Rettet die Haselnuss:Abgeordnete als Baumschützer

Rettet die Haselnuss: Der 150 Jahre alte Haselnussbaum soll für einen Klinik-Anbau gefällt werden. Das will eine Initiative mit einer Petition verhindern.

Der 150 Jahre alte Haselnussbaum soll für einen Klinik-Anbau gefällt werden. Das will eine Initiative mit einer Petition verhindern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das 150 Jahre alte Gewächs an der Kreisklinik soll für einen Anbau fallen. Das wollen Anwohner mit einer Petition an den Landtag verhindern.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Anwohner der Wolfratshauser Kreisklinik wollen das geplante Gesundheitszentrum im Krankenhauspark mit einer Petition an den bayerischen Landtag verhindern. Der Sprecher der Gruppe, Hermann Böcking, wirft Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ein "bürgermeinungsignorierendes Durchpeitschen" des umstrittenen Anbaus vor. Die Münchner Schütz-Gruppe als privater Investor soll das Gebäude in Erbbaurecht errichten. Dazu müsste im Park auch der prächtige Haselnussbaum gefällt werden.

Die Anwohner hatten Niedermaier im Juni 834 Unterschriften für den Erhalt des gesamten Parks übergeben. Sie sehen den Neubau für das Gesundheitszentrum als überflüssig und zerstörerisch an. Niedermaier zeigte sich davon bisher allerdings unbeeindruckt. Inzwischen hat er den Vertrag mit der Schütz-Gruppe unterzeichnet, die Baupläne hat der Investor bereits mit dem Landratsamt abgestimmt.

In dem vorerst vierstöckig angelegten Gebäude sollen unter anderem eine psychiatrische Tagesklinik des Bezirks Oberbayern, eine private Intensivpflege-Einrichtung für Beatmungspatienten und mehrere Arztpraxen unterkommen. Die Geschäftsführung der Klinik und auch der vor allem aus Kreisräten bestehende Aufsichtsrat sehen das Vorhaben als Stärkung des gesamten Gesundheitsstandorts und damit als entscheidenden Faktor zum langfristigen Erhalt der Kreisklinik an. Die Kreisräte haben die Vergabe des Grundstücks an die Schütz-Gruppe schon im vergangenen Jahr genehmigt.

Aus Sicht der Gegner könnte jedoch speziell die psychiatrische Tagesklinik in den bestehenden Klinik-Gebäuden unterkommen. Dies schließen sie aus der meistens vergleichsweise geringen Auslastung der vorhandenen Betten und Stationen. Das Nutzungskonzept für den Neubau werde auch von vielen Fachleuten angezweifelt, sagt Hermann Böcking. Die Planungen seien "aus der Not, das heißt aus rein betriebswirtschaflichem Blick auf die Rettung der Kreisklinik geboren". Doch auch Niedermaier könne erklärtermaßen nicht garantieren, dass der Bestand der Kreisklinik als Akutkrankenhaus dadurch gewährleistet werde.

Die roten Zahlen, in welche die Kreisklinik 2013 erstmals gerutscht ist, könnten durch die Erbpacht für das Grundstück nicht ausgeglichen werden, sagt Böcking. Geopfert werde für diese fragwürdige Perspektive ein großer Teil des Parks und damit eine wichtiger Erholungs- und Rückzugsraum für die Wolfratshauser. Der Verkehr in der Umgebung werde weiter zunehmen, das Stadtgebiet weiter verdichtet, der Boden weiter versiegelt.

Die Anwohner fordern nun, Alternativen wie ein Unterbringen neuer Einrichtungen im Bestand oder wenigstens eine andere Lage des Neubaus zu prüfen, um den rund 150 Jahre alten Baumhasel zu schonen. Neue Parkplätze könnten auch durch Aufstocken der vorhanden Decks an der Klinik entstehen. Der Interessengegensatz zwischen Kreis und den Wolfratshauser müsse in einer Informationsveranstaltung besprochen und einvernehmlich gelöst werden.

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