Wohnungslosenhilfe:Alle 20 Not-Betten in Wolfratshausen belegt

Dollinger, Anika

Anika Dollinger betreut die Asyl-und Wohnungslosenhilfe.

(Foto: Konstantin Kaip)

Im Rathaus wird der Sozialbericht vorgelegt: Die Bedürftigkeit wächst. Womöglich werden bald zwei Menschen im Einzelzimmer untergebracht.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Von denen, die Wolfratshausen als rückständig kritisieren, wird gerne der Vergleich mit anderen Kommunen bemüht. In Sachen Obdachlosenhilfe und Asylbetreuung aber, da sind sich die Mitglieder des städtischen Kulturausschusses einig, hat die Loisachstadt Vorbildfunktion. Das stellte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) am Donnerstag im Ausschuss fest, als Ines Lobenstein von der Obdachlosenhilfe und Anika Dollinger, die neue städtische Angestellte für Asyl-, Integrations- und Wohnungslosenhilfe, im Gremium über ihre Arbeit berichteten. "Lobenstein und Dollinger arbeiten aus einer Hand", sagte Heilinglechner. "Das geht wirklich super im Vergleich zu anderen Kommunen."

Dollinger, die seit Januar hauptamtlich anerkannte Asylbewerber, aber auch Helfer bei allen anfallenden Problemen betreut, berichtete erstmals im Gremium über ihre Arbeit und die derzeitige Situation in Wolfratshausen. Anhand der Statistiken, die auch auf der Homepage der Gemeinde (unter dem Reiter Bildung & Soziales) zu finden sind, räumte sie auch mit Vorurteilen auf. Etwa mit der Annahme, die meisten Flüchtlinge seien alleinstehende junge Männer: Von den 190 Asylbewerbern, die aktuell in Wolfratshausen leben, sind 45 Prozent Frauen. Außerdem gibt es nur 37 alleinstehende Personen.

Dollinger berichtete von den erfolgreichen Projekten wie der "Integrazionale", einem Fußballturnier mit Einheimischen und Flüchtlingen und dem "WORld Café" im Jugendhaus La Vida. Und sie erzählte von den mehr als zehn Deutschkursen, die vom Helferkreis ehrenamtlich gegeben werden und davon, wie sich immer mehr Flüchtlinge als Helfer einbringen. Ihre Hauptaufgabe von Amts wegen ist es, anerkannten Flüchtlingen etwa bei der Wohnungssuche zu helfen - aktuell sind es 17 in der Stadt. "Dadurch vermeiden wir Obdachlosigkeit", erklärte Dollinger. Gerade habe sie für sechs Personen zum 1. Mai eine neue Bleibe gefunden.

Ines Lobenstein, deren Arbeit als Vorsitzende des Helferkreises durch Dollingers Stelle erheblich erleichtert wurde, berichtete im Gremium von ihrer eigentlichen Arbeit als Leiterin der Caritas-Wohnungslosenhilfe im vergangenen Jahr. Sie erklärte wie schwierig die Wohnungssuche für anerkannte Asylbewerber und obdachlose Einheimische sei angesichts der strengen Vorgaben des Jobcenters zur maximalen Höhe von Kaltmieten. 440 Euro dürfe etwa eine Wohnung für einen Zwei-Personen-Haushalt höchstens im Monat kosten, berichtete Lobenstein. Das sei utopisch angesichts der heute üblichen Quadratmeterpreise. Deshalb seien auch immer mehr Menschen mit Job von der Obdachlosigkeit bedroht. "Eine Verkäuferin, die Kinder hat und von ihrem Mann verlassen wird, kann sich hier bei uns keine Wohnung leisten", stellte sie fest.

2015 hat sie für die Caritas und die Stadt 209 Haushalte beraten, 20 Menschen waren in Notunterkünften untergebracht, 13 im Haus an der Münchner Straße. Weitere sieben Personen leben in zwei Wohnungen, die die Stadt an der Sauerlacher Straße angemietet hat. Der Notstand sei groß. So überlege man, die Einzelzimmer in der Unterkunft an der Münchner Straße doppelt zu belegen.

Durch die steigende Zahl der anerkannten Asylbewerber wird sich das Problem künftig noch weiter verschärfen. Lobenstein plädierte deshalb dafür, mehr Sozialwohnungen zu schaffen. Auch wenn derzeit keine neuen Flüchtlinge zugewiesen würden, sei das kein Grund, die geplanten Unterkünfte aufzugeben, sagte Heilinglechner. "Die Asylbewerber sitzen immer noch vor den Grenzen. Wir müssen damit rechnen, dass die Leute auch kommen." Roswitha Beyer (SPD) forderte, dass man sich bei den Unterkünften nur auf die Standorte beschränken soll, in denen auch langfristig Sozialwohnungen errichtet werden.

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