Weil Wildbach über Ufer tritt:Klage wegen Untätigkeit

Der geforderte Hochwasserschutz für Lengenwies beschäftigt das Gericht. Das Wasserwirtschaftsamt weist Vorwürfe zurück

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim wirft Helmut Leicht Untätigkeit vor: Denn der Wildbach durch den Habichtgraben bei Lengenwies tritt wiederholt über die Ufer. Obwohl Anwohner seit 2011 Hochwasserschutzmaßnahmen fordern, sind die Planungen immer noch nicht vollständig umgesetzt. Daher hat Leicht, wie er in einer Mail mitteilt, beim Münchner Verwaltungsgericht wegen Untätigkeit geklagt. Er fordert, seine Vorwürfe schnell zu bearbeiten. Das Wasserwirtschaftsamt weist die Kritik zurück. Dessen Leiter, Roland Kriegsch, erklärt die langwierige Planung unter anderem mit den Diskussionen um die frühere Eisenbahnbrücke.

Auf dem Bauwerk führt der Geh- und Radweg über den Habichtgraben. Ursprünglich sollte die Brücke ersatzlos abgerissen werden. Der Radweg sollte über eine Rampe die Böschung hinab in den Ort, dort über den Bach und auf der anderen Seite wieder zur früheren Bahntrasse geleitet werden. Laut Kriegsch sollte so eine Engstelle beseitigt werden. Denn durch die Rundbogenkonstruktion aus Beton staue sich das Wasser auf.

Dieser Lösung hatte sich allerdings die Kommune widersetzt und eine leichte Stahlkonstruktion als Ersatz erkämpft, die jetzt gebaut wird. Damit erklärt Kriegsch auch die langwierigen Planungen. Dass sei aber ein "ganz normaler" Prozess. Das Wasserwirtschaftsamt habe der Gemeinde Planungsvarianten vorgelegt. Dann seien die Maßnahmen mit der Gemeinde diskutiert und abgestimmt worden. Dass der Lengenwieser Leicht gegen den Freistaat geklagt habe, wisse er nur von der Mail, die auch an das Wasserwirtschaftsamt gegangen sei.

Der Behörde vorzuwerfen, untätig zu sein, ist aus Sicht von Roland Kriegsch falsch. "Von Anfang an hat es sich um ein mehrstufiges Verfahren gehandelt", erklärt er. Mit der Geschiebe-Sperre sei der erste Teil der Planungen umgesetzt worden. Jetzt folge die zweite Phase. Es gehe darum, das Wasser schneller abfließen zu lassen. Dafür sollen etwa auf der Bachsole Holzbohlen verlegt und erneuert werden, über die der Bach schneller Richtung Loisach strömen könne.

Derzeit sind die Planungen in einer entscheidenden Phase. Das Wasserwirtschaftsamt steht kurz davor, die wasserrechtliche Genehmigung für die Hochwasserschutzmaßnahmen zu beantragen. Vergangene Woche hatte Florian Barnerssoi vom Büro SKI das Vorhaben, den Gewässerlauf teils zu vertiefen und zu begradigen, im Gemeinderat vorgestellt. 2013 hatte die Behörde eine Geschiebe-Sperre und einen Wildholzrechen im oberen Bereich des Bachs verbaut. So sollte die Gefahr von Hochwasser in Lengenwies minimiert werden.

Die Schutz-Maßnahmen sollen rund 1,1 Millionen Euro kosten. Jeweils die Hälfte fallen für den Gewässerausbau und den Brückenneubau an. Etwa 30 Prozent der Kosten müsste die Gemeinde übernehmen. Unter anderem soll die befestigte Uferböschung für einen schnelleren Wasserabfluss schräger und einheitlicher gestaltet sein. Auch ein renaturierter Abschnitt des Bachs soll umgestaltet werden. Baubeginn könnte 2019 sein. Den Termin ließ Barnerssoi aber bewusst offen. Das hängt auch davon ab, ob Anwohner im Verfahren klagen.

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