das sei was anderes: "Das hat auf einem Weihnachtsmarkt nichts zu suchen."

In Bad Tölz ist die Erinnerung an die Leonhardifahrt frisch, bei der voriges Jahr zu viel Schnaps floss. Die Stadt sprach daraufhin Verbote aus. Auf dem Christkindlmarkt geht es dafür "toi, toi, toi", wie Bürgermeister Josef Janker sagt, ohne Verbot recht gesittet zu. Er sei sicher, dass nichts Negatives zu hören sei.

In Zusammenhang mit der Leonhardifahrt hat Janker die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, öffentliche Toiletten anzubieten und den Weg dorthin gut auszuschildern. Ausdrücklich will Janker nicht die Wolfratshauser Situation kommentieren. Aber: "Du kannst nicht schimpfen, wenn es weit und breit keine Toilette gibt."

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