Wettbewerb:Boulevard, Bürgersaal und Wohnhäuser

Die Gemeinde stellt 13 Entwürfe für die Gestaltung der Bad Heilbrunner Ortsmitte aus. Drei Beiträge wurden preisgekrönt. Die Bürger können bis 25. Februar ihre Empfehlungen abgeben

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Thomas Gründl (CSU) blickt mit einer Mischung aus Freude und Nervosität in die Zukunft. Als Bürgermeister von Bad Heilbrunn macht er sich gerne ans Werk, um die Ortsmitte, die im Streit mit der Kurfürstin Adelheid GmbH mehr als drei Jahrzehnte brach gelegen hatte, endlich neu zu gestalten. Damit kommen allerdings auch große Aufgaben auf die Gemeinde zu. Gründl rechnet mit einem erheblichen Zuzug um etwa 1200 auf dann 5000 Einwohner - mit allen Folgen für die Infrastruktur. Bad Heilbrunn bräuchte mehr Plätze in Kindergarten und Schule, einen Ausbau von Wasserleitung und Kanal.

Aber so weit ist man noch nicht. Unter 13 Modellen für das neue Zentrum muss erst einmal das passende für den kleinen Kurort gefunden werden. 15 Architekturbüros hatten am "Realisierungswettbewerb Ortsmitte" teilgenommen, davon waren fünf gesetzt, zehn bewarben sich selbst, am Ende zogen zwei zurück. Eine Jury mit fünf Architekten, je einem Gemeinderat jeder Fraktion und Bürgermeister Gründl vergab in drei Runden einen ersten, zweiten und dritten Preis. Dies bedeutet jedoch nicht, dass einer von diesen Entwürfen auch umgesetzt wird. Die Bevölkerung von Bad Heilbrunn hat noch bis Sonntag, 25. Februar, die Gelegenheit, einen der Entwürfe per Stimmzettel zu empfehlen und Verbesserungen vorzuschlagen.

Mehrgenerationenhof

Den ersten Preis vergab die Jury an das Büro "Lemme Locke Lühr Architektinnen" aus Berlin. Demnach soll die Hauptachse von Bad Heilbrunn von der Ferdinand-Maria-Straße über die Badstraße zum Wörnerweg zu einem dörflichen Boulevard ausgebaut werden. Der Kiliansplatz wird mit einem Brunnen und Zierbäumen als Marktplatz gestaltet. Ein Kinderspielplatz ist an der Badstraße gegenüber vom Rathaus vorgesehen, der Sitzungssaal und das Bürgerbüro nördlich davon im Gemeindearchiv. An der Badstraße und am Kiliansplatz sind Häuser mit Geschäften im Parterre und Wohnungen in den oberen Etagen geplant. Im alten Kurpark sollen drei- bis viergeschossige Wohnhäuser entstehen. Das großes Spa-Hotel soll mit vier Gebäuden am Abt-Walther-Weg situiert werden. Eine Besonderheit dieses Entwurfs ist der Mehrgenerationenhof auf dem alten Post-Areal: Drei Mehrgenerationenhäuser bilden dort eine hofartige Anlage.

Ganz neue Mitte

An den Architekten Daniel Schönle aus Stuttgart ging der zweite Preis. Er gibt Bad Heilbrunn quasi eine neue Ortsmitte rund um einen Marktplatz, der am Abzweig des Abt-Walther-Weges von der Badstraße angelegt ist. Darum gruppieren sich die drei lang gestreckten Gebäude des Hotels, ein neuer Bürgersaal nördlich vom Rathaus, Wohnhäuser mit Läden im Erdgeschoss entlang der Badstraße und reine Wohnhäuser im Kurpark.

Auferstehung der Wandelhalle

Den dritten Preis erhielt das Architekturbüro Palais Mai GmbH aus München. Sein Entwurf basiert auf einer Art Choreografie szenischer Bilder. Der Kurpark, ein Marktplatz, das "Bella Vista", die alte Allee, ein Grand Hotel - all dies sind den Münchner Baumeistern zufolge Beispiele für solch einzelne Szenerien in Bad Heilbrunn. Das Markanteste an ihrem Modell: Die Wandelhalle wird gleichsam wieder aufgebaut. Dieses lange Gebäude soll gegenüber vom Hotel Kilian am Kiliansplatz entstehen.

Bad Heilbrunn Neugestaltung Ortsmitte

Für die Ortsmitte von Bad Heilbrunn mit der Mariensäule stehen 13 Entwürfe zur Debatte.

(Foto: Manfred Neubauer)

Neben der neuen Wandelhalle ist im Norden ein Kurhaus mit Gemeindesaal geplant, das im Verbund mit dem gegenüber liegenden Rathaus einen Marktplatz umfasst. Das neue Hotel ist mehr nach Westen gerückt, wo jetzt noch die ehemalige Kurpension Strauss mitsamt Hallenbad steht. Wohn- und Gewerbegebäude sind auf dem alten Post-Areal und am Eck Badstraße/Parkweg eingezeichnet, reine Wohnhäuser am Parkweg und am Malachias-Geiger-Weg, während der Kurpark selbst ziemlich frei bleibt.

Favorit des Bürgermeisters

Mit den preisgekrönten Entwürfen mag sich Bürgermeister Gründl nicht recht anfreunden. Alle drei seien schön, sagt er. "Aber sie sind nicht das, womit ich mit Euphorie durch die Gemeinde laufe." Was ihm jedes Mal fehle, sei ein zentraler Dorfplatz, eine wirkliche Ortsmitte. Deshalb will er in der Bürgersammlung am Montag, 5. März, ein Plädoyer für einen anderen Wettbewerbsbeitrag halten. Der stammt von der Krämmel Bauplan GmbH aus Wolfratshausen.

Vom Rathaus bis hinunter zum Parkweg entsteht demnach an der Badstraße und am Kiliansplatz, wo jetzt noch Schuttberge aufgetürmt sind, eine kleine, geschwungene Flaniermeile mit Geschäften, davor eine Markthalle in der Mitte. An der Einmündung des Abt-Walther-Wegs in die Badstraße sieht der Entwurf einen Rathausplatz mit Brunnen vor, gegenüber der Post das neue Hotel, dahinter eine Freilichtbühne. Auf dem Parkplatz im Westen bis hin zur Kurpension Strauss ist "Wohnen am Hang" geplant, weitere Wohnhäuser sollen entlang der alten Allee im Kurpark errichtet werden. Mehrgenerationhäuser sind am Parkweg vorgesehen.

Bad Heilbrunn Neugestaltung Ortsmitte

Eine geschwungene Flaniermeile mit fünf Geschäftshäusern und einer vorgerückten Markthalle (unten) neben der Badstraße ist der Kern des Modells der Krämmel Bauplan GmbH, das Bürgermeister Thomas Gründl bevorzugt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Entscheidung, welcher Entwurf umgesetzt wird, fällt der Gemeinderat in seiner Klausurtagung im April. Danach müssen ein oder zwei Bebauungspläne aufgestellt werden. Bürgermeister Gründl rechnet damit, dass noch etwa fünf Jahre vergehen werden, "bis man die ersten Teile der neuen Ortsmitte sieht".

Die 13 Entwürfe des Realisierungswettbewerbs sind bis zum 25. Februar dienstags bis sonntags, jeweils von 12 bis 18 Uhr, in der Park-Villa in Bad Heilbrunn zu besichtigen.

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