Wirksamer Protest:Penzberger kämpfen für zwei Bäume

Penzberg Baum-Protest

Für die Protestierenden ist klar: Die Bäume gehören vor die Stadthalle.

(Foto: Manfred Neubauer)

120 Bürger demonstrieren für den Erhalt einer alten Ulme und einer Kastanie vor der Stadthalle. Die für Montag angesetzte Fällung ist mittlerweile aufgehoben, doch die Naturschützer sind noch nicht am Ziel

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

"Nicht vergessen: Sie fällen . . . wir wählen", ist ein Spruch von vielen auf den Protestschildern vor der Penzberger Stadthalle am Samstagvormittag. Etwa 120 Bürger sind dem Aufruf von Bündnis 90/Die Grünen, Bund Naturschutz und Denkmalverein gefolgt, um für die Rettung der beiden Bäume - einer Ulme und einer Kastanie - vor dem denkmalgeschützten Gebäude zu demonstrieren. Einen Teilerfolg haben die Organisatoren bereits erzielt. Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte tags zuvor einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Darin bittet sie, der Stadtrat möge sich in seiner Sitzung am Dienstag, 26. Januar, (Beginn 18.15 Uhr) mit der Zukunft der Bäume beschäftigen. Daraufhin verschob die Stadt die Fällung, die für diesen Montag angesetzt war.

Das reicht den Grünen allerdings nicht. Ein weiterer Antrag soll das Umschneiden der Bäume verhindern. Wie Stadtrat Klaus Adler den Protestierenden erklärte, gebe es verschiedene Wege, den Beschluss des Bauausschusses zu kippen. Dieser hatte kürzlich die Fällung mit sechs zu zwei Stimmen auf Empfehlung der Denkmalschutz-Behörden beschlossen. Das Landesamt für Denkmalschutz hält einen freien Blick auf die Stadthallen-Fassade für wünschenswert. Zudem wurde angeführt, die Wurzeln beschädigten Mauerwerk und Kanal.

Adler skizzierte die Optionen: Entweder Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei) hebe den Beschluss auf, oder der Bauausschuss überprüfe sein Votum auf Antrag von einem Drittel der Mitglieder selbst. Weder ersteres noch letzteres werde der Fall sein, sagte Adler, worin ihm die Anwesenden lautstark beipflichteten. Es gebe eine weitere Möglichkeit laut Geschäftsordnung: Ein Viertel der Stadträte stellt einen Antrag auf Überprüfung des Ausschussbeschlusses.

Die sechs dazu nötigen Stadträte konnten noch an Ort und Stelle gefunden werden: Michael Zöller (SPD), Christine Geiger (CSU), Michael Kühberger (CSU) und die drei Grünen-Räte Klaus Adler, Johannes Bauer und Kerstin Engel unterzeichneten den Antrag .

Adler betonte, dass das Landesamt keine Zuschüsse für die Sanierung der Stadthalle streichen werde, sollten die Bäume nicht gefällt werden. Das Argument, die Bäume seien asymmetrisch vor der Halle positioniert, sei lächerlich. Nie sei in den Beratungen zur Renovierung die Sprache davon gewesen, dass die Wurzeln das Bauwerk oder die Kanalrohre beschädigten. Er forderte die Protestierenden auf, Bürgermeisterin Zehetner bis zur Stadtratssitzung E-Mails zu schreiben und darin ihren Unmut über die Fällung zu bekunden. "Da könnte sie Anfang der Woche 500 Mails im Postfach haben. Das macht Eindruck. Aber bitte kein Shitstorm." Hannelore Jaresch, die Vorsitzende des Naturschutz-Ortsverbands, bekam viel Beifall, als sie sagte, es könne nicht sein, dass sechs Stadträte eine solch weitreichende Entscheidung alleine fällten. Auch wenn es rechtlich in Ordnung sein möge: "Was Bürger schön finden, ist wieder eine ganz andere Sache.

Einige Stadträte haben ihrer Ansicht nach kein Gespür für das Lebensgefühl der Penzberger. Viele Bürger seien mit den Bäumen aufgewachsen und hingen an ihnen, so Jaresch. Nach all den Bürgerinitiativen in jüngster Vergangenheit verstehe sie nicht, warum der Stadtrat nicht geahnt habe, was sich für ein Protestschrei erheben werde. Bäume seien Denkmäler, sie störten nicht, sondern belebten die Stadthallen-Fassade. Dem schloss sich auch Max Kapfer vom Denkmalverein an.

SPD-Stadtrat Michael Zöller sagte, er sei strikt gegen die Fällung. Die Veränderungen gingen ihm derzeit insgesamt zu weit. Man könne Penzberg ein modernes Gesicht geben, aber Traditionsstellen wie diese sollten belassen werden.

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