Weihnachtskonzert der Bananafishbones:Die Hütte brennt

Die Bananafishbones liefern zuverlässig ab, die Gäste von Django 3000 fiedeln furios und treiben die "Zigeinerisierung" des Oberlands voran.

Von Petra Schneider

Banafishbones Weihnachtskonzert

Weihnachtskonzert 2012: Die Banafishbones im Kurhaus

(Foto: Manfred Neubauer)

Auch am Freitag ist alles, wie es immer ist: Der prächtige Christbaum im Kurhaus, angeregtes Geratsche vor dem Konzert, Kinder, die Oma und Opa mitgebracht haben. Peter Horn sitzt und spielt wie immer auf seinem Bürostuhl, Florian Rein, drahtig wie eh und je, tauscht sein Schlagwerk mal gegen die Gitarre, mal gegen Akkordeon oder Xylophon. Bei Sebastian Horn sind die Haare inzwischen vom Kopf unter das Kinn gerutscht, was ihm guruhafte Züge verleiht und gut zu seinen Moderationen passt: Über die Geschwindigkeit der Welt spricht Horn, über das Meditieren auf einem Berg, vom Gefangensein im eigenen Körper und über die Kinder, von denen er gleich fünf zu Hause hat.

Auch die Songs sind oft melancholisch, wie das traurige Lied, das Peter Horn für den Film "Dinge, die bleiben" geschrieben hat. Oder der düstere Country-Song "Prisoner of Life". Das sonst so facettenreiche "Jackpot" wird am Freitagabend auf die einfache Melodie reduziert, die die beiden Horn-Brüder teilweise vierhändig am E-Piano spielen. Ein bisschen müde wirkt der Bananafishbones-Frontman, der im Sommer beim Schlafwandeln vom Balkon gefallen ist. "Oft träumt man vom Fliegen und dann wacht man im Bett auf", erzählt er. "Ich bin im Beet aufgewacht."

Das Programm beinhalte zu 70 Prozent neue Lieder, hatte Horn in einem Interview angekündigt. Das ist auch so, aber man wird das Gefühl nicht los, Vieles schon mal gehört zu haben. Rockige Nummern mit zum Teil harten Gitarrensoli von Peter Horn, der das sichtlich genießt, simple Melodien, ehrlicher Rock, oft mit Country-Elementen. Die wunderbaren Klangbilder, die die Fishbones auf ihrem aktuellen Album "12 Songs in One Day" weben, gibt es am Freitagabend kaum.

Umso experimenteller dafür die Lichtshow: Rote Lichtpilze, ein Teppich aus Lichterketten, Scheinwerferblitze und eine Nebelmaschine, die unermüdlich Schwaden hinter die Bühne spuckt. Überraschend auch eine anfangs gerappte Version von "Come to Sin" und die Tanzeinlage der Horn-Brüder zu einem irrwitzigen Medley, darunter Madonnas "Hey Mr. DJ" und das unvermeidliche "Gangnam Style":

Balleteske Luftsprünge und strenges Getrommle auf der in buntes Licht getauchten Bühne erzeugen einen heiteren, magischen Moment, der die kleinen Sorgenfalten, die sich anfangs gebildet haben, wieder glättet. Nach der Pause, als klar ist, dass das Ende der Welt doch irgendwann anders stattfindet, ist Peter Horn erleichtert: "Ich bin nämlich schon ein bisschen abergläubisch." Dann gibt es auch wieder Verrücktes: Das kraftvolle "Fire Water Burn" zum Goaßlschnalzer-Takt, der Tölzer Schützenmarsch als schmissiger Country in einer englischen Textfassung, das bairisch gesungene "Brenn oide Hiaban brenn".

Als sich Kamil Müller und Florian Starflinger von Django 3000 ins Kurhaus fiedeln, brennt auch dort die Hütte. Denn die Gypsy-Pop-Formation aus dem Chiemgau, am Freitag ohne Drummer Jan-Philipp Wiesmann und Kontrabassisten Michael Fenzl, die das Voralpenland mit Csardas und lässigem Swing "zigeinisieren" will, bringt mit ihrem Wiesnkracher "Heidi" das Kurhaus zum Kochen.

In einem furiosen Finale fiedeln, zupfen, spielen und singen die Fishbones mit den Djangos um die Wette, und man kann gar nicht genug bekommen von dieser elektrisierenden Liaison. Auch die Zuhörer nicht, die fünf Zugaben einfordern. Zum Abschied und zum Abkühlen gibt es eine leise Wohlfühlnummer der Fishbones - ohne Mikro und Verstärker. Schön, dass auch nächstes Jahr wieder Weihnachten wird.

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