Wenn das Leben zu schwer wird:Krisen gehören zum Leben

Suizid-Präventionsabend in Egling

Stellten die vielfältigen, niederschwelligen Hilfsmöglichkeiten in Krisen dar (v.l.n.r.): Veronika Bichlmayr, Richard Nefzger, Heidi Rottach und Stefanie Meier.

(Foto: Claudia Koestler)

In Egling informieren Experten über Hilfsangebote bei psychischen Problemen im Landkreis.

Von Claudia Koestler

Am Ende der Veranstaltung war Eglings Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW) ein Satz unmissverständlich hängen geblieben, weshalb er ihn noch einmal eindringlich zitierte: "Wenn man sich ein Bein bricht, hat keiner ein Problem damit, zum Arzt zu gehen und sich helfen zu lassen. Genauso sollte man es sehen, wenn die Seele gebrochen ist: Bei Depressionen ist es ein Zeichen der Stärke, sich Hilfe zu holen." Und Hilfe gibt es tatsächlich, für jede Lebenslage und für jeden, insbesondere für Landkreisbürger. Das war die klare Botschaft eines Informationsabends, der kürzlich in Egling stattfand.

"Krisen gehören zum Leben", sagte die Heilpraktikerin Veronika Bichlmayr, und schwere Krisen treffen mindestens jeden Dritten zumindest einmal im Leben, ganz unabhängig von Alter, Beruf, sozialer Schicht und finanzieller Situation. Längst sind psychische Probleme oder Störungen wie Depressionen oder Burnout eine Volkskrankheit, die nicht tabuisiert werden darf, genauso wie das Thema Selbstmord. Als Experten eingeladen waren die Eglinger Heilpraktikerin für Psychotherapie, Heidi Rottach, sowie der Psychologe Richard Nefzger und die Sozialpädagogin Stefanie Meier vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas. Bichlmayr moderierte den Abend.

Zwar bekennen sich inzwischen immer öfter auch Prominente zu ihren psychischen Krisen. Doch Bichlmayr war sich auch bewusst, dass es in ländlichen Gebieten und Dörfern, in denen jeder jeden kenne, noch Hemmschwellen geben könne, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Genau deshalb wollen wir das klare Zeichen setzen, sich nicht von solchen Gedanken leiten zu lassen", sagte sie. Auch für Oberhauser ist es wichtig, "sich hinzustellen und zu erkennen, dass man darüber reden muss. Muss!", betonte er.

Depressionen oder gar suizidale Gedanken betreffen schließlich nicht nur diejenigen, die darunter leiden, sondern auch Angehörige, Freunde und das gesamte soziale Umfeld. Somit sei genauso wichtig, dass sich auch sie Hilfe holten, sagten die Experten. Zum Beispiel über den Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas. Die Hilfsangebote dort richten sich an Landkreisbürger im Alter von 18. Jahren an, die chronisch oder akut psychisch erkrankt sind, davon bedroht sind oder schlichtweg in einer Krise stecken. Unterstützung bietet der Sozialpsychiatrische Dienst auch Angehörigen und Menschen aus dem sozialen Umfeld von Betroffenen. Wichtig: Alle Mitarbeiter unterliegen einer strikten Schweigepflicht. Konkret unterstützt wird hier zunächst mit einer Beratung in Form von Einzelgesprächen, Familiengesprächen oder auch Hausbesuchen.

Darüber hinaus können sich Landkreisbürger auch an den sogenannten "Krisendienst" wenden, eine Art Soforthilfe bei Problemen. Egal ob Betroffener, Mitbetroffener oder Angehöriger: Der Krisendienst ist laut Meier täglich von 9 bis 24 Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar unter der Telefonnummer 0180/6553000.

Krisen müssten folglich nicht ausschließlich negativ sein, bilanzierte Bichlmayr. "Krisen bieten eben auch Chancen, nämlich auf Veränderung, sie zwingen einen zum Handeln, sie läuten einen Wendepunkt ein", sagte sie. Und wer an einem solchen Punkt Hilfe annehme, der schaffe es, "aus vermeintlichen Falltüren wieder Brücken entstehen zu lassen - Brücken zurück ins Leben."

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