Wohnprojekt:Bauunternehmer plant günstige Wohnungen

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Am Tölzer Kogelweg sollen drei Häuser errichtet werden - Anwohner protestieren.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Kilian Willibald hat ein Problem. Um einen Meister oder einen Ingenieur zu bekommen, muss der Chef des Straßenbau-Unternehmens aus Lenggries zumindest so lange ein Feriendomizil oder ein Ein-Zimmer-Appartement bezahlen, bis der neue Angestellte selbst eine Wohnung gefunden hat. "Das ist ein Drama", sagt Willibald. Wenn jemand 3000 Euro netto verdiene, aber fast 2000 Euro Miete für sich und seine Familie ausgeben müsse, "stimmt doch was nicht". Willibald will nun drei kleine Häuser mit zehn Wohnungen und einer Tiefgarage auf einem 2083 Quadratmeter großen Grundstück beim Wendehammer vor dem Café Kogel im Südwesten des Tölzer Kurviertels errichten. Gegen das Vorhaben bringen drei Anwohner des Kogelwegs starke Bedenken vor.

Das Areal ist bisher nur grüne Wiese, Baurecht gibt es darauf noch nicht. Darüber sollen die Stadträte an diesem Dienstag, 20. Juni, im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss (16 Uhr, Jahnschule) befinden, wenn sie über die Aufstellung des Bebauungsplans "Am Kogelweg II" diskutieren. Zwei der drei Anlieger verweisen in einem Schreiben an die Stadt darauf, dass in ihrem denkmalgeschützten Anwesen Kogelweg 10 erhebliche Schäden entstanden, als vor etwa vier Jahren in ihrer Nachbarschaft die Neubauten Kogelweg 5-11 entstanden. Seinerzeit habe man um schadensvermeidende Bodenuntersuchungen gebeten, doch die Stadt habe "nichts dergleichen festgesetzt", erklären sie. Das Resultat seien eine durchfeuchtete Stützmauer und nasse Kelleraußenwände gewesen, weil sich Grund- und Hangwasserströme durch die neuen Gebäude verändert hätten. "Unsere Schadenersatzansprüche in Richtung des damaligen Investors endeten mit dessen Insolvenz." Die Stadt wiederum habe sich für nicht zuständig erklärt. Ein zweites Mal wolle man Kosten und wertmindernde Faktoren nicht hinnehmen.

Der Anwohner des Anwesens Kogelweg 14, das ebenfalls ein Baudenkmal ist, fordert eine Stellungnahme durch das Landesamt für Denkmalpflege. Zudem argumentiert er, dass der Kogelweg mit dem Wendehammer schon jetzt nur bedingt geeignet sei, den Verkehr aufzunehmen. Ein Grund sei die Reha-Klinik Frisia mit 100 Zimmern und Dialyse-Zentrum. Auch er befürchtet Schäden an seinem Gebäude durch Schichtenflächenwasser.

Unterstützt werden die Anwohner vom Verein Freundeskreis Badeteil. Als Gründe nennt Vorsitzender Willibald Raab "die besonderen Umstände wie Wandel von Grünland in eine massive Wohnbebauung mit Tiefgarage und die Gefährdung von Baudenkmälern". Dies sei sehr bedenklich und sollte darum vor dem gesamten Stadtrat beraten werden, sagt Raab.

All diese Ängste bezeichnet Firmenchef Willibald als "aus baurechtlicher und bautechnischer Sicht durchaus bekannt und verständlich". Man werde sie bei der Eingabeplanung berücksichtigen, verspricht er. Aber noch ist es nicht so weit. Zunächst einmal müssen die Tölzer Stadträte auf dem Grünland überhaupt ein Baurecht schaffen, bisher gibt es deshalb weder einen Antrag auf Bauvorbescheid noch gar einen Bauantrag. Für Willibald ist das Vorhaben technisch eine ganz normale Sache. Das Teuerste an dem Projekt sei die Tiefgarage, da der Platz für oberirdische Stellplätze fehle, sagt er. Allerdings werde man dafür den Hang bodengleich abtragen und die Wohnhäuser darauf modellieren. Das Ganze spiele sich also "relativ oberirdisch ab".

Die drei neuen Häuser sollen zehn Wohnungen beherbergen, acht davon sollen zwischen 50 und 80 Quadratmeter, zwei etwa 100 Quadratmeter groß sein. Alle blieben in seinem Besitz oder dem seiner Familie, sagt Willibald und stellt klar: "Das ist kein Bauträgermodell." Die Quartiere würden sicher nicht als Eigentumswohnungen verkauft. Der Chef des Lenggrieser Unternehmens mit circa 100 Beschäftigten benötigt sie für hoch qualifizierte Mitarbeiter, um die er unter anderem im Kino und in Printmedien wirbt. Die neuen Kräfte bräuchten nun mal eine bezahlbare Wohnung. Wirtschaftlich, sagt Willibald, seien die drei Häuser eher "in den Ofen geschossen". Er mache damit "keinen Euro mehr Umsatz".

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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