Wohnstift:Senioren wollen in Ambach mitreden

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Geteilte Meinung im Beirat: Sozialamtsleiter Thomas Bigl (l.), Senioren-Ansprechpartnerin Christiane Bäumler und Vorsitzender Hermann Lappus. (Foto: Manfred Neubauer)

Kreis-Beirat fordert mehr Transparenz bei der Planung des Wohnstifts auf dem Wiedemann-Gelände. Das Gremium wehrt sich zudem gegen vorgeschriebene Untersuchungen, um im Alter Auto fahren zu dürfen

Von Lisa Fey, Bad Tölz

Eine Chance für Ambach oder doch eine Last? Ein Seniorenheim für jedermann oder eine Unterkunft nur für gut betuchte Rentner? Über diese Fragen diskutierte der Seniorenbeirat Bad Tölz-Wolfratshausen am Dienstag in seiner sechsten Sitzung. Es ging unter anderem um das geplante Seniorenstift im Münsinger Ortsteil Ambach am Starnberger See. Die Meinungen gingen auseinander, man einigte sich auf eine allgemeine Stellungnahme zum umstrittenen Thema. Im Kern wollen die Mitglieder mehr Transparenz fordern und dass der Seniorenbeirat in die Planung einbezogen wird.

Auf dem Gelände der früheren Wiedemann-Kurklinik will das Kuratorium "Wohnen im Alter" (KWA) ein Wohnstift mit etwa 90 Wohnungen bauen. Kritiker wie die Initiative Ambach und der Ostuferschutzverband (OSV) bemängeln zum einen die Größe des Baus und zum anderen die Wohnkosten im Seniorenstift, die womöglich zwischen zwei- und dreitausend Euro betragen könnten.

Die Stellungnahme des Seniorenbeirats soll die Bitte um eine Zusammenarbeit zwischen dem Rat, der Gemeinde und dem KWA enthalten, sagte Vorsitzender Hermann Lappus. Die Idee eines Seniorenheims in Ambach begrüße man, erklärte er. Jedoch müsse das Gesamtkonzept stimmig sein. Es dürfe nicht zu teuer sein, des Weiteren müssten die Gegebenheiten in Ambach berücksichtigt werden, sagte er. "Am Ende ist es wichtig, dass alle zufrieden sind."

Die Seniorenbeiräte sind unterschiedlicher Meinung: Ambach sei "ein Nest am See mit 300 Bewohnern" und habe "null Infrastruktur", warnte Mechthild Felsch. Münsing wünsche sich eher Tagespflegemöglichkeiten sowie Optionen für einheimische Senioren, erklärte sie. Gabriele Skiba entgegnete: "Wenn Ambach keine Infrastruktur hat, dann ist es doch Zeit, dass eine geschaffen wird." Man solle dem Vorhaben positiv begegnen und überlegen, was es dem Ort bringen könnte, erklärte Skiba. "Betuchte Senioren sind auch Senioren", sagte Aldo Belloni. Die Debatte über das Seniorenstift sei überflüssig, erklärte er. "Wir sollten offen sein und aufeinander zugehen", forderte Helga Lehner, Seniorenbeauftragte von Münsing. "Kinder will man nicht, alte Menschen will man nicht, was will man denn dann?", sagte Lappus.

Im Anschluss an die Sitzung des Seniorenbeirats tagte die Delegiertenversammlung zum zweiten Mal. Unter anderem wurde über das umstrittene Thema eines besonderen Führerscheins für Senioren gesprochen. Vorgeschriebene Untersuchungen durch einen Haus- oder Augenarzt seien nicht sinnvoll, sagte Lappus. Stattdessen appellierte die Delegiertenversammlung an die Eigenverantwortlichkeit von Senioren. "Eine Führerscheinprobe mit Gewalt ist nicht sinnvoll."Ein Beiratsmitglied hatte einen Antrag an die Landesseniorenvertretung Bayern gestellt und um eine Stellungnahme gebeten.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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