Wassertreten:Bad Tölz baut Kneipp-Anlage für alle

Wassertreten: Kalte Füße: Die Anlage soll gleich südlich des Vitalzentrums entstehen und 220.000 Euro kosten.

Kalte Füße: Die Anlage soll gleich südlich des Vitalzentrums entstehen und 220.000 Euro kosten.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit den Becken soll auch der Kurpark vitalisiert werden. Anwohner sind dagegen.

Von Klaus Schieder

Im Tölzer Kurpark soll eine Kneippanlage mit einem ovalen Wasserbecken, Informationsstelen, Sitzbänken und Armbecken entstehen. Dies beschloss der Bauausschuss des Stadtrats am Dienstagabend einstimmig. Die Kosten dürften einer ersten Schätzung zufolge bei grob 220 000 Euro liegen. Die Becken seien für alle Altersgruppen gedacht, für Einheimische ebenso wie für Gäste, sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. "Die Anlage soll ein Kommunikationsplatz sein."

Dafür hat die Stadt jenen Teil des Parks ins Auge gefasst, der an der Ludwigstraße gleich gegenüber vom Vitalzentrum liegt. Ob dann der eine oder andere Baum gefällt werden muss, ist unklar. "Das muss ein Landschaftsgärtner entscheiden", sagte Fürstberger. Wenn ja, seien Neupflanzungen geplant. "Wir wollen den Kurpark als eine Art sozialen Treffpunkt wieder aufleben lassen", sagte Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Die neue Anlage ist deshalb nicht bloß für Touristen oder Besucher des Vitalzentrums gedacht, sondern für alle Tölzer Bürger, vor allem auch für Kindergärten und Schulen, für Seniorenheime.

Dem Bauamtsleiter zufolge handelt es sich um ein niedrigschwelliges Angebot, das kostenlos und ohne große Einweisung genutzt werden kann. Die Info-Stelen geben Auskunft über richtiges Kneippen, ansonsten könne man einfach die Schuhe ausziehen, "sofern man seine Füße in den letzten 14 Tagen mal gewaschen hat", wie Fürstberger scherzte. Vor Jahren hatte es in Bad Tölz eine betagte Kneippanlage an der Isar gegeben, die dann von der Abteilung Humanmedizin im Landratsamt wegen hygienischer Mängel geschlossen wurde. Seither hätten Bürger aller Altersgruppen "sehr häufig den Wunsch an uns herangetragen", einen modernen Ersatz zu schaffen, sagte Fürstberger.

Ein Standort an der Isar kam für die Stadt nicht mehr in Frage. Das wäre allenfalls "nett für Radler, die dort vorbeifahren", so der Bauamtsleiter. Für den Kurpark sprach die Nähe zum Vitalzentrum. Zudem sind die Erschließungswege ganz kurz. Und Toiletten, die zum Mindeststandard einer solchen Anlage gehören, gibt es in der Nähe bereits, sie müssen also nicht erst gebaut werden. Geplant ist eine naturnah gestaltete Variante, was Stadtrat Michael Lindmair (FWG) gefiel. Es sei auch schön, dass man mit den Armbecken gleich an Rollstuhlfahrer gedacht habe. "Das ist ein Baustein, den wir brauchen und der an der richtigen Stelle positioniert ist", sagte Lindmair.

Wegen der erheblichen Kosten will die Stadt eine Förderung aus dem Leader-Programm der Europäischen Union beantragen. Bis zu 50 Prozent der Gesamtsumme könnten erstattet werden, teilte Fürstberger mit und zeigte sich zuversichtlich: "Das schaut ganz gut aus." Für Robert Paintinger (CSU) sind rund 220 000 Euro eine erkleckliche Ausgabe aus Steuermitteln. "Da baust du ja ein kleines Haus dafür." Er wolle dann schon genau wissen, wie es zu einem solchen Betrag komme.

Andrea Grundhuber (Grüne) forderte unterschiedlich Wasserhöhen in dem Becken - "wenn es denn ernst gemeint ist, dass die neue Anlage etwas für Erwachsene und für Kinder sein soll". Außerdem wollte sie wissen, wie hoch die Kosten für den Unterhalt ausfallen, da das von Bäumen umgebene Becken laubfrei sein sollte. Das sei ein Problem, erwiderte Fürstberger. Ein bis zwei Mal wöchentlich werde ein Hausmeister jeweils ein bis zwei Stunden mit der Reinigung beschäftigt sein. Das dürfte rund 100 Euro pro Woche kosten. Noch viel teurer werde die Anlage aber, wenn die Stadt sie nicht wie geplant mit Quellwasser speisen könne. "Wenn wir Frischwasser reinlaufen lassen, ist es schon noch deutlich mehr."

Allerdings könnte es eine andere Hürde geben. Nach Ansicht des Vereins "Freundeskreis Badeteil" widerspricht der Bau eines Kneippbeckens dem Denkmalschutz, unter dem der gesamte Kurpark steht. Das Landratsamt wies die Stadt schon vor zwei Jahren darauf hin, dass eine denkmalpflegerische Erlaubnis unerlässlich sei. Für Stadtbaumeister Hannes Strunz sind weder ein Kahlschlag noch andere gravierende Veränderungen im Park nötig. Deshalb nehme er nicht an, dass diese Genehmigung zum Hindernis werde, sagte er.

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